Handwörterbuch der Chemie.
Setzt man Diamant auf einer Unterlage von Kalk oder Graphit der Flamme eines sehr
starken Knallgasgebläses aus, so verbrennt er schnell; der noch unverbrannte Theil ist an den
Ecken abgerundet und rauher geworden, hat viel von seinem Glanze verloren und zeigt viele
Sprünge, den Blätterdurchgängen entsprechend; er erscheint zur Hälfte geschmolzen (17). Setzt
man ihn auf Magnesia dem Knallgasgebläse aus, so wird er schwarz und zersplittert in Stücke
von muschligem Bruch; auf Pfeifenthon erhält er viele Einschnitte und scheint etwas ge-
schmolzen (18). Zwischen den Kohlespitzen einer kräftigen elektrischen Batterie erweicht der
Diamant, wird cokesartig, vermindert sein spec. Gew. von 3'36—2:678, bleibt so hart, dass er
Glas ritzt, ist aber bröcklich. Im Wasserstoff- oder Kohlenoxyd-Knallgebläse verschwindet er,
ohne zu erweichen (19). Bei Anwesenheit einer Batterie von 500— 600 Paaren wird Diamant zu
Graphit und schmilzt zu kleinen Kugeln [DrspPRETZ (18). Zwischen den Kohlespitzen einer
starken galvanischen Batterie nimmt Diamant allmáhlich an Volum zu, schwillt dann plótzlich
zum 8-—10 fachen seiner Grosse an, wird glasartig, undurchsichtig, weiss, bleibt aber nichtleitend
für Electricitàt; mitunter zersplittert er auch zu kohleartigen Bruchstücken (20).
Die meisten Diamanten hinterlassen beim Verbrennen eine geringe (0:05—0:2 9)
Menge Asche, theils als rothgelbes Pulver; theils als strohgelbe Krystalltheilchen.
Diese, Kieselsáure und Eisen enthaltende Asche zeigt sich unter dem Mikroskope
aus Blättern und Spiessen und einigen rundlichen Stücken bestehend, theils
schwarz und undurchsichtig und besonders stark glänzend, theils braunschwarz
und durchscheinend, theils gelbbraun, gelb oder weiss und durchsichtig. Die
Stücke zeigen meistens eine besondere Struktur und stellen bisweilen ein dunkles
Netz dar wie Pflanzenparenchym (21).
Die Diamanten werden zum gróssten Theil zu Schmucksteinen verarbeitet;
zu diesem Zweck werden die Rohdiamanten, háufig erst nachdem ihnen durch
Spalten mit einem Stahlmeissel eine regelmássigere Gestalt gegeben worden, ge-
schliffen oder »geschnitten.« Das Schleifen kann nur durch Diamant oder durch
Bor geschehen, und da letzteres zur Zeit noch kostbarer und vielleicht nicht einmal
so gut ist, so wird der Diamant in seinem eigenen Pulver geschliffen. Das
Schleifen und Poliren geschieht auf einer Scheibe von weichem Stahl, welche
sich horizontal mit grosser Geschwindigkeit um ihre Achse dreht und auf welche
man das Diamantpulver mit etwas Olivenöl bringt, anfangs das gröbere zum
Schleifen, Facettiren, schliesslich das feinste zum Poliren. Die Diamanten werden,
in einen Halter eingekittet, an die Scheibe gedrückt. Die bedeutendsten
Schleifereien befinden sich in Amsterdam.
Der Werth der Diamanten hängt ab von ihrer Grösse, ihrer Farbe, ihrem Wasser und
Feuer. Wegen ihrer Grösse berühmt sind der Diamant des Raja von Matun auf Borneo, welcher
mehr als 300 Karat (1 Karat— 0:205 Grm.) wiegt, der »Orlof« des russischen Kaisers von
194-25 Karat, der »Florentiner« des österreichischen Kaisers von 139 Karat, der »Regent« im
Besitze Frankreichs von 136 Karat; derselbe ist ausgezeichnet durch sehr schöne Form und
das reinste Wasser. Von hervorragender Schönheit ist der »Koh-i-noor«, der ein Gewicht von
163 Karat hat. Alle diese Diamanten stammen aus Ost-Indien; von brasilianischen ist besonders
bekannt der »Südstern«, der 125 Karat wiegt. Von schon gefärbten Diamanten seien erwähnt
der blaue Horze'sche, welcher bei einem Gewicht von nur 44'5 Karat einen Werth von
25000 Pfund Sterling besitzt, der rubinrothe von 10 Karat, der sich im russischen Kronschatz,
und der grüne von 48:5 Karat, der sich in Dresden befindet.
Eine weitere Verwendung findet der Diamant zum Ritzen und Schneiden von
Glas, wozu sich nur kleine, nicht geschliffene Krystalle oder Krystallstücke, deren
Kanten von zwei gekrümmten Fláchen gebildet sind, eignen. Eine andere Ver-
wendung findet er zum Abdrehen harter Körper, z. B. Walzen von Papier. Dia-
manten, welche zu den angegebenen Zwecken nicht gebraucht werden können,
»Diamantbord«, werden technisch verwerthet, hauptsächlich als Schreibdiamanten,
und das Pulver derselben zum Schleifen von Edelsteinen.
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