Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

222 Handwörterbuch der Chemie. 
Graphit aus (28). — Graphit entsteht ferner durch Zersetzung von Schwefel- 
kohlenstoff in hoher Temperatur, beim Ueberleiten von Chlorkohlenstoff über 
schmelzendes Gusseisen (29), beim Schmelzen von Kobalt haltendem Nickel mit 
Kohle (30), aus Kohlenoxyd bei Gegenwart von Eisenoxyd bei 300—400? (31); 
bei Rothgluth hórt die Abscheidung von Graphit sogleich auf (32) aus Diamant 
und amorpher Kohle (33) beim Glühen im Flammenbogen des elektrischen Stromes; 
durch Weissglähen von 2 Thin. Eisenfeile, 1 Thl. Braunstein und 1 Thl. Kien- 
russ im Tiegel (2); schliesslich bleibt der in den Bordiamanten enthaltene Kohlen- 
stoff nach dem: Behandeln derselben mit Chlor bei Rothgluth als amorpher, bei 
Weissgluth als krystallisirter Graphit (2) zurück. 
Um sowohl den natürlichen wie den künstlichen Graphit von den Aschenbestandtheilen zu 
befreien, glüht man ihn gepulvert mit Kalihydrat, wüscht mit Wasser, kocht mit Salpetersalz- 
säure und setzt ihn nach dem Waschen und Trocknen 18 Stunden lang bei Weissgluth einem 
Strome von trockenem Chlor aus (DUMAs und STAs) — oder man glüht mit dem vierfachen 
Gewichte Natronkalicarbonat und laugt die Masse mit Wasser, Salzsäure und Kalilauge aus 
(34). — Nach WINKLER (35) glüht man feingepulverten Graphit mit dem gleichen bis doppelten 
Gewichte einer Mischung aus gleichen Theilen Schwefel und Natriumcarbonat gelinde bis zum 
Verschwinden der Schwefelflamme, wäscht mit Wasser durch Dekantiren, zieht mit verdünnter 
Salzsäure das Eisen und, nach vorherigem Waschen mit Salmiaklösung, durch Kochen mit 
Natronlauge die Kieselsäure aus, wäscht und glüht im bedeckten Tiegel. — STINGL (36) schmilzt 
den Graphit mit Kalihydrat und behandelt die Schmelze nach dem Waschen und Trocknen zu- 
erst mit Königswasser, darauf mit starker Flusssäure. Die Operationen müssen mehrmals wieder- 
holt werden. — BRACKADON (24) schmilzt den fein zerriebenen Graphit mit Natriumcarbonat, 
wäscht mit Wasser, Salzsäure und nochmals mit Wasser. Das nach dem Trocknen erhaltene 
zarte Pulver wird angefeuchtet, in Formen gebracht, luftfrei gemacht und dann unter sehr starkem 
Druck zusammengepresst. Der so dargestellte Graphit hat das Ansehen, die Härte und Dichte 
des natürlichen, welchen er in der Leitungsfähigkeit für Elektricitit um das 18 fache übertrifft, — 
Am häufigsten wird das von BRODIE (37) angegebene Verfahren angewandt: 14 Thle. fein ge- 
pulverter, blättriger Graphit werden mit 1 Thl. chlorsaurem Kali und 2 Thin. conc. Schwefel- 
säure im Wasserbade erwärmt, so lange sich chlorhaltiges Gas entwickelt; der Rückstand wird 
mit Wasser gewaschen und getrocknet. Beim Erhitzen dieses getrockneten Graphits entwickeln 
sich Schwefelsäuredämpfe, der Graphit schwillt dadurch stark auf und bildet ein leichtes, lockeres 
Pulver von 2:25 spec. Gew., das auf Wasser schwimmt, ohne von ihm benetzt zu werden, 
während die erdigen Beimengungen zu Boden sinken (38). — 
Eigenschaften. Der natiirliche Graphit ist zum Theil (Ceylon, Passau) 
von blättriger Struktur und schwer zerreiblich, zum Theil weicher und leichter 
zerreiblich, weshalb BRODIE »blättrigens und »amorphens Graphit unterscheidet. 
Er krystallisirt (3) hexagonal und zwar rhomboédrisch. KENNGOTT (39) beob- 
achtete an Krystallen von Ticonperoca (New-York) oo P2, 2P2, # P2; 2P2: 
0P—110?; 2P2:0P — 1377; ausserdem ein Rhomboéder R — 85*30' R:0P«— 1227. 
NORDENSKJOLD (40) dagegen betrachtet die Graphitkrystalle von Ersby und Stoer- 
gard in Finnland als monoklin. 
Graphit ist stahlgrau, vollkommen undurchsichtig, besitzt M.tallglanz, fühlt 
sich weich und fettig an und ist abfärbend. Das spec. Gew. fand FUCHS zu 
2:14; KENNGOTT zu 2:229; BRODIE zu 2:25—2:26; MENE zu 2:105—2:583; es 
ist also weit niedriger als das des Diamants. Härte = 0:5—1, doch wurde von 
KENNGOTT eine Varietät mit der Härte 2 beobachtet. Die specifische Wärme fand 
REGNAULT — 0:202 für natürlichen, — 0:197 für Hochofengraphit; KoPP — 0:174 
resp. 0:166; WEBER fand dieselbe für natürlichen Graphit bei 978° = 01467. Die 
Verbrennungswürme fanden FAVRE und SILBERMANN pro Atom C — 93564 Calor. 
für natürlichen und 93144 Calor. für Hochofengraphit (2). Der lineare Aus- 
        
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
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