442 Handwörterbuch der Chemie.
Glühen erhitzt wurden (GEgNGEMBRE 1817). Später suchte man diese Art der
Darstellung mit der gewöhnlichen Methode zur Bereitung von Leuchtgas aus
Kohlen, bituminösen Schiefern, Oelen, Petroleum zu einem Processe zu ver-
einigen. SELLIGUES, fussend auf die Versuche von FARADAY, LÖwE und JoBARD,
leitete (1834) Wasserdampf nacheinander durch 2 Retorten, in welchen Kohlen
destillirt wurden. Das hier gebildete Gas gelangte in eine dritte Retorte, in
welcher Schieferöl vergast wurde. WHITE (19) änderte das Verfahren dahin ab
(Wrrre’s Hydrocarbonprocess), dass er in einer mit Torfkohle gefüllten Retorte
ein Gemisch aus Wassergas und Wasserdampf erzeugte und dieses eine zweite
Retorte passiren liess, in welcher Cannel-, Boghead-Kohle oder Harz der
trockenen Destillation unterworfen wurden. Nach FRANKLAND (20) wirkte das
Wassergas in zweierlei Weise, mechanisch, indem es die gebildeten Gase rasch
der entkohlenden Wirkung der glühenden Retortenwánde entzog, chemisch, in-
dem der in den ersten Retorten nicht zersetzte Wasserdampf in der zweiten zer-
legt wurde. LEPRINCE (21) führte den WnurrE'schen Process in einer einzigen
Retorte aus, welche durch horizontale Scheidewánde in 3 communicirende Ráume
gethelt war, von denen zwei zur Erzeugung von Wassergas und einer zur Car-
buration diente.
Der Hydrocarbonprozess ist vorübergehend bei der Oelgasbereitung zur An-
wendung gekommen (22).
GiLLARD (23) stellte Wassergas dar durch Einwirkung von Wasserdampf auf
fein zertheiltes, in einer Retorte erhitztes Eisen. 'lEssiÉ pu Morav (24) zersetzte
Kohle durch Glühen mit Kalkhydrat (C + 2Ca(OH), = 2H, + CaCO, + CaO)
(Hydro-Oxygen-Process). Alle diese Verfahren haben sich aber, als zu theuer und
umständlich, keinen Eingang verschafft und sind durch die Darstellung von
Wassergas in Generatoren verdrängt worden. In Deutschland ist auch der
letztere Process bis jetzt nur wenig verbreitet (SCHULZ und KNAUDT in Essen).
VI. Natürliches Gas (25).
Bei dem Auftreten von Petroleumquellen in Pennsylvanien erbohrte man auch
häufig Gasquellen, welche nicht selten sehr mächtig waren, so 1878 in Murrays-
ville bei Pittsburg. Man liess dieses Gas, trotzdem es eine sehr starke Heizkraft
besass, anfangs unbenutzt entweichen, bis man im Jahre 1883 anfıng, dasselbe
aufzufangen und für industrielle Zwecke zu verwerthen. Den Hauptbestandtheil
des Gases bildet Methan, doch ist die Zusammensetzung keine constante, da ForRD
an verschiedenen Tagen 0— 23 9 Stickstoff, 0—22 Kohlendioxyd und 0,4—42 Sauer-
stoff fand. Die mittlere Zusammensetzung des Gases ist nach Forp (I) und
anderen (II):
LA ceih
Mun °°! o . . . . . | Gta 160—904
Wasserstoff. 2... +a…n+ + + + 229 5—20$
Stickstoff 2a + ‘nee + » 5 32 1—122
Aethan ..n +. ol ls 52 1—82
Aethylen ow 7. V5.4 v + 1$ —
Propan «a. hie ». 5. . …« . — | 0—2%
Kohlendioxyd 5 38 . . - 0:6 9 0:3—249
Kohlenoxyd :. -. 22522999 «0 0:62 Spuren
Der Durchschnittsverbrauch des natürlichen Gases soll in Pittsburg pro Tag
ca. 7 Millionen Cbm. betragen. H. DREHSCHMIDT.