Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
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514 Handwörterbuch der Chemie. 
festen Körper und schwimmt auf Steinöl. Es schmilzt bei 180°. Bei dieser 
Temperatur wird es von trocknem Sauerstoff noch nicht angegriffen. Bei etwa 
900° entzündet es sich an der Luft und brennt mit weisser, ausserordentlich 
glänzender Flamme. TRroosT hat es bei lebhafter Rothgluth im Wasserstoffstrome 
verflüchtigt, die specifische Würme des Lithiums ist zwischen 27 und 100° gleich 
0:9408 [REGNAULT (24), die Atomwáürme 6:59. Seine elektrische Leitungsfáhig: 
keit bei 90? ist 19, wenn die des Silbers zu 100 gesetzt wird; es ist das am 
wenigsten gut leitende Alkalimetall. 
Das Lithium zersetzt das Wasser bei gewóhnlicher Temperatur, ohne zu 
schmelzen und ohne sich zu entzünden. Von conc. Salpetersüure wird es so 
heftig oxydirt, dass Flammenerscheinung auftritt. Nach MATTHIESSEN (25) wird 
conc. Schwefelsäure von dem Metall langsam, verdünnte Schwefelsáure und Salz- 
süure unter stürmischer Gasentwicklung angegriffen. Das Lithiummetall corrodirt 
noch unterhalb seiner Schmelztemperatur Kieselsiure, Glas und Porcellan, auch 
Eisen, Silber, Gold und Platin werden davon angegriffen. Schwefel, sowie Phos- 
phor vereinigen sich mit dem Lithium bei Temperaturen unter dessen Schmelz- 
punkt. Im Chlorgas, Brom-, Jod- Schwefeldampf verbrennt es mit starkem 
Glanz; ebenso in trockner Kohlensäure und in Schwefelwasserstoffgas. 
Nach SkELIG (26) lóst sich das Lithium, ebenso wie das Natrium in ver- 
fliissigtem Ammoniak, wobei anfangs eine rothe, dann eine blaue Färbung 
auftritt. 
LOCKYER (27) will beobachtet haben, dass das im Vacuum destillirte Lithium 
sein 100faches Volumen Wasserstoffgas entwickelt. 
Das Lithium fürbt die nichtleuchtende Flamme roth. Das Spectrum der 
Lithiumflamme zeigt eine sehr glinzende, rothe Linie Lia, deren Wellenlänge nach 
der Tafel von Thalen 670:52 Milliontel Millim. ist, ferner eine schwáchere im Orange 
von 610:2 und eine noch schwichere im Blau von 460-27 Millim. Wellenlänge. 
Noch zwei schwache blaue Linien treten auf, wenn der elektrische Funke eines 
Inductionsapparates an der Oberfliche einer Chlorlithiumlésung oder über ge- 
schmolzenem Lithiumcarbonat überschlägt [LECOQ DE BOISBAUDRAN (28), SCHÔNN 
(29), LIVEING und DEWAR (30)]. Wenn man mit mässig concentrirten Lósungen 
und der Flamme eines Bunsenbrenners operirt, so ist die rothe Linie Lia die -weit- 
aus sichtbarste und charakteristischste. Nach BUNSEN genügen 0:000009 Milligrm. 
Chlorlithium, um die Spectrallinie zum Vorschein zu bringen (vergl. pag. 524). 
Das Atomgewicht des Lithiums war 1817 von ARFVEDSON durch Be- 
stimmung des Chlors im Chlorlithium zu 10:10 gefunden worden. Das Salz war 
nicht genügend gereinigt, enthielt etwas Kalium- und Natriumchlorid; schon ge- 
rnge Mengen der letzteren bedingen aber eine erheblich hóhere Atomgewichts- 
zahl. BERZELIUS (31) bestimmte (1829) aus dem Sauerstoffgehalt des Lithium- 
oxyds die Zahl 6:490, durch Fällen von Lithiumsulfat mit Chlorbarium 6:615. 
Von den übrigen zahlreichen Atomgewichtsbestimmungen seien noch die von 
Troost (32) (1857), welcher durch Analyse des Chlorids die Zahl 6:949, durch 
Zersetzung des Carbonats 6:991, durch Ueberführung des Carbonats in Sulfat 
1:105 erhielt, ferner die mit grosser Genauigkeit angeführten von STAS (33) er- 
wühnt, welcher (1865) durch die Analysen des Chlorids 7:009, durch Ueber- 
führung des Chlorids in Nitrat 7:013 bestimmte. Die wahrscheinlichste Zahl ist 
nach L. Mever und SeuBerT: 7:01. In seinen Verbindungen zeigt das Lithium 
grosse Aehnlichkeit mit Kalium und Natrium und ist wie diese einwerthig. 
 
	        
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