614 Handworterbuch der Chemie.
verdünnte Lósungen verschiedener Substanzen in demselben Mittel gleichen Gefrierpunkt haben,
wenn die Substanzen in gleichen molekularen Mengen gelöst sind. Ferner lässt sich aus der
Gleichung der Werth von 7 für verschiedene Lósungsmittel, deren Gefrierpunkt und Schmelz-
warme bekannt ist, berechnen. In der folgenden Tabelle sind einige berechnete Werthe mit
den von RAoULT gefundenen zusammengestellt:
Lösungsmittel T W 0:02 77/W ¢(RAouLT)
Wasser . . .. 973 79 18:99 18:5?
Essigsäure . . . 273 +167 43:2 38:8? 38:6?
Ameisensäure . . 273 + 85 55:6 28:4? 91:79
Benzol . . . . 9273-1- 4*9 29-1 539 50?
Nitrobenzol. . . 273 + 53 22:3 69:5° "071?
Für Aethylenbromid berechnet sich aus den Werthen von 7'und 7 die Schmelzwürme zu 13.
Eine direkte Bestimmung von PETTERSOR ergab übereinstimmend 12:9.
Bei einer ausgedehnten Vergleichung der angeführten Sátze mit den expeiimentell gefundenen
Resultaten zeigen sich in sehr vielen Fällen Abweichungen und zwar von der Art, dass sie
secundären Ursachen nicht zugeschrieben werden können. Um diese Abweichungen mit in
Rechnung zu ziehen, verfährt der Verfasser folgendermaassen. Die für die Abhängigkeit des
osmotischen Druckes P von der absoluten Temperatur 7° und dem Volumen V der Lösung, in
welchem sich die Gewichtseinheit der gelösten Substanz befindet, angegebenen Gesetze lassen
sich durch die Formel
PV= RT
zusammenfassen, welche dem BOYLE-GAY-LUssAC’schen Gesetz entspricht. Nimmt man in die
Formel noch die erwähnte Erweiterung des AVOGADRO’schen Satzes auf, so berechnet sich die
Constante A aus den Daten für Wasserstoff zu 845, falls das Volumen in Cbcm., der Druck in
Kgrm. auf das Quadratm. ausgedrückt wird. In diese Formel führt nun der Verfasser eine neue
Constante 7 ein, um dadurch die Abweichungen vom AvoGADRO'schen Gesetz, wie er sich aus-
drückt, mit in Rechnung zu ziehen. Er setzt:
PV—; 845 7.
Der Werth von z lässt sich aus der molekularen Gefrierpunktserniedrigung bestimmen, in-
dem die für dieselbe geltende Beziehung nunmehr in 7— 0:02: 7, / W übergeht. Diejenigen
Falle, für welche sich 7 = 1 findet, werden als normale bezeichnet, / bestimmt dann, wie oben
nach PLANCK ausgefiihrt, den Grad der Zersetzung. E. WIEDEMANN.
Lymphe*) nennt man den Inhalt des Lymphgefásssystems, eines zart-
wandigen, im ganzen Körper bei allen Wirbelthieren verbreiteten Róhrensystems,
dessen Hauptstimme mit dem Blutgefásssystem und zwar mit den Venen zu-
sammenhángen, in diese einmiinden. Derjenige Theil des Lymphgefisssystems,
welcher mit dem Verdauungskanal in Verbindung steht — die Lymphgefässe des
Dünndarmes und der Ductus thoracicus -— enthilt zur Zeit der Verdauung eine
*) 1) v. GorUP-BESANEZ, Lehrb. d. physiol. Chem., 3. Aufl, pag. 388. KüHNE, Lehrb. d.
physiol. Chem., pag. 252. HOPPE-SEVLER, Physiol. Chem., pag. 590. HERMANN, Handbuch d.
Physiol. 5, 2. Abth., pag. 302. 2) FANo, Arch. f. Anat. u. Physiol, Physiol. Abth. 1881, pag. 277.
3) SAvNrOLI, Ebend., pag. 269. 4) POISEUILLE et LÉFORT, Compt. rend. 46, pag. 677. 5) v. MERING,
Arch. f. Anal. u. Physiol, Phys. Abth. 1877, pag. 379. 6) A. WirTz, Compt. rend. 49, pag. 453.
7) HorPE-SELVER, Physiol. Chem., pag. 592. 8) v. GoRur-BESANEZ, Lehrb. der physiol. Chem.,
pag. 393. 9) HorPE-SEYLER, Physiol. Chem., pag. 592. 10) HENSEN u. DAHNHARDT, VIRCHOW's
Arch., Bd. 37, pag. 55 u. 68. 11) HENSEN, PFLÜGER’s Arch, Bd. 10, pag. 94. 12) RASKE,
Zeitschr. f, phys. Chem. 1o, pag. 336. 13) HAMMARSTEN, Sitzungsber. der K. sichs. Ges. der
W. math.-physik. Klasse 1871, pag. 617. 14) TscHIRIEW, Ebendas. 1874. 15) H. BUCHNER,
Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig 1876, pag. 108. 16) STRASBURG, PFLUGER’s Arch.,
Bd. 6, pag. 85. 17) J. GAULE, Arch. f. Anal. u. Physiol, Phys. Abth. 1878, pag. 468. 18) THOMSA,
Sitzungsber. der Wien. Akad. d. Wiss. Bd. 96, pag. 185. 19) EMMiNGHAUS, Ber. d. K. sächs.
Gesellsch. d. Wiss. 1873, pag. 267. 20) LEssER, Ebendas. 1871, pag. 590. 21) PREUSSE, Zeitschr.
f. physiol. Chem., Bd. 4, pag. 282. 22) J. MUNK, VIRCHOW’s Arch., Bd. 80, pag. 10.
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