Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Von Oxydationsmitteln wird Rohrzucker z. Thl. schon in der Kilte 
oder beim Reiben leicht angegriffen und z. Thl. unter Explosion oder Feuer- 
erscheinung zersetzt, so von Bleioxyd, chlorsaurem Kali, Chlorkalk, chlor- 
saurem Kali mit Schwefelsäure, so dass Mischungen von Zucker mit solchen 
Substanzen als »weisses Schiesspulver« bekannt sind (Vorlesungsversuch des Ent- 
zündens von Gemengen von Zucker und chlorsaurem Kali mit einem Tropfen 
concentrirter Schwefelsäure). 
Auch in wässriger Lösung oxydiren diese Substanzen, sowie manche andere, 
wie besonders Chromsäure, Jodsäure und Salpetersäure den Zucker, ferner 
ammon-alkalische Silberlösung bei sehr langem Stehen oder Erwärmen 
(448). Alkalische Kupferlösung (FEHLING'sche Lôsung), alkalische Queck- 
silber- und Wismuthlösungen werden von Rohrzucker nur bei langem Kochen 
spurenweise reducirt (s. o.)). Wohl aber werden manche neutrale oder sauer 
reagirenden Metallsalze oder -Oxyde reducirt, wie Quecksilberoxyd und einige 
Quecksilbersalze, Silbersalze, Gold- und Platinsalze, Eisenchlorid, 
Zinnchlorid etc. 
Salpetersäure mässiger Concentration wirkt erst invertirend (s. u.), dann 
oxydirend, es entweichen gelbe Dämpfe mit Stickoxyd, Kohlensäure, Blausäure etc., 
und es bleibt je nach der Art der Einwirkung Zuckersäure, Kassonsäure, nach 
SIEWERT und HEINTZ (476) C,H,O; (s. a. Sorbose und Aposorbinsäure), Wein- 
säure, Glycolsäure, Oxalsäure in wechselnder Menge zurück (177) Wenn 
man die Salpetersáure nicht stürker als vom spec. Gew. 1:25— 1:30 wáhlt und 
unterhalb 50— 70? arbeitet, entsteht viel Zuckersáure und wenig oder kaum 
Oxalsäure (476, 1103). Rauchende Salpetersáure und ein Gemenge dieser mit 
Schwefelsäure bildet Rohrzuckernitrat als zähe, verpuffungsfähige Masse 
(477). Mit sehr concentrirter Salpetersáure kann Entzündüng eintreten (478), 
Uebermangansáure oxydirt in saurer Lösung den Zucker, indem nach 
MAUMENÉ (479) eine Reihe neuer Säuren (Hexepinsäure, Trijieninsäure) 
entstehen soll, nach BRUNNER (480) und HEVER (480a) sind es indessen nur 
Ameisensäure, Essigsäure, Oxalsäure, Kohlensäure. Ebenso wirkt 
Chromsàáure (4802). 
Chlorzink zersetzt nach v. LIPPMANN (449) geschmolzenen Zucker und bildet 
neben vielen anderen Produkten Hexamethyibenzol, vielleicht aus den zuerst 
gebildeten acetonartigen Stoffen. 
Chlor und Brom wirken zersetzend; lüsst man nachher Silberoxyd oder 
auch Bleioxyd einwirken, so erhält man Glyconsäure (450). GRIESSHAMMER's 
Isoglyconsäure (451) scheint Glyconsäure zu sein (452). 
Auch Jod wirkt zersetzend und bildet mit kohlensaurem Kali wenig Jodo- 
form (453), Chlorkalk ebenfalls (450). Hierbei soll u. a. Pectinsäure entstehen. 
Die Chloride des Phosphors wirken in der Wärme ein, doch sind keine 
bestimmten Derivate aus der verkohlten Masse isolirt worden. 
e) Wirkung von Säuren. Inversion. Lävulinsäurebildnng. 
Concentrirte Schwefelsäure schwärzt Rohrzucker sofort, indem 
Huminstoffe sich als kohlige Massen ausscheiden und beim Erwärmen Kohlen- 
säure, Kohlenoxyd etc. entweichen. Ueber einen hierbei auftretenden, in 
Wasser löslichen, chininartig blau fluorescirenden Stoff s. (455). 
Salzsäuregas schwärzt ebenfalls. 
Mit verdünnten Säuren nimmt Zucker in der Kälte langsam, in der 
Wärme schnell Wasser auf und verwandelt sich in ein Gemenge gleicher Mole- 
    
      
  
  
  
  
   
    
   
   
    
   
    
    
  
  
  
  
   
    
   
     
   
    
  
  
  
   
   
   
   
      
   
  
   
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