Handwórrerbuch der Chemie.
nahmen LiEBIG und Gav-Lussac an, dass aller Stickstoff in Form von Cyan in
ihr vorhanden sei. GERHARDT und LAURENT (48) betrachteten sie als Nitro-
derivat einer Verbindung C,NH,, während BERZELIUS (49) die explosiven Eigen-
schaften der Knallsalze auf das Vorhandensein einer eigenthümlichen Ver-
bindung von Stickstoff und Metall zurückführte. KEKULE (50) betrachtet die
Knallsáure als Nitroacetonitril, giebt ihr demnach die Formel CH,(NO,)CN.*)
Die Salze der Knallsáure entstehen durch den Eintritt von Metall an die Stelle
der beiden an Kohlenstoff gebundenen Wasserstoffatome, welche diese Ersetz-
barkeit durch den Einfluss der elektronegativen Gruppen CN und NO, erlangt
haben. Durch die KrkurLÉsche Formel wird die Explosivitát der Knallverbin-
dungen und werden andere Eigenschaften derselben zwar erklärt, indessen giebt
es eine Reihe von Reactionen, welche nur schwierig mit ihr in Einklang zu
bringen sind. Es wurden daher von anderer Seite der Knallsáure von der KEKULÉ-
schen mehr oder weniger verschiedene Constitutionsformeln beigelegt, auf welche
jedoch hier nur hingewiesen werden soll (51).
Die freie Knallsáure scheint ausserordentlich zersetzlich zu sein. Wird
nach SCHOLVIEN (52) die möglichst rasch bereitete Mischung einer Lösung des
Natriumsalzes der Knallsäure mit Schwefelsäure sofort mit Aether behandelt und
die abgehobene Aetherlösung sogleich mit Silbernitrat durchgeschüttelt, so erhält
man reines Knallsilber. Lässt man aber die Knallsäure auch nur 10 Minuten
in der ätherischen Lösung, so hat sie sich unter Bildung von Metafulminursáure* *)
und Isocyanilsiure zersetzt (52).
Salze derKnallsáure, Fulminate. Die Knallsáure bildetSalze mit 1 und mit
2 Aeq. desselben Metalls, sowie solche, welche zwei verschiedene Metalle enthalten.
Knallsaures Quecksilber, C,N,O,Hg, bildet das Ausgangsmaterial für
die Darstellung der Knallverbindungen.
Knallquecksilber bildet sich aus Knallsilber beim Kochen mit Quecksilber
und Wasser (46), sowie aus Knallzink beim Behandeln mit Quecksilberchlorid (56).
Darstellung. Je 50 Grm. Quecksilber werden bei gewóhnlicher Temperatur in je 600 Grm.
Salpetersäure von 1:4 spec. Gew. gelöst. Die grün gefärbte Lösung giebt man in einen 5 Liter
fassenden Rundkolben, welcher weit im Hals ist und raschen Temperaturwechsel verträgt, und
trägt, nachdem man die Masse auf 25—30? erwürmt hat, 550 Grm. 25—30? warmen 98:5proc.
Alkohol ein. Man fügt zunächst die Hälfte des Alkohols zu. Es entsteht sofort ein Prasseln
durch Bildung grosser Gasblasen. Sobald kleinere aufzutreten beginnen und die Farbe der
Flüssigkeit aus hellgelb in rothbraun übergeht, muss weiterer Alkohol nachgegossen werden,
weil sonst die Reaction zu heftig wird. Tritt die erwähnte Erscheinung wieder ein, so giebt
man von Neuem Alkohol hinzu, so dass die zweite Hälfte des Alkohols je nach den Umständen
rascher oder langsamer in 1—4 Portionen eingetragen wird. Bei zu raschem Eingiessen des
Alkohols tritt Abscheidung von metallischem Quecksilber ein. Die während der Reaction reich-
lich sich entwickelnden weissen Dämpfe leitet man zweckmässig durch ein weites Rohr ab.
Keinesfalls dürfen sie mit der Flamme in Berührung kommen, da dadurch Explosionen veran-
lasst werden können. Sobald nach Zusatz allen Alkohols die weissen Dämpfe anfangen zu Ver-
schwinden und rothbraunen Platz zu machen, unterbricht man die Reaction durch Eingiessen von
l Liter oder mehr bereitgehaltenen Wassers.
*) STEINER erhielt durch Behandlung von fulminursaurem Ammoniak mit concentrirter
Schwefelsäure einen Körper, den er für Nitroacetonitril hält (s. unter fulminursaurem Ammoniak).
**) Es werde hier der Name Metafulminursäure nach dem Vorgange von BEILSTEIN (Hand-
buch, Aufl. 2, Bd. 1, pag. 1154) für diese Säure adoptirt, welche ihr Entdecker SCHOLVIEN
Isocyanursäure nennt, weil der Name Isocyanursäure jetzt meist der gewöhnlichen Cyanursäure
(Tricarbimid) beigelegt wird (s. Bd. III, pag. 122 u. £.).
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