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Die Stiele oder Ständer. Entsprechend der Stärke der Grundschwelle
sind auch die Stiele verhältnismässig stark, um so mehr, als sie über ihrer
oberen Hälfte die eingezapfte Balkenlage des Zwischengeschosses aufzunehmen
haben. Letzteres hat meist nur eine geringe Höhe, etwa 1,75 bis 2 m, so dass
es mehr für untergeordnete Zwecke geeignet erscheint (Fig. 13).
Die Brustzapfen der Balken gingen zuerst durch die Stiele hindurch
und wurden mit durchgesteckten Keilen gehalten; später endigten sie im
Stiele selber und erhielten durch seitlich eingetriebene
Nägel ihre weitere Befestigung. Am oberen Ende waren
die Wandstiele unmittelbar in einen aufliegenden Balken
eingezapft, der über den Stiel noch hinausragte. Ist hier
wirklich ein Rahmholz angeordnet, so hat es so geringe
Stärke, dass der Zapfen des Stieles hindurchging und in
den aufliegenden Balken eingriff (Fig. 13).
Die Ständerreihe des oberen Stockes ruht auf einer
Schwelle, die bündig mit den unteren Balkenköpfen
verlegt ist. Ueber jedem unteren Ständer steht dabei
=== senkrecht der obere. Diese Anordnung setzte sich durch
EE en alle weiteren Stockwerke fort.
In Süddeutschland, am Rhein, .in Frankreich nahm
die Fachwerkskonstruktion der Wand andere Formen an.
Einmal stehen hier die Stánder der einzelnen Stockwerke nicht senkrecht über-
einander, sodann fallen auch die untersten durch zwei Stockwerke reichenden
Stiele fort und jede Stockwerkswand wird am unteren Ende durch eine Grund-
schwelle -bezw. Saumschwelle und am oberen durch ein Ràhm begrenzt. Auch
die Anordnung der Fensteróffnungen wurde hierdurch eine ungebundenere, so
dass die ganze Hausfront ein mehr lebhaftes, aber auch zugleich ein weniger
streng konstruktives Aussehen gewann (Fig. 34 und 35).
Füg.445.
Die Streben. In der norddeutschen Holzbaukunst spielt die Anordnung.
von Eckstreben oder der Streben zwischen Stándern überhaupt nur eine geringe
Rolle. Das konstruktive Gerüst der Stánder, Riegel und Rahmhólzer genügte,
besonders wenn es erst ausgemauert war, vollständig, um eine Unverschiebbar-
keit der Wand herbeizuführen. Verstrebungen fehlen mithin fast gänzlich.
Anders ist.dies an den rheinischen, linksrheinischen und süddeutschen Bau-
werken. Hier werden die Ständer durch Riegel und Streben gegenseitig ab-
gesteift.
Auch geschweifte und mit allerhand Zierformen versehene Riegelkreuze
nehmen besonders die kleineren Gefache unter den Fenstern ein. Ferner ver-
mittelt den Uebergang vom Stánder zum Rühm sehr oft ein knaggenartiges Holz-
stück, das gleichsam eine Verstärkung der Träger an ihren Enden bedeutet.
Besonders an den Fachwerkbauten des 16. Jahrhunderts in der Rheingegend ist
dies hàufig zu bemerken (Fig. 34 bis 36).
Die Ausfüllung der Gefache wurde ebenfalls in den verschiedenen
Gegenden verschieden behandelt. Während der streng konstruktiv errichtete
norddeutsche Fachwerkbau ausgemauerte Gefachfelder erhielt, finden wir an dem
rheinländischen Holzbauten häufig eine Ausstakung von. Weidenflechtwerk mit
Lehmschlag und Mörtelbewurf verwendet (Fig. 14). Bei der Ausmauerung schuf
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