Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 8. Band)

Handwörterbuch der Chemie, 
entdeckt werden. Zur Verfälschung dient auch der künstlich im Grossen aus 
Toluol resp. Benzylchlorid dargestellte Benzaldehyd. Das technisch dargestellte 
Oel kann jedoch das ächte Bittermandelöl für die Zwecke der feineren Parfümerie 
nicht ersetzen, da sein Geruch durch die Gegenwart kleiner Mengen chlorhaltiger 
Nebenprodukte beeinträchtigt wird. Eine solche Beimengung lässt sich durch 
ihren Chlorgehalt entdecken. Man bringt einen Tropfen des Oels auf ein reines 
Baumwollbäuschchen und entzündet es. Ueber die Flamme stülpt man ein mit 
Wasser angefeuchtetes Becherglas. Die bei der Verbrennung gebildete, an den 
Wandungen des Becherglases verdichtete Salzsäure lässt sich dann durch die 
Silberreaction nachweisen (2). 
160. Kirschlorbeeröl aus den Blättern von Prunus laurocerasus, L. Diese 
enthalten ein dem Amygdalin ähnliches Glucosid: Laurocerasin (vergl. Art. Glu- 
coside, Bd. IV, pag. 442), welches durch Fermentwirkung in Benzaldehyd, Blau- 
säure, Zucker zerfällt. Die Gewinnungsweise ist daher eine ähnliche wie die des 
Bittermandelôls, zu dessen Ersatz das Kirschlorbeeröl verwendet wird. Es ist 
jedoch durch den Geruch vom Bittermandelôl zu unterscheiden (2). 
Familie Resedaceae. 
161. Resedaël aus den Blüthen von Æeseda odorata, L., kann nur durch Extrahiren mit 
Aether oder durch Absorption gewonnen werden. Im ersteren Falle ist es von beigemengtem 
Wachs dicklich, von angenehmem Geruch, gelblich, leichter als Wasser (1). 
Familie Roseae. 
162. Rosenól wird gewonnen aus den Blüthen der Rosen, vorwiegend der 
Rosa damascena, MULLER, und wahrscheinlich auch Æ. sempervirens, L., und KA. 
moschata, MULLER. Den Ort der Gewinnung bilden namentlich die Südabhánge 
des Balkans, Türkei; ausserdem wird in Persien viel Rosenól producirt. Den 
Mittelpunkt der türkischen Rosenólindustrie bildet der Ort Kasanlyck im Tund- 
schathale (2). 
Die vor Sonnenaufgang gepflückten Rosen müssen móglichst frisch destillirt 
werden. Am reichsten an Oel sind die Rosen unmittelbar nach der Entfaltung 
der Knospen. Die Destillation geschieht mit Wasser in einfachen Apparaten 
(»Lambic«) aus verzinntem Kupfer, die sich nach oben verjiingen, der Helm 
verbindet sie mit der zinnernen Kühlschlange. Die Erhitzung geschieht in Ziegel- 
Öfen über freiem Feuer (Holz). Ungefähr 4 wird abdestillirt, der Rest der Flüssig- 
keit zum Ansetzen neuer Rosen benützt. Das sich sammelnde Rosenöl, welches am 
Gewinnungsort als Güljag (Gül-Rose, Jag-Oel) bezeichnet wird, wird mit Hilfe von 
kleinen Blechtrichtern mit feiner Oeffnung geschieden. Das abgeschiedene sehr 
angenehm riechende Wasser ist zur Bereitung von Speisen und als Augenwasser 
beliebt (215). 
Das Rosenöl ist farblos — gelblich, spec. Gew. 0:87—0:89 bei 16—18? (1), 
087 bei 22:5? (215), siedet bei 229^, ist lóslich in absol. Alkohol und in Essig- 
sáure (215), jedoch schwer in Weingeist löslich. 1 Thl. bedarf 140—160 Thle. 
Weingeist vom spec. Gew. 0815 zu seiner Auflósung (2). 
Es ist schwach rechtsdrehend (1), zuweilen schwach linksdrehend (87). Es 
erstarrt mehr oder minder leicht bei gewöhnlicher "l'emperatur durch die Aus- 
scheidung eines Stearoptens. Das Rosenöl bildet ein Gemenge eines Eläoptens und 
eines Stearoptens, von denen das erstere den Träger des lieblichen Geruchs bildet. 
Etwas näher untersucht ist nur das Stearopten (sogen. Rosencampher). Durch mehr- 
maliges Lösen in Chloroform, Fällen durch Alkohol, schliesslich mehrstündiges Er- 
   
      
   
   
   
   
  
     
  
  
  
     
    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
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