Handwörterbuch der Chemie.
Osmium mit 8 Thln. Zinn im Kohletiegel züsammen, so lóst es sich im Zinn,
und beim langsamen Erkalten scheidet es sich in kleinen, sehr harten, blau-
schillernden, reguláren Krystallen oder vielleicht sehr stumpfen Rhomboé&dern aus,
die beim Auflósen des Zinns in Salzsáure und Erhitzen im Chlorwasserstoffstrome
rein erhalten werden. Diese Krystalle haben nach DEvILLE und DEBray das Vol.-
Gew. 22.477. Danach ist das Osmium der schwerste aller bekannten Kärper.
Beim Behandeln von Osmiumzink mit Salzsäure bleibt das Osmium als amorphes,
leicht entzündliches Pulver zurück. Destillirt man aber das Zink ab und erhitzt
das Osmium im Kohletiegel auf Rhodiumschmelzhitze, so bleibt es, ohne An-
zeichen von Schmelzung zu zeigen, in sehr dichtem Zustande zurück und so hart,
dass es Glas ritzt.
Die specifische Wärme des Osmiums ist nach REGNAULT 0.031. Daraus er-
giebt sich die Atomwárme 5.94 für Os = 191, 6.22 für Os = 200.
Das Osmium oxydirt sich sehr leicht zu Ueberosmiumsäure. In fein verteiltem
Zustande zeigt es schon bei gewôhnlicher Temperatur den stechenden Geruch dieses
Oxyds. In dichtem Zustande, wenn es einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt war,
verbrennt das Osmium noch nicht beim Schmelzpunkte des Zinns. Fein verteilt
wird es auch von Salpetersiure und Kónigswasser zu Ueberosmiumsáure oxydirt,
dagegen findet dies nicht statt, wenn es stark geglüht war. Auch durch Schmelzen
des Osmiums mit Kalihydrat wird dasselbe zu Ueberosmiumsáure oxydirt. Ein
Zusatz von Salpeter oder Kaliumchlorat befórdert die Bildung von überosmium-
saurem Kalium. Beim Erhitzen im Chlorstrom vereinigt sich das Osmium direkt
mit Chlor.
Das Atomgewicht des Osmiums bestimmte BrEnzELiUs (7) durch Reduction
des Kaliumosmiumchlorids im Wasserstoffstrom und Wägung des entstandenen
Chlorkaliums zu 198.7. Fremv (8) fand durch Verbrennung einer gewogenen
Menge Osmium zu Ueberosmiumsiure das Atomgewicht 199-55. Nach K. SEuv-
BERT (9) sind diese Zahlen, sowie das von Craus und JAcoBr benutzte Atomgewicht
199-4, viel zu hoch. Aus der Analyse von Ammonium- u. Kaliumosmiumchlorid
fand er im Mittel 191-12. Diese Zahl entspricht besser dem periodischen System
der Elemente, nach welchem das Atomgewicht des Osmiums kleiner als das-
jenige des Iridiums sein muss.
Osmium verhält sich in seinen Verbindungen 2-, 4-, 6- und 8-wertig.
Das Spectrum des Osmiums ist von HuGGINs (10) untersucht worden. Es
treten Linien im Orange, Gelb, Grün und Indigo zwischen den Wellenlängen
6460 und 4260 auf. Nach THALEN (11) hat die stärkste im Indigo befindliche
Linie die Wellenlänge 4422.
Legirungen.
Osmiumkupfer und Osmiumgold wurden von TENNANT als sehr dehn-
bare Legirungen beschrieben, welche nicht in Kónigswasser löslich sind. Bei
Destillation der Lösung geht Ueberosmiumsäure über.
Osmium-Iridium kommt in der Natur als Bestandtheil des Platinerzes vor.
Bei der Behandlung des letzteren mit Königswasser bleibt das Osmiridium neben
Iridium-Platin ungelöst zurück. Dasselbe enthält noch Ruthenium und Rhodium,
bisweilen auch Gold. Mineralogisch unterscheidet man wohl zwischen Osmiri-
dium (Newjanskit) von der Zusammensetzung Ir,Os bis IrOs und Iridosmium
(Sisserskit) von der Zusammensetzung IrOs, bis IrOs,. Beide Mineralien sind
metallglänzend, zinnweiss bis stahlgrau und krystallisiren im hexagonalen System.
Nach DEpray (12) werden Osmium-Iridium-Legirungen, welche mit den natür-
lic
sát
als
Jo!
fel
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