Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 8. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Natriumtetrasulfid, Na,S,, wird von SABATIER (84) durch Erhitzen von 
Natriummonosulfid mit überschüssigem Schwefel in einem Strom trocknem Wasser- 
stoffgas als rothe, durchscheinende, spróde Masse erhalten, die aus der Luft rasch 
Wasser und Sauerstoff aufnimmt und sich unter Abscheidung von Schwefel in 
Natriumthiosulfat verwandelt. 
Ein Hydrat Na,S, + 6 H,0 hat SCHÔNE (Dissert. Berl. 1867) in zerfliesslichen 
Krystallen durch Fällen der im Vacaum concentrirten Lôsung von Natriumpoly- 
sulfid mit absolutem Alkohol erhalten. 
Nach BÖTTGER entstehen durch Lösen der berechneten Menge Schwefel in 
einer alkoholischen Natriummonosulfidlósung orangefarbene verwitternde Krystalle 
des Hydrats, Na,S, + 8H,0. 
Natriumpentasulfild, Na,S;, soll nach ScHONE sich aus der Mutterlauge 
von der Krystallisation des Tetrasulfidhydrats bei niedriger Temperatur im 
Vacuum ausscheiden. Nach SABATIER ist die Existenz dieses Körpers zweifelhaft. 
BórTTGER beschreibt orange Krystalle des Hydrats Na,S, + 8H,O. 
Natriumpentasulfidlósung vermag in der Wärme Schwefel aufzulösen, der 
beim Erkalten wieder umkrystallisirt (BERzELIUS). Schüttelt man eine Lösung 
des Sulfids mit frisch gefálltem Bleihydroxyd oder Silberoxyd, so füllt Schwefel- 
blei und Schwefel aus, und alles Natrium ist als Hydroxyd in Lósung (GEUTHER, 
Ann. 226, pag. 232) 
3Na,S; + 3Pb(OH),=6NaHO + 128 4- 3PbS. 
Nach BOTTGER (86) wird ausserdem Natriumthiosulfat gebildet. 
Durch Zusammenschmelzen von Natriumcarbonat und Schwefel entsteht 
Natriumschwefelleber, eine leberbraune, zerfliessliche, leicht lósliche Masse, 
welche Natriumpolysulfid und Thiosulfat enthält und dasselbe Verhalten wie die 
Kaliumschwefelleber zeigt (vergl. Bd. V, pag. 420). 
Natrium-Eisensufid. Durch Schmelzen von 1 Thl. Eisenpulver, 6 Thle. 
calcinirter Soda und 6 'Thle. Schwefel erhált man eine nach dem Erkalten dunkel. 
grüne Masse, aus der Wasser Natriumsulfat und -polysulfide lóst. Der Rückstand 
bildet ein aus mikroskopischen Nadeln bestehendes dunkelrothbraunes Pulver, 
welches nach SCHNEIDER (184) die Zusammensetzung hat: Na4,S- Fe S, -- 4H,O. 
Es verliert bei 100? noch nicht alles Wasser und entzündet sich bei 190? an der 
Luft, wobei schweflige Sáure entwickelt wird. Im Wasserstoffstrome erhitzt, ver- 
liert der Kórper Schwefel: der dunkelgrüne, bronzeglünzende Rückstand lóst sich 
mit schwarzgrüner Farbe in Wasser. Salzüure entwickelt aus den Sulfid Schwefel- 
wasserstoff unter Abscheidung von Schwefel. 
Natrium-Mangansulfid, Na,S-2MnS, entsteht durch Glühen eines Ge- 
menges von 1 Thl. krystallisirtem Mangansulfat, 6 Thln. calcinirter Soda und 
6 Thln. Schwefel. Beim Ausziehen der Schmelze mit luftfreiem Wasser bleibt 
das Doppelsulfid in Form feiner hellfleischfarbener Nadeln zurück, die sich leicht 
oxydiren und an Wasser allmählich Schwefelnatrium abgeben [SCHNEIDER (183)]. 
Das Mononatrium-Trimanganosulfid,Na,S-3MnS, wird durch Schmelzen 
von Mangansulfat, Kohle, Natriumcarbonat und Schwefel und Behandeln der 
Schmelze mit Wasser erhalten. Die kleinen hellrothen Nadeln sind an trockner 
Luft beständig, an feuchter oxydiren sie sich allmählich. Beim Erhitzen geben 
sie Mangansulfat, Natronsulfat und schweflige Säure [VôLCKER (186)]. 
Eine Verbindung 2Na,S-5MnS, entsteht nach BERTHIER (187), wenn 
10 Thle. trocknes Mangansulfat und 5 Thle. geschmolzenes Glaubersalz bis auf 
Weissgluth erhitzt werden. 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
  
  
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