390 Handwörterbuch der Chemie.
Anstatt auf eisernen Platten nimmt man das Erhitzen des Gemenges jetzt auch in einem
grossen, eisernen Cylinder vor, der sich um eine Vertikale Axe dreht, und in welchem eine sich
im entgegengesetzten Sinne drehende archimedische Schraube die Masse langsam aufwärts führt.
Das rohe oxalsaure Natrium wird in Siedhitze durch Kalkmilch zersetzt, das Calciumsalz
gewaschen und mit überschüssiger Schwefelsäure behandelt, endlich die Säurelösung in Blei
pfannen verdampft und die ausgeschiedene Oxalsäure durch Umkrystallisiren gereinigt.
100 Thle. Sägemehl liefern 50—60 Thle. krystallisirter Oxalsäure.
Reinigung. Die käufliche Oxalsäure ist ‚stets mit kleineren oder grösseren Mengen ihres
sauren Kaliumsalzes verunreinigt und enthält ausserdem zuweilen Schwefelsäure (64). Das saure
Kaliumsalz ldsst sich als schwer lóslich mit den ersten Krystallisationen entfernen (54, vergl.
62). Leichter erhält man die Oxalsäure rein durch Umkrystallisiren aus verdünnter Salzsäure
(66), von 10—15$ (61), oder aus Alkohol (56, 59). Am sichersten erzielt man, z. B. für die
Benutzung in der volumetrischen Analyse, ganz reine Oxalsäure durch Zersetzung des Oxalsäure-
esters (55, 72), oder durch Sublimation der unreinen Säure (55, 122, 81, 82). Um sie genau
vom richtigen Wassergehalt zu gewinnen, kann man die lufttrockenen Krystalle unter eine
Glocke neben entwässerte Oxalsäure bringen (672).
Eigenschatten. Die Oxalsäure krystallisirt mit 2 Mol. Krystallwasser
in monoklinen Säulen (86—88). Spec. Gew. 1:641 bei 39? (89), 1:630 (99),
1:629 (91) 1:680 (92), L:653 bei 18:5? (93), 1'531 (94). Cubische Ausdehnung
von 0—100°= 0:02748 (89) Molekularbrechungsvermógen der krystallisirten,
wasserhalügen Sáure — 37:62 (berechnet — 37:0), der wasserfreien Sáure — 25:6
(berechnet — 250) (95). Verbrennungswáürme der wasserfreien Sáure — 571 cal.
(96), — 602 cal. (97). Ueber das elektrische Leitungsvermógen der gelósten
Oxalsáure s. (98; 99). Optisches Verhalten der Oxalsáurekrystalle (roo).
Die Oxalsáure ist namentlich in der Wärme leicht löslich in Wasser: 100 Thle.
Wasser 16sen bei 0° 52, bei 10? 8:0, bei 20? 13:9, bei 30? 23:0, bei 40? 35:0,
bei 509 51-2, bei 60? 75:0, bei 70? 1177, bei 80? 9047, bei 90? 3450 Thle. der
krystallwasserhaltigen Sáure (ror, vergl. 274) Wärmebindung beim Lôsen in
Wasser s. (102, 103). Einfluss anf den Schmelzpunkt des Wassers (104). Spec.
Gew. der Lósungen bei 17:5?: bei 59 krystallwasserhaltiger Sáàure — 1:0160, bei
109 — 1:0271 (105).
Bei 15? lósen 100 Thle. absoluten Alkohols 23:73 Thle., 100 Thle. 90 proz.
Alkohols 14:70 Thle, 100 Thle. reinen Aethers 1:266 Thle. (wasserfreier) Oxal-
sáure (106).
Theilungscoéfficient zwischen Wasser und Aether (107). Diffusion (108).
Die Oxalsäure ist geruchlos, schmeckt sehr stark sauer. In der Wärme,
aber über Schwefelsäure auch schon bei 20° (110), verwittern die Krystalle der
85) HERMBSTADT, KASTNER's Arch. 22, pag. 151. 86) BROOKE, Ann. of Phil. 22, pag. 119.
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FU atl al