510 Handwörterbuch der Chemie.
Silbernitrat. Grauweisse, glänzende, luftbeständige Nädelchen. Bariumsalz, (C,,H,BrS Os), Ba
weisser, amorpher Niederschlag, fast unlöslich in Wasser.
Phenanthrensulfeinresorcin (50, 51), C,,H,,0;$, — C,,H,[SO,C,H,(OH)],O,
entsteht, wenn man ] Mol. Phenanthrendisulfosiure mit 2 Mol. Resorcin, zunüchst auf dem
Wasserbade, dann allmühlich hóher, schliesslich bei 195—200? erhitzt. Es ist dem Fluorescein
sehr ühnlich. Zur Reindarstellung wird die Rohschmelze zunüchst mit Wasser ausgekocht, hier-
auf in Ammoniak gelóst und die Lósung mit Salzsüure versetzt, worauf der Kórper in gelben
Flocken ausfällt. Lockeres, rothbraunes Pulver. Schwer lóslich in kaltem, wenig in heissem
Wasser, leichter in Alkohol. Die Lösungen färben Seide gelb. Die alkalischen Lösungen zeigen
im durchfallenden Licht eine blutrothe, im reflektirten Licht eine sattgrüne Färbung und färben
Seide roth. Das Sulfein löst sich in concentrirter Salpetersäure und rauchender Schwefelsäure.
— Mit Brom in alkoholischer Lösung entsteht ein bromhaltiges Sulfein, das in Wasser schwerer
löslich ist als das bromfreie. Das bromhaltige Sulfein ist aber leicht löslich in Alkohol und
bildet ein violettrothes Pulver. Seine alkalischen Lösungen sind bläulichroth und färben Seide
ebenso. Das Rosanilinsalz des Sulfeins färbt Seide schön roth; es ist in Wasser ziemlich
löslich. Das Rosanilinsalz des bromirten Sulfeins ist bläulicher.
Mit Pyrogallol liefert Phenanthrendisulfosäure ein Produkt, das sich nach dem Waschen
in Alkalien mit braunrother Farbe löst.
Nitroderivate.
Von Mononitrophenanthrenen, C,,H4NO, (28, 6), sind 3 Isomere be-
kannt. Dieselben werden dargestellt, indem man 1 Thl. Phenanthren mut
3g Thln. groben Sandes mischt, darauf mit 8 Thln. Salpetersáure von 1:35 spec.
Gew. übergiesst und gut verreibt. Man überlässt die Mischung bei einer Tem-
peratur von 10? unter ófterem Durchkneten in einer Porzellanschale 2—4 Tage
sich selbst, wobei die teigartige in eine krümelige Masse tibergeht. Die Masse
wird wiederholt mit Wasser, dann mit einer verdünnten Lösung von Natrium-
carbonat gewaschen und dabei der Sand zum grössten Theil abgeschlämmt.
Nach 3—4maligem Ausziehen mit Alkohol lóst sich ein Theil des Rohproduktes
in Alkohol, ein anderer bleibt ungelóst. Aus der Lósung scheiden sich beim
Erkalten zuerst ein Oel, das nach längerer Zeit fest wird, und dann bei weiterem
Erkalten krystallinische Flocken aus. Das Oel sowohl wie die Flocken enthalten
3 isomere Nitrophenanthrene, welche durch oftmalige, abwechselnde fractionnirte
Krystallisation aus Alkohol, Aether, Toluol und Eisessig getrennt werden. Der
Hauptbestandtheil ist:
«-Mononitrophenanthren. Strohgelbe, büschelförmig vereinigte Nadeln.
Schmp. 73—75° (28), 70—80° (6). Es scheidet sich aus heiss gesättigter, alko-
holischer Lösung beim Erkalten immer erst ölig ab und wird nur, wenn es ganz
rein ist, vollständig krystallinisch. Leicht reducirbar. Durch Oxydation mit
Chromsäure in essigsaurer Lösung entsteht ein Nitrophenanthrenchinon.
8-Mononitrophenanthren. Im Ansehen und in der Löslichkeit der ß-Ver-
bindung ähnlich; nur weniger löslich in Aether. Schmp. 126—127°. Schwerer
reducirbar und oxydirbar als die a-Verbindung. Bei lange fortgesetztem Sieden
mit Chromsäure in essigsaurer Lósung entstehen flache, glánzende Nadeln, die
bei 260—266? schmelzen.
1-Mononitrophenanthren. In Alkohol und Aether etwas schwerer lóslich
als die a- und -Verbindung. Kleine, glánzende Blüttchen. Schmp. 170—171 *.
Sehr leicht reducirbar und oxydirbar. Chromsáure bildet damit orangegelb ge-
tärbte, lange, stark glänzende Nadeln vom Schmp. 263°.
Dinitrophenanthren, C,,H;(NO,), (6), wird durch längere Einwirkung
von concentrirter Salpetersäure auf Phenanthren bei 100° erhalten. Aus Eisessig
gelbe Krystalle. Schmp. 150—-160°.