Handwörterbuch der Chemie.
Durch die Einwirkung der Wärme wird das Quecksilberoxyd dissociirt in
Quecksilber und Sauerstoff. Schon bei der Temperatur, in welcher das Oxyd aus
dem Metall entsteht, ist die Dissociationsspannung merkbar. Dies erklärt es,
weshalb LAVOISIER bei seinen berühmten Untersuchungen über die Zusammen-
setzung der Luft weniger Sauerstoff fand, als dieselbe thatsächlich enthält. Bei
der Versuchstemperatur musste im Luftraum der Retorte diejenige Menge Sauer-
stoff bleiben, welche der Dissociationsspannung des Quecksilberoxyds bei jener
Temperatur entsprach. Nach MEYER ist die Dissociationsspannung des Quecksilber-
oxyds
bei 240° . .. . 2 Millim. bei 400° . . . 16 Millim.
25.985808 . .. S » >. 5009/4. 0483. .
Durch das Licht wird das Quecksilberoxyd langsam zersetzt, das gelbe bei
weitem rascher als das rothe, indem es durch die Bildung metallischen Queck-
silbers geschwärzt wird.
Das Quecksilberoxyd ist ein energisches Oxydationsmittel. Ein Gemisch
desselben mit Schwefel oder Phosphor detonirt beim Erwärmen. Fein vertheilte
Metalle im Gemisch mit Quecksilberoxyd werden beim Erhitzen oxydirt. Aus
Natrium und Quecksilberoxyd entsteht neben Natriumamalgam die Verbindung
HgO-Na40, welche durch Wasser in Natronhydrat und Quecksilberjodid zerlegt
wird [BEKETOFF (80). Das Quecksilberoxyd ist in geringem Maasse in Wasser
16slich; nach Wairace ist die Löslichkeit 1:200000, nach BiwEAu (81) 1:20000
bis 1:30000. Es ist ein ützendes Gift.
Mit Sáuren bildet das Oxyd im Allgemeinen die entsprechenden Salze; es
entstehen leicht basische Salze. Schweflige Sáure reducirt das Oxyd in der
Wärme zu Metall Bei gewöhnlicher Temperatur und einem Ueberschuss an
Oxyd bildet sich weisses Mercurosulfat. Wenn die schweflige Säure im Ueber-
schuss ist, so wird der Niederschlag grau und geht allmählich in metallisches
Quecksilber über.
Eisenhydroxydul und dessen Salze reduciren das Quecksilberoxyd zu Oxydul.
Wenn Quecksilberoxyd in kleinen Mengen in schmelzendes Kalihydrat ge-
bracht wird, so lóst es sich ohne Gasentwicklung auf. Bei Anwendung betrácht-
licher Mengen Quecksilberoxyd steigt die Temperatur und es entwickelt sich
Sauerstoft, wobei die Masse dickflüssig und gelb wird. Um ein gleichmässiges
Produkt zu erhalten, erwärmt man Kalihydrat in einer Silberschale und wirft
Quecksilberoxyd hinein, ehe jenes vôllig geschmolzen ist. Es erfolgt dann Lôsung
unterhalb der Temperatur von 400°. Wenn man nach dem vôlligen Schmelzen
des Kalihydrats mit dem Erwärmen und Zusatz von Quecksilberoxyd aufhôrt und
langsam erkalten lässt, so erhält man eine braun-violette Masse, die nach der
Behandlung mit Wasser, um überschüssiges Kali zu entfernen, ein Gemisch eines
schwereren, violetten Pulvers mit einem leichtern grünlich-grauen Pulver darstellt.
Beide lassen sich durch Decantation von einander trennen. Das violette Pulver
bildet rhombische Oktaéder von der Zusammensetzung K4O- 2HgO. Die grün-
liche Verbindung ist amorph und wesentlich Quecksilberoxyd mit einem wechseln-
den, aber immer geringen Gehalt an Kali.
Das Quecksilberoxydkali hat das Vol.-Gew. 10:31, es zerfällt bei starkem
Erhitzen in seine Bestandtheile und wird auch beim Auswaschen mit Wasser,
weniger leicht durch Weingeist, allmählich zersetzt [Sr. MEUNIER (82)].
Natronhydrat verhält sich gegen Quecksilberoxyd ähnlich wie Kalihydrat.
In heissem Kalkwasser lóst sich das Quecksilberoxyd; aus der Lósung
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