Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

138 Handwórterbuch der Chemie. 
sulfat über. Beim Erhitzen in einer Róbre wird es weiss und schmilzt dann zu 
einer rothbraunen Flüssigkeit, welche, wie angegeben, zersetzt wird. Auch mit 
heissem Wasser tritt Zersetzung ein. Ueberschüssige schweflige Säure verwandelt 
das Salz in Mercurosulfat und Quecksilberoxyd (VOGEL). 
Mercurisulfit, schwefligsaures Quecksilberoxyd. Wenn man nach 
PÉAN DE St. GILLES (244) die Einwirkung von Schwefligsäuregas auf in Wasser 
suspendirtes Quecksilberoxyd in dem Augenblick unterbricht, wenn dieses weiss 
wird, so enthält die abfiltrirte Flüssigkeit weder Schwefelsäure noch Quecksilber- 
oxydul, dagegen wird nach Austreibung der Schwefligsäure durch Salzsäure auf 
Zusatz von Alkali Quecksilberoxyd gefällt. Aus der von dem weissen Mercuro- 
sulfit abfiltrirten Lösung scheidet sich ein weisser Niederschlag aus, welcher ein 
Gemenge von Mercurosulfat und Mercurisulfit darstellt. 
Die Alkalisulfite, besonders die leicht lóslichen des Natriums und Ammoniums, 
reduciren die Mercurisalze mehr oder weniger vollstándig zu basischen Mercuro- 
salzen, dann zu metallischem Quecksilber, seltener zu Sulfid; die Flüssigkeit ent- 
hält dann freie schweflige Säure. Diese Reduction wird vermieden oder 
verzügert, wenn die Sulfitlósung sehr verdünnt und das Mercurisalz neutral oder 
basisch in concentrirter Lósung oder in festem Zustande ist. Beim Kochen wird 
dann unter Entwicklung von schwefliger Sáure das Quecksilber immer als 
Metall abgeschieden. Mit den Haloidsalzen des Quecksilbers tritt diese Reaction 
nicht ein, indem fast stets Doppelsalze von grosser Bestündigkeit entstehen. 
Die Lósung von Quecksilber in der Menge Salpetersáure, welcbe erforderlich ist, 
um alles Metall móglichst genau in Oxydsalz überzuführen, enthált in wechselndem 
Verhältniss neutrales und basisches Mercurinitrat. Aus dieser Lösung wird durch 
genügend verdünnte Alkalisulfidlósung (so dass die reducirende Wirkung der 
schwefligen Säure auf das Quecksilberoxyd nicht auftritt), cin weisser, schwerer, 
käsiger Niederschlag gefällt, dessen Zusammensetzung je nach der Beschaffenheit 
des Nitrats zwischen HgSO, und HgSO,-HgO liegt. Es ist schwierig, die Salze 
rein zu erhalten. Das Sulfit HgSO, zersetzt sich beim Kochen mit Wasser zu 
Mercurosulfat und Quecksilber. Das Salz HgSO,- HgO erfáhrt beim Kochen 
mit Wasser eine moleculare Umlagerung zu Hg,SO, [PÉAN DE ST. GILLES (244)]. 
Ein saures Mercurisulfit, HgSO,-H,SO,, entsteht nach WICKE (245) 
beim Uebergiessen von festem Quecksilberchlorid mit einer gesáttigten Lósung 
von Natriumbisulfit unter lebhafter Reaction. Das Salz bildet ein schweres 
weisses Krystallpulver, welches sich schon unter 100? schwárzt. Es ist sehr leicht 
löslich. in Wasser. Beim Erwürmen der Lósung scheidet sich Metall aus. Kali 
fállt aus derselben ein hellgelbes basisches Salz. Da das Salz durch Umkrystallisiren 
nicht gereinigt werden kann, so ist seine Zusammensetzung nicht ganz sicher. 
Doppelsalze des Mercurisulfits. Die Alkalisulfite, welche die Mercuri- 
Halogenverbindungen niemals vóllig reduciren, Jiefern mit diesen zwei verschiedene 
Arten von Verbindungen. Entweder verbindet sich das Alkalisulfit direct mit 
dem vorhandenen Quecksilbersalze, oder es veranlasst die Bildung eines Doppel- 
sulfits und zugleich eines Doppelbaloidsalzes. Quecksilberoxyd lóst sich in einer 
Alkalisulfitlösung, wobei sich unter Ausscheidung der Hälfte Alkali ein Doppel- 
salz bildet, welches mit dem durch Umsetzung von Mercurichlorid entstehenden 
identisch ist. Quecksilberchlorür wird von den Alkalisulfiten leicht in Quecksilber 
und Mercuri-Alkalisulfit umgesetzt. Die Metallbildung ist dabei keineswegs die 
Folge einer reducirenden Wirkung der schwefligen Sáure, denn Schwefelsáure 
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
   
     
   
   
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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