404 Handwôrterbuch der Chemie.
unter dem Namen Spiroylwasserstoff genauer beschrieben. Piria (3) erhielt ihn,
als er Salicin mit Kaliumdichromat und verdünnter Schwefelsäure oxydirte. Er
charakterisirt ihn als eine mit der Benzoësäure isomere Verbindung, welche aus
Wasserstoff und dem Radikal Salicyl analog dem Benzoylwasserstoff zusammen-
gesetzt ist, und wie dieser durch Erhitzen mit Kali in Benzoésáure, ebenso
in Salicylsäure übergeführt werden kann. ETTLING (4) wies nach, dass Spiroyl-
und Salicylwasserstoff mit einander identisch sind, glaubte aber, indem er ihm
den Namen spiroylige oder salicylige Sáure beilegte, noch an seinen Säure-
charakter. Den eines Aldehyds, wie gleichzeitig eines Phenols erkannte zuerst
PERKIN (5). Seine Synthese wurde von REIMER (6) ausgefiihrt.
Der Salicylaldehyd findet sich fertig gebildet in den Bliithen von Spiraea
Ulmaria vor (7), in vielen krautartigen Spiraeaceen, auch in den Stengeln und
Blättern (8), ferner in den Wurzeln und Stengeln von Crepis foetida (8), in dem
Kraut von Monotropa hypopitis (9), in den Stengeln von Paconia officinalis (10),
in Pappelzweigen, die, abgeschnitten, an der Luft trocknen (11) und in den
Larven (12) und Blattkáfern (r3), welche auf Weiden und Pappeln leben.
Bildungsweisen: Der Salicylaldehyd bildet sich aus seinem Glycosid, dem
Helicin, durch Einwirkung von Fermenten, Sáuren oder Alkalien (3), aus seinem
Alkohol, dem Saligenin, und dessen Glycosid, dem Salicin und Populin (Benzoyl-
salicin), durch Oxydation (3). Er entsteht ferner aus Chinasáure bei der trockenen
Destillation (14), aus Dichlorkresol (15) durch Ersatz des Chlors durch Sauerstoff,
aus o-Amidobenzaldehyd durch Einwirkung von salpetriger Sáure (16), und aus
Phenol vermittelst Chloroform und Natronlauge, neben p-Oxybenzaldehyd (6).
Darstellung. Ein Gemisch von 3 Thln. Salicin und 3 Thln. Kaliumdichromat wird mit
24 Thln. Wasser angerührt und darauf eine Lósung von 4*5 Thln. Schwefelsäure und 19 Thin.
Wasser hinzugesetzt. Nach beendigter Reaction destillirt man so lange, als das Destillat milchig
übergeht. (Bei zu lange fortgesetzter Destillation geht Furfurol über, welches bewirkt, dass die
aus dem Aldehyd dargestellten Prüparate eine rothe Farbe annehmen (17)]. Das am Boden ab-
geschiedene Oel wird vom Wasser getrennt und das noch in diesem aufgelóste mit Aether auf-
genommen. Die Ausbeute beträgt etwa 33% des angewandten Salicins (3, 4; 18).
Synthetisch wird der Salicylaldehyd aus Phenol dargestellt, indem man einer Lösung
von 10 Thln. Phenol, 20 Thln. Natriumhydrat in 35 Thln. Wasser unter Erwürmen auf 50— 60?
allmählich 15 Thle. Chloroform zugiebt. Hierauf wird eine halbe Stunde gekocht, überschüssiges
Chloroform abdestillirt, angesäuert, und der Salicylaldehyd sammt unveründertem Phenol mit
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