436 Handwörterbuch der Chemie.
brennbaren Körpers bezw. des Metalls mit der »reinen Luft« beruhen, dass die
Athmung nichts anderes sei, als die langsame Verbrennung eines Theiles Kohlen-
stoff, welcher einen Bestandtheil des Blutes ausmache. Er fand (1781, veröffent-
licht 1784), dass das Wasser ein zusammengesetzter Körper ist, welcher Sauer-
stoff enthält, und er wies nach, dass dieses Gas einen Bestandtheil der Salpeter-
säure, Kohlensäure, Schwefelsäure und Phosphorsäure ausmacht. Aus den letzteren
Thatsachen zog er den Schluss, dass die »reine Luft« das sauermachende Princip
sei und in allen Säuren — auch in der Salzsäure und im Chlor — enthalten sei.
Deshalb nannte er diesen Kórper das Principe acidiflable oder Principe oxygine,
spater, auf GUvroN DE MoRrvEAU's Vorschlag, Oxygéne oder Oxygenium
(00e sauer, yewwdw, ich erzeuge) welches Wort im Deutschen die Bezeichnung
Sauerstoff erhielt In dem 1789 erschienenen Zraité de Chimie fasste LAVOISIER
sein chemisches System zusammen; seit dieser Zeit ist die chemische Natur und
Bedeutung des Sauerstoffs als festgestelit anzusehen?) (5).
Vorkommen. Der Sauerstoff ist einer der in der Natur am háufigsten und
am verbreitetsten vorkommenden Kórper. Etwa ein Fünftel vom Volumen der
atmosphärischen Luft besteht aus Sauerstoft (vergl. Bd. II, pag. 65). In chemischer
Verbindung mit Wasserstoff bildet er das Wasser, in welchem seine Menge $ des
Gewichtes beträgt. Die meisten Mineralien enthalten Sauerstoff, fast alle Gebirgs-
arten und Erden, welche die feste Erdrinde bilden, sind Sauerstoff-V erbindungen
Auch in der organischen Natur ist der Sauerstoff überall verbreitet, die meisten
der zahireichen im Organismus der Pflanzen und Thiere gebildeten Stoffe sind
sauerstoffhaltig. Wenn auch das Gewicht des in der Atmospháre enthaltenen
Sauerstoffs ungeheuer gross ist (vergl. Bd. II, pag. 65), so ist dasselbe doch nur
als gering anzusehen im Vergleich zur Menge des auf und in der Erdrinde ent-
haltenen gebundenen Sauerstoffs. Was das ausserirdische Vorkommen des Sauer-
stoffs anbetrifit, so ist derselbe auf der Sonne nach den neuesten von JANSSEN auf
dem Gipfel des Montblanc angestellten spectroskopischen Untersuchungen nicht
vorhanden. Wenigstens kommt er nicht in der uns bekannten Form auf der
7) In Deutschland fand die »pneumatische« oder »antiphlogistische« Chemie verhältnissmässig
langsam Eingang. Einige namhafte Chemiker, wie GÖTTLING in Jena, GREN in Halle, GIRTANNER
in Göttingen erklärten sich mit Entschiedenheit dagegen. Zu einer Zeit, als LAVOISIER’s Ver-
suche und Lehren längst allgemein bekannt geworden waren, wurden von Autoritäten phan-
tastische und verworrene Ansichten über die Verbrennung geäussert. So von SCHELLING: »Es
ist ausgemacht, dass das Licht, das beym Verbrennen der Körper zum Vorschein kommt, aus
der umgebenden Luft, und zwar aus demjenigen Theil derselben entwickelt wird, der von seiner
Wirksamkeit zur Beförderung aller Lebensfunctionen den Namen Lebensluft (aér vitalis) erhalten
hat. . . . Die Lebensluft ist eine zusammengesetzte Materie. . . . Der sogenannte Sauerstoff ist als
die negative Materie der Lebensluft anzusehen, die sich beym Verbrennen mit dem Kórper verbindet,
wührend die positive unter der Gestalt des Lichts davon geht. . . . Beym Verbrennen wird die
Lebensluft in zwo von einander absolut verschiedene Materien zerlegt.« (SCHELLING, Von der
Weltseele, Hamburg 1798, pag. 15, 16, 96). Ferner; »Die Verbrennung selbst ist, an sich, nur
eine Ausgleichung der Allgemeinheit und Besonderheit der ersten und zweyten Dimension. Das
Feuer der Verbrennung ist die ausbrechende von den Schranken der Form befreyte reine dritte
Dimension oder Substanz, nur dass in Ansehung des einzelnen Körpers der Erde das Ueber-
gewicht noch immer auf die Seite der relativen Cohäsion fällt, und der Körper, indem er ver-
brennt, in den Zustand der letztern übergeht. Nur wo auch in Ansehung der relativen Cohäsion
die Differenziirung aufgehoben und die vollkommene Indifferenz producirt wird, ist ebendesswegen
die vollkommene Erscheinung des Feuers.« (ScHELLING, Die vier edlen Metalle, in: Neue
Zeitschr. für speculative Physik, I, pag. IO5, Tübingen 1802.)
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