Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
   
  
   
   
  
   
   
   
   
     
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allerdings der Sauerstoff den gasfórmigen Zustand. Hebt man nun aber durch 
Oeffnen eines Hahnes den auf dem Gas lastenden Druck plótzlich auf, so wird 
so viel Ausdehnungswürme verbraucht, dass die Temperatur um mindestens 200° 
sinkt. Alsdann erblickte man in dem Glasrohr eine Art Nebel in Folge der Ver- 
flüssigung, vielleicht des Festwerdens des Sauerstoffs (32). 
PrcrET hatte in eine starke, schmiedeeiserne Retorte Kaliumchlorat gebracht. 
Diese Retorte war mit einer am andern, abwärts gerichteten Ende verschlossenen, 
] Meter langen Róhre aus sehr dickem Glase dicht verbunden. Die Róhre war 
von einem Kühlgefáss umgeben, welches flüssige Kohlensäure enthielt. Mit 
Hilfe einer Saugpumpe wurde diese zum Verdampfen gebracht, sodass eine Tem- 
peratur von —140^? entstand. Das Kohlensäuregas wurde durch die Pumpe in 
eine zweite Rôhre gepresst, welche wie die vorige eingerichtet, aber von flüssigem 
Schwefelsáureanhydrid umgeben war. Letzteres wurde in gleicher Weise wie die 
Kohlensäure mittelst einer Pumpe zum raschen Verdampfen gebracht und in 
einem Wasserkühlapparat durch Druck wiederum verflüssigt. Die Retorte wurde 
nun erhitzt. Das durch Zersetzung des Chlorats entstandene Sauerstoffgas befand 
sich dann in der Glasróhre bei einer Temperatur von —140° unter einem Druck 
von 320 Atm. Wurde jetzt eine an dem oberen Theil der Retorte befindliche 
verschraubte Oeffnung plótzlich geóffnet, so wurde in Folge der starken Aus- 
dehnung des Sauerstoffgases so viel Wárme gebunden, dass ein Theil des Sauer- 
stoffs sich in flüssigem Zustande in der Glasróhre sammelte und beim Neigen 
derselben herausgeschleudert werden konnte (33). 
PicTET giebt an, dass ein Volumen flüssigen Sauerstoffs von 46:95 Cbcm. das 
Gewicht von 45:467 Grm. gezeigt habe. Demnach würde das Volum-Gewicht des 
flüssigen Sauerstoffs 0:9787, also nahezu gleich 1 sein. Dies entspricht einer von 
Dumas gemachten Schlussfolgerung, die sich auf die chemische Aehnlichkeit 
zwischen Sauerstoff und Schwefel und auf die Thatsache, dass isomorphe Kórper 
das gleiche Atom-Volumen zeigen, gründet. Das Atom-Volumen des Schwefels 
ist 3 = 16, also dasjenige des Sauerstofts 3 — 106, d. h. die Dichtigkeit des festen 
oder flüssigen Sauerstoffs ist = 1. 
OrrRET (34) giebt indessen, gestützt auf genauere Berechnung, eine erheb- 
lich niedrigere Zahl an, nümlich 0:8402.  WROBLEWSKY (35) fand das Vol. 
Gew. 0:899 bei der Temperatur von —130?. CAILLETET und HAUTEFEUILLE (36) 
berechneten das Volum-Gewicht aus einem Gemisch von flüssigem Sauerstoff und 
flüssiger Kohlensäure zu: 
bei 200 Atm. bei 300 Atm. 
bei 0° 0:58 0:70 
— 23° 0:84 0:89 
OLSZEWSKI (37) bestimmte es direkt 
bei —129:579 — 1307467... — 13929? —139:36? 
zu 077555 0:8544 0:8788 0-8772 
und bei —181:4?, der Siedetemperatur des flüssigen Sauerstoffs unter gewóhn- 
lichem Druck, zu 1:124 (38). 
CAILLETET sowohl, als auch PICTET sahen den Sauerstoff nur vorübergehend 
in flüssiger Form, wenn das unter einem Druck von 300 bezw. 450 Atmosphären 
stehende und abgekühlte Gas plötzlich von diesem starken Druck befreit wurde. 
Den Sauerstoff zu einer stabilen Flüssigkeit, im statischen Zustande, verdichtet 
  
  
  
  
  
  
 
	        
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