Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

450 Handwörterbuch der Chemie. 
Brennkraft als Kerzen, da er der atmosphárischen Luft vier Fünftel der darin 
enthaltenen reinen Luft entziehen kann. 
Nicht allein bei der Vereinigung von Sauerstoff mit brennbaren Kórpern tritt 
Licht- und Wármeentwicklung auf. Auch bei anderen chemischen Verbindungen 
findet diese Erscheinung statt. Phosphor, Quecksilber u. s. w. vereinigen sich 
mit Chlor, Natriumoxyd mit Kohlensüuregas, Kupfer mit Schwefeldampf unter 
Feuer- oder Glüherscheinung. Zweckmässig beschränkt man indessen den Be- 
griff der Verbrennung auf den Oxydationsprocess, die Verbindung des brennbaren 
Kôrpers mit Sauerstoff. 
Obgleich bei der Vereinigung der verschiedenen Körper mit Sauerstoff immer 
je die gleiche absolute Wärmemenge entwickelt wird, kann diese unter Umständen 
der Beobachtung sich entziehen, wenn nämlich der Oxydationsprocess sich aut 
einen langen Zeitraum erstreckt oder die Wärme durch gute Leiter rasch ent- 
fernt wird. Dann findet auch keine Lichtentwicklung statt. Eisen, welches in 
angewärmtem Zustande in reinem Sauerstoffgas mit lebhafter Lichtentwicklung 
verbrennt, wird in Berührung mit Luft, d. i. verdünntem Sauerstoff, bei gewöhn- 
licher Temperatur und in Gegenwart von Feuchtigkeit nur langsam und ohne 
Lichterscheinung in Rost, d. h. in wasserstofthaltiges Eisenoxyd verwandelt. Man 
unterscheidet demgemäss die letztere Oxydation als langsame Verbrennung 
von der lebhaften Verbrennung. 
Damit die Vereinigung eines Körpers mit Sauerstoff unter Licht- und Wärme- 
entwicklung, also als lebhafte Verbrennung stattfinde, muss demselben in der 
Regel eine gewisse höhere Temperatur vorher ertheilt werden. Dieser Wärme- 
grad, der bei verschiedenen Körpern verschieden ist, wird die Entzündungs- 
temperatur genannt. Die bei der Verbrennung frei werdende Wärmemenge 
bedingt die Verbrennungstemperatur. Liegt diese, was in der Regel der 
Fall ist, höher als die Entzündungstemperatur, so brennt der einmal entzündete 
Körper bei genügendem Sauerstoff- oder Luftzutritt ohne weiteres fort. Durch 
rasche Entziehung der bei der Verbrennung frei werdenden Wärme kann aber 
die Temperatur des brennenden Körpers unter die Entzündungstemperatur sinken; 
alsdann erlischt der Körper. So erlischt eine glühende Kohle, wenn man sie 
auf eine die Wärme gut leitende Metallplatte legt, eine Kerzenflamme, wenn sie 
von einer Kupterdrahtspirale umgeben wird. 
Manche Körper vereinigen sich direkt, ohne vorhergehende Temperatur- 
erhöhung, mit Sauerstoff; so der Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur, voraus- 
gesetzt, dass der Druck des Gases erheblich unter 760 Millim. Quecksilberhöhe 
ist (Leuchten des Phosphors). An feuchter Luft kann Phosphor sich entzünden, 
wenn er von einem schlechten Wärmeleiter, z. B. Baumwolle, umgeben ist. Von 
zusammengesetzten Körpern oxydiren sich bei gewöhnlicher Temperatur z. B. 
Stickoxydgas, Phosphorwasserstoffsas PH,, die Hydroxydule des Eisens und 
Mangans, Kupferchlorür in ammoniakalischer Lósung, die Sulfide der Alkali, und 
Erdalkalimetalle, Indigweiss, pyrogallussaures Alkali, Natriumhydrosulfit u. s. w. 
Manche dieser Kórper werden deshalb in der Gasanalyse, auch für technische 
Zwecke, zur Absorption des Sauerstoffgases benutzt. 
Uebrigens hat die physikalische Beschaffenheit der Kórper einen grossen Ein- 
fluss auf ihre Verbindungsenergie gegenüber dem Sauerstoft. Phosphor, der durch 
Verdunstung seiner Schwefelkohlenstofflósung in den Zustand feiner Vertheilung 
gebracht wird, entzündet sich fast augenblicklich an der Luft. Während ein Eisen- 
      
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
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