Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

452 Handwörterbuch der Chemie. 
sie mit fixer Luft oder Kreidesäure (Kohlensäure) beladen sei, während von 
der ursprünglichen Luft wesentlich nur die atmosphärische Mofette (Stickstoff) 
zurückbleibe. 
LAVOISIER erkannte auch, dass die Verbrennung innerhalb des Organismus 
die Quelle der thierischen Wárme sei, und in Gemeinschaft mit LAPLACE konnte 
er sogar die Menge Wárme berechnen, welche der Oxydation des in der aus. 
geathmeten Kohlensáure enthaltenen Kohlenstoffs entsprach. Ferner fand er, 
dass nicht der gesammte bei der Respiration absorbirte Sauerstoff in der aus- 
geathmeten Kohlensäure enthalten sei, und er schloss richtig, dass ein Theil 
desselben sich mit Wasserstoff zu Wasser vereinige. 
Wo der Sitz der Verbrennungen sei, ob in der Lunge oder in den Geweben, 
konnte LAVOISIER bei den damaligen physiologischen Kenntnissen nicht feststellen. 
Erst MaGNus (51) zeigte im Jahre 1837 durch eine Untersuchung der Gase, welche 
in der Luftleere sich aus dem Blut entwickeln, dass das arterielle Blut mehr 
Sauerstoff und weniger Kohlensäure entliess, als das venóse Blut. CLAUDE 
BERNARD wies nach, dass das in die Lunge eintrende venóse Blut würmer sei, 
als dasjenige, welches dieses Organ verlässt, dass hier also keine Verbrennung 
stattfindet. 
Aus den im PETTENKOFER’schen Respirationsapparat angestellten Versuchen 
von PETTENKOFER und Vorr geht hervor, dass ein erwachsener Mensch im Mittel 
stündlich 420 Liter Luft, d. h. 84 Liter Luftsauerstoff einathmet. Von dieser 
Menge werden 62 Liter wieder ausgeathmet; also 22 Liter werden im Organismus 
verwendet. In derselben Zeit werden 18:5 Liter Kohlensäure ausgeathmet. Da 
in dieser Menge das gleiche Volumen Sauerstoff enthalten ist, so bleiben 3:5 Liter 
Sauerstoff, welche zur Bildung anderer Produkte als Kohlensäure verbraucht 
worden sind. Diese sind vornehmlich Wasser, dann Harnstoff und manche andere 
Verbindungen, die vom Organismus ausgeschieden werden. Die Menge Wasser, 
die bei einem Erwachsenen auf dem Wege der Respiration entweicht, beträgt 
durchschnittlich 20:8 Grm. pro Stunde. Diese Menge rührt theils von der Ver- 
brennung des Wasserstoffs in den Geweben her, theils entstammt sie dem in den 
Körper eingeführten Wasser (vergl. d. Artikel Athmung in Bd. II, pag. 60, und 
Atmospháre, ibid., pag. 95 f.). 
Die Vereinigung des Sauerstoffs mit den Elementen erfolgt in den weitaus 
meisten Fällen unter Entwicklung von Wärme. Die Menge Wärme, welche bei 
der Oxydation einer bestimmten Menge eines Körpers frei wird, ist für jedes 
Oxyd eine constante Grösse. In je kürzerer Zeit diese Menge entwickelt wird, 
d. h. je rascher die Oxydation verläuft, um so höher steigt die Temperatur der 
Oxydationsprodukte. Für viele Oxyde sind diese Wärmemengen auf calörime- 
trischem Wege bestimmt worden. Eine direkte Bestimmung ist freilich nicht 
immer ausführbar, aber dann kann meistens eine Berechnung zur Kenntniss der 
sogen. Wärmetönung führen. In den folgenden Tabellen nach BERTHELOT und 
THOMSON sind die Bildungswärmen der hauptsächlichsten Oxyde angegeben. Die 
Zahlen bedeuten sogen. grosse Calorien, d. h. diejenigen Wärmemengen, welche 
erforderlich sind, um die Temperatur von 1 Kgrm. Wasser um 1° C. zu erhôhen, 
und sie beziehen sich auf diejenigen Gewichtsmengen der sich vereinigenden 
Körper, welche durch deren Atomgewicht in Gramm ausgedrückt werden. Ver- 
bindungen und Bestandtheile sind auf den Zustand bezogen, in welchem sie sich 
bei 15° befinden. 
       
   
   
    
    
   
   
  
    
   
   
   
    
    
    
      
   
   
  
  
   
  
    
   
    
   
   
    
    
    
  
     
  
  
Wasser 
Wassers 
Stickoxy 
Stickoxy 
Salpetri; 
Untersal 
Salpeter 
Salpeter 
Salpeter 
Thiosch 
Hydros« 
Dithion 
Tetrath: 
Schwefl 
Schwefe 
Schwefi 
des; 
des; 
Schwef 
Perschv 
hept 
Selenig 
Selensä 
Tellurig 
Tellurs 
Unterpl 
Phosph 
Phosph 
desg 
Phospk 
Arsents 
Arsens: 
Borsäu 
Untercl 
Chlors: 
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Unterb 
Broms 
Unterj: 
Jodsäu 
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Ueberj 
Kohle: 
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