Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

492 Handwörterbuch der Chemie. 
Herstellung von Schwefeldioxyd, Schwefelsäure, Schiesspulver, Ultramarin, Schwefel- 
kohlenstoff u. s. w., zum Vulkanisiren des Kautschuks, zum »Ausschwefeln« von 
Fässern etc., ferner zur Bekämpfung des die Traubenkrankheit erzeugenden Pilzes 
Oidium Tuckeri (RoBERT's »Sulfozon« ist mit schwefliger Sáure getránktes Schwefel- 
pulver); wegen seiner Leichtentzündlichkeit dient er, um die Verbrennung auf 
andere, weniger entzündliche Körper zu übertragen (Schwefelfäden, Schwefelhôlzer, 
Zündhölzer); brennender Schwefel wird zum Bleichen von Wolle, Seide, Stroh- 
hüten, Korbmacherwaaren, zum Beseitigen von Rothweinflecken benutzt; auch Feuer 
löschend ist derselbe; die Masse der BucHER'schen Feuerlóschdosen, die aus 
66 Thin. Salpeter, 30 Thln. Schwefel und 4 Thln. Kohle besteht, wirkt durch 
das bei der Verbrennung entstehende Schwefeldioxyd, welches bei seiner Bildung 
den verfügbaren Sauerstoff verbraucht und die Luft gleichzeitig verdrängt. 
Geschmolzener Schwefel wird zu Abgüssen, zu Abformungen und Formen 
verwandt; mit Eisenoxyd zusammengeschmolzen, giebt er einen Kitt für Telegraphen- 
isolirkapseln; mit Sand oder Glaspulver eine sehr feste Masse, die widerstands- 
fähig gegen Säuren ist, und die man als Material fiir Schwefelsiurekammern 
empfohlen hat (Zeiodelith); mit Quarzmehl und färbenden Substanzen gefärbte 
Massen, die zu Stockknópfen, Brochen, Petschaften etc. verwendbar sind; 
Schwefelblumen, Eisenteilspáhne, Salmiak und Wasser geben den Eisenkitt. 
Schliesslich wird Schwefel sowohl innerlich wie àáusserlich als Heilmittel an- 
gewendet. 
Welche Sorte Schwefel man verwenden kann resp. muss, ergiebt sich leicht aus dem 
Zwecke; für gröbere Verwendung, wo ein geringer Gehalt an erdigen Verunreinigungen belang- 
los ist, nimmt man Rohschwefel; für Präparate wie Schiesspulver etc. Stangenschwefel; als Kitt 
und dergl Schwefelblumen. Diese haben den mitunter geführlichen Nachtheil (z. B. bei Feuer- 
werkskórpern), von ihrer Bereitung her mit Schwefelsüure verunreinigt zu sein, von der man sie 
durch Waschen mit Wasser oder, um gleichzeitig Arsen zu entfernen, Ammoniak befreit; 
- diese » Flores sulfuris loti« diirfen keine Reaction auf Lackmuspapier geben, 
Die Reinheit des Schwefels giebt sich durch seine Farbe, sowie beim Ver- 
brennen zu erkennen. Reiner Schwefel ist hellgelb, graue Farbe deutet auf 
erdige Beimengungen, braune auf organische Substanz, róthliche auf Selen; er 
muss Vollständig, ohne Rückstand zu hinterlassen, verbrennen. 
Schwefelarsen lässt sich durch Ammoniumcarbonat oder verdünntes Ammoniak extrahiren und 
daher im Filtrate nachweisen. 
Selen erkennt man durch Verpuffen mit Salpeter, Auflösen des Rückstandes in heisser 
Salzsäure und Zusatz von schwefliger Säure, welche Selen roth fällt. 
Organische Substanz macht sich beim Verdampfen des Schwefels im Reagenzrohre durch 
kohligen Rückstand bemerkbar. 
Nachweis und Bestimmung des Schwefels. 
Die einfachste Methode, Schwefel in einer Verbindung nachzuweisen, ist die 
»Heparreaction«: man erhitzt die fein gepulverte Substanz mit 2—3 Thin. trockner 
Soda in der Reductionsflamme des Lóthrohrs auf der Kohle, bringt die Schmelze 
auf eine blanke Silbermünze und befeuchtet mit Wasser; es entsteht bei Anwesen- 
heit von Schwefel in der zu untersuchenden Substanz durch die gebildete Schwefel- 
leber ein schwarzer Fleck von Schwefelsilber. 
BuNSEN führt die Reaction so aus, dass er das eine Ende eines Schwefelhölzchens mit 
einem oberflüchlich verflüssigten Sodakrystall bestreicht, darauf das Holz langsam verkohlen iässt 
und an die Spitze dieses Kohlenstübchens die zu untersuchende Probe bringt; durch Erhitzen 
in dem reducirenden Theil der BUNsENflamme wird die Heparbildung hervorgerufen. 
Dieselbe Reaction giebt Selen. 
      
    
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
    
    
   
   
   
   
   
    
     
   
   
    
  
  
    
   
   
   
   
     
    
    
   
     
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