Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

Handwörterbuch der Chemie, 
Einfacher, aber weniger genau, titrirt man die vorsichtig mit Salpetersäure neutralisirte 
Arsenlösung mit Silbernitrat unter Anwendung von Kaliumchromat als Indicator. ; 
Selen bestimmt man durch längeres Kochen mit überschüssiger Cyankalium- 
lösung, Filtriren und Fällen mit Salzsäure; man muss mehrere Tage stehen lassen. 
Das Selen wird etwas unter 100° getrocknet und gewogen. 
Besser als Kochen mit Cyankalium ist Schmelzen mit der 8—10 fachen 
Menge desselben in langhalsigem Kolben im Wasserstoffstrome. 
Man kann auch den kàáuflichen Schwefel mit einem Gemisch gleicher Theile 
Soda und Salpeter in einen gelinde glühenden Tiegel eintragen, das Gemenge 
des gebildeten schwefelsauren und selensauren Alkalis mit Wasser kochen, filtriren, 
darauf, um die Selensáure in selenige Säure überzuführen, làngere Zeit mit Salz- 
süure erhitzen und schliesslich die selenige Säure durch Schwefeldioxyd zu Selen 
reduciren. 
Chlor bestimmt man in gewöhnlicher Weise im wässrigen Auszuge; ebenso 
schweflige Säure, Schwefelsäure etc. (s. u.). 
Man kann den Schwefel auch direkt bestimmen durch Ausziehen mit Schwefel- 
kohlenstoff und Bestimmung des gelösten Schwefels; oder durch Oxydation mit 
Chlor in alkalischer Lösung, wobei er in Schwefelsäure übergeht u. s. w. 
Schwefelwasserstoff,* Hydrothionsáure, H,S, wird mit Sicherheit 
zuerst im 16. und r7. Jahrhundert erwáhnt, wobei es in den allgemeinen Ausdruck 
»schweflige Dámpfe« mit einbegriffen ist. Erst SCHEELE untersuchte es genauer 
und bezeichnete es als aus Schwefel, Phlogiston und Wärme zusammengesetzt, 
da er beobachtet batte, dass er sich beim Erhitzen von Schwefel in brennbarer 
Luft bildet. Die richtige Zusammensetzung ermittelte 1796 BERTHOLLET. In die 
deutsche Nomenklatur wurde die Bezeichnung »Schwefelwasserstoff« durch 
SCHEERER und GILBERT in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, der Name 
»Hydrothionsäure« durch TROMMSDORF 1801 eingefiihrt. 
Schwefelwasserstoff findet sich in vulkanischen Gasausstrómungen, so in den 
Exhalationen der Borsáurefumarolen von Toscana, in manchen Mineralwàássern, 
in faulen Eiern, in Kloaken; gleichzeitig mit massig auftretendem Schwefel ist es, 
in Hohlráumen eingeschlossen, im Stassfurter Salzlager im Salzthon an der Be- 
rührungsfläche mit dem Steinsalz aufgefunden worden (1). 
Schwefelwasserstoff entsteht durch direkte Vereinigung der Elemente, wenn 
*) 1) PFEIFFER, Arch. Pharm. 227, pag. 1134. 2) CORENWINDER, Ann. chim. phys. (3) 44, 
pag. 77. 3) Cossa, Ber. 1868, pag. 117; Merz u. WEITH, Ber. 1869, pag. 341; MYERS, 
Ber. 1872, pag. 259. 4) CHEVRIER, Compt. rend. 69, pag. 136. 5) BoILLOT, Compt. rend. 70, 
pag. 97. 6) GEITNER, Ann. Chem. 129, pag. 350; GIRARD, Compt. rend. 56, pag. 797; dagegen 
GÉLIS, Compt. rend. 56, pag. 1014. 7) Forpos u. GELIS, Ann. chim. phys. (3) 18, pag. 86. 
8) GRAHAM-OTTO, anorg. Chemie, V. Aufl. 9) HicHTON, Chem. News 26, pag. 117; 27, 
pag. 152; s. a. SKEY, Chem. News 27, pag. 116. 10) REINSCH, Journ. pr. Chem. 1838, pag. 42. 
II) GALLETLY, Chem. News 24, pag. 162. 12) J. MULLER, Berlin. klinisch. Wochenschr. 188%, 
No. 23. 13) REYL-PAILHADE, Compt. rend. 106, pag. 1683; 107, pag.43. 14) CL. WINKLER, 
Ztg. anal Chem. 27, pag. 26. 15) v. d. PFORDTEN, Ber. 17, pag. 2897. 16) O. JACOBSEN, 
Ber. 20, pag. 1999. 17) EDWARD WILLIAM PARNELL in Chester u. JAMES SIMPSON in Liverpool, 
Lancaster, England, D. P. 35122 u. 39667 vom 8. Oktober 1886, Kl. 75. 18) A. PEDLER, 
Chem. Soc. 1890, pag. 625. 19) PiRIA, Ann. Chim. Phys. 74, pag. 331. 20) GMELIN-KRAUT, 
anorg. Chemie, VI. Aufl. 21) DuMas, Ann. Chim. Phys. (3) 18, pag. 502. 22) ST. CLAIRE 
DEVILLE, Compt. rend. 35, pag. 261. 23) SKEY, Chem. News 27, pag. 161; DiNa.. pol. J. 208, 
pag. 236. 24) SCHONFELD, Ann. Chem. 93, pag. 26; 95, pag. 10. 25) THOMSEN, Ber. 1873, 
    
    
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
     
    
   
    
  
    
    
     
   
    
    
       
   
     
      
    
   
     
     
   
    
    
   
    
   
     
      
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