Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
500 Handwórterbuch der Chemie. 
basen durch den Einfluss der Luft unter Abscheidung von schón krystallisirtem 
rhombischen Schwefel (41). 
In derselben Weise wie Luft wirken solche Sauerstoffverbindungen, welche 
leicht Sauerstoff abgeben, wie Wasserstoffsuperoxyd, Jodsáure, Bromsáure, salpetrige 
Sáure, Untersalpetersáure, chlorige Sáure, unterchlorige Säure, Chromsäure u. a. m., 
die Zersetzung durch rauchende Salpetersäure ist oft von schwacher Explosion 
oder von Flammen begleitet (73). 
In Folge dieser Eigenschaft wirkt Schwefelwasserstoff reducirend; Eisenoxyd- 
lósungen werden dadurch zu Oxydul; Arsensáure zu arseniger Sáure; Chromsäure 
zu Chromoxyd; concentrirte Schwefelsáure zu Schwefeldioxyd; jodsaure Alkalien 
zu Jodmetallen etc. 
Aehnlich wie Sauerstoff wirken die Halogene; sie verbinden sich mit dem 
Wasserstoff zu Halogenwasserstoff und Schwefel scheidet sich ab; Jod wirkt nur 
bei Anwesenheit von Wasser; Chlor und Brom auch bei Abwesenheit desselben ; 
bei einem Ueberschuss an Halogen entsteht Chlor- etc. Schwefel (71). 
Phosphortrichlorid bildet mit Schwefelwasserstoff Chlorwasserstoff und Phos- 
phortrisulfid; Phosphorpentabromid: Bromwasserstoff und Bromschwefelphosphor 
(42); ähnlich wirkt Phosphorpentachlorid. 
In entgegengesetztem Sinne wirken viele Metalle zerlegend auf Schwefel- 
wasserstoff ein, indem sie sich mit dem Schwefel zu Schwefelmetall verbinden 
und Wasserstoff frei wird. Manche Metalle thun dies schon bei gewöhnlicher 
Temperatur, so Silber, Gold, Kupfer (bei Gegenwart von Sauerstoff) (77) (An- 
laufen von Silber- etc. waaren), Quecksilber (72); andere wie Zinn und Cadmium 
erst in der Hitze. Metalle, deren Sulfurete sich mit Schwefelwasserstoff vereinigen 
können, zerlegen nur die Hälfte desselben, indem das entstandene Schwefelmetall 
sich mit der andern Hälfte vereinigt; so Kalium und Natrium, z. B. K + H,S 
=KHS + H. 
Die Bildung von Schwefelmetallen wird wesentlich erleichtert, wenn Sauer- 
stoffverbindungen der Metalle mit Schwefelwasserstoff zusammenkommen, da der 
Wasserstoff dieses mit dem Sauerstoff jener sich zu vereinigen strebt. Daher 
setzen sich die meisten Metalloxyde mit Schwefelwasserstoff um zu Schwefel- 
metall und Wasser (74, 80). Nur die Sauerstoffverbindungen derjenigen Metalle, 
deren Neigung, sich mit Schwefel zu vereinigen, sehr gering ist, werden durch 
Schwefelwasserstoff nicht zersetzt, so die Erdmetalle. 
Dieser Eigenschaft verdankt der Schwefelwasserstoff seine Unentbehrlichkeit 
in der analytischen Chemie. Freilich ist dabei zu beachten, ob die bei der Zer- 
setzung eines Metallsalzes entstehende freie Säure nicht lösend auf das fallende 
Sulfid wirkt. Das geschieht in manchen Fällen; so werden die Sulfide von Eisen, 
Mangan, Kobalt, Nickel, Zink etc. von verdünnten Mineralsäuren leicht gelöst. 
und fallen daher nicht aus, wenn man nicht durch Zusatz von Ammoniak die 
entstehenden Säuren bindet. 
, Auch auf manche Metallamine wirkt Schwefelwasserstoff unter Bildung von 
Sulfiden ein (43, 44). 
In ähnlicher Weise wirkt Schwefelwasserstoff auf manche organische Ver- 
bindungen (76), so entstehen aus Aldehyden Mercaptane (45) u. s. f. 
Nitrite, wie salpetrigsaures Silber und Quecksilberoxydul werden zu Stick- 
oxyd, Ammoniak und Hydroxylamin reducirt (49). 
Schwefelwasserstoff entfárbt Lackmus und Indigo (79). 
Es verbindet sich mit Alkylhaloiden zu Verbindungen der Form Alkylhaloid 
  
    
    
  
   
   
    
    
  
    
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
    
   
   
   
    
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