Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

506 Handwörterbuch der Chemie. 
Gegenwart von überschüssigem, geschmolzenem Phosphor Phosphortrichlorid, 
Schwefelphosphor und amorpher Phosphor (12). Setzt man zu 3 Mol. im be- 
ginnenden Sieden befindlichen Chlorid vorsichtig in kleinen Stücken + Mol. 
Phosphor, so erfolgt die Reaction nach der Gleichung: 3S,Cl, + 2P = 2PSCI, 
4-48 (13); beim Erhitzen mit Phosphortrichlorid auf 160? wird Phosphorsulfo- 
chlorid und Phosphorpentachlorid erhalten. 
Durch Schwefelwasserstoff wird das Monochlorid in Chlorwasserstoff und 
Schwefel, durch Jodwasserstoff bei gewóhnlicher Temperatur zunüchst in Chlor- 
wasserstoff, Jod und Jodschwefel, dann in Schwefelwasserstoff übergeführt (14). 
Unter 0° absorbirt Schwefelmonochlorid begierig, bis zu 5 Mol, Dàmpfe von 
wasserfreier Schwefelsdure unter Bildung einer bräunlichen, später gelben Flüssig- 
keit, aus welcher überschüssiges Schwefeltrioxyd auskrystallisirt; über 0?, sehr 
heftig schon bei 107, entwickelt dieselbe Schwefeldioxyd; bei der Destillation 
entsteht Pyrosulfurylchlorid. 
Durch Metalle wird das Monochlorid in Schwefel und Chlormetall zerlegt 
und zwar um so leichter, je flüchtiger das entstehende Chlormetall ist; so wirken 
Aluminium, grobgepulvertes Arsen und Antimon, auch Zinn (5) ein, wenig und 
langsam dagegen Zink, Eisen, Nickel und Kupfer und endlich Natrium und 
Magnesium gar nicht. In demselben Sinne wirken heftig ein Auripigment, 
Realgar und. schwarzes Schwefelantimon; auch Zinnober und, in der Wirme, 
Musivgold werden zersetzt (15). 
Die Oxyde des Arsens und Antimons führen zur Bildung von Chloriden 
unter Abscheidung von Schwefel und Entwicklung von Schwefeldioxyd ein; ebenso 
bildet Selendioxyd Selenchlorür und Schwefeldioxyd (16), während die Oxyde des 
Phosphors nicht reagiren. 
Erhitzen mit Sulfaten führt im Allgemeinen zur Bildung von Sulfurylchlorid, 
Chloriden, Schwefel und Schwefeldioxyd; mit Sulfurylchlorid auf 250? zu einem 
Oxychiorid, S,OCI, (17, 18). 
Auch auf sauerstoffhaltige, organische Verbindungen wirkt Schwefelmono- 
chlorid ein und zwar entstehen dabei unter Abscheidung von Schwefel und 
Bildung von Chlorwasserstoff und Schwefeldioxyd Chlorverbindungen und geringe 
Mengen organischer Schwefelverbindungen. So entsteht mit Alkohol Chlorüthyl, 
Schwefligsáureester und Thionylchlorid, intermediür wahrscheinlich auch Mer- 
captan; mit Benzoësäure Benzoylchlorid etc. 
Zu ungesättigten Kohlenwasserstoffen addirt es sich, so lietert es mit Aethylen : 
Aethylendisulfochlorid etc. 
Auch mit Anilin reagirt Chlorschwefel (19), und zwar verschieden je nach der 
Temperatur und dem Lôsungsmittel. Lässt man ihn bei einer 50° nicht über- 
steigenden Temperatur auf eine Lôsung von Anilin in Chloroform einwirken, so 
entstehen Anilinchlorhydrat und Thioanilin nach der Gleichung: 
S9 Cl, + 4C,H;,NH, = 2C;H,NH,- HCI+ (C;H,NH3),S + S; 
wendet man eine Lôsung von Anilin in Schwefelkohlenstoff an, so erhält man 
neben salzsaurem Anilin Diphenylthioharnstoff (kein Thioanilin): 
S,Cl, + 4C;H,NH, + CS,=2CH;NH,-HCl + 3S+ (C,H,NH,),-SC (20). 
Der Chlorschwefel wird in Schwefelkohlenstoff- und Benzin-Lósung zum 
Vulcanisiren des Kautschuks benutzt. 
Auch mit fetten Oelen (24) bildet der Chlorschwefel eigenthümliche Ver- 
bindungen, welche durch ihre Elasticitát und Zàábigkeit dem vulcanisirten Kaut- 
schuk gleichen und als Ersatzmittel desselben benutzt werden. Um die Heftigkeit 
     
   
   
    
    
   
  
  
   
   
   
   
   
   
    
    
    
    
   
    
   
    
   
    
   
   
   
    
   
    
    
  
    
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