Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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Leitet man das Gas mit Wasserstoff durch eine glühende Rôhre, so entsteht 
Wasser und Schwefel; leitet man es über glühende Kohlen, so bildet sich 
Schwefel und Kohlendioxyd resp. Kohlenoxyd, Kohlenoxysulfid und Schwefel- 
kohlenstoff (58). Der elektrisch zur Weissgluth erhitzte Kohlenstoff zersetzt das 
Schwefeldioxyd leicht zu Schwefel und Kohlenoxyd (57). 
Kalium verbrennt in dem trocknen Gase lebhaft beim Erhitzen und lässt 
einen gelben Rückstand, welcher aus Polysulfuret, Hyposulfit und Sulfat besteht. 
Pulverförmiges Zinn verbrennt darin noch unterhalb seines Schmelzpunktes 
lebhaft zu Zinndioxyd und Zinndisulfid; fein vertheiltes Eisen verglimmt je nach 
der Temperatur mehr oder minder lebhaft unter Bildung von Schwefeleisen und 
Eisensulfat (59). 
Palladium und Platin geben mit Schwefeldioxyd in der Glühhitze Metallsulfid 
und Schwefeltrioxyd; Gold Schwefeltrioxsyd und Schwefel; Kupfer und Cadmium 
liefern Sulfat und Sulfid; Silber daneben noch Schwefeltrioxyd; Magnesium ver- 
brennt bei schwachem Glühen unter blendender Lichterscheinung zu Sulfat, Sulfit 
und Sulfid; Antimon schon bei gelindem Erwärmen zu Antimontrioxyd und 
Antimontrisulfid. Auch Aluminium, Zink, Nickel und Kobalt reagiren, nicht da- 
gegen Quecksilber und Wismuth (60). 
Durch Phosphorwasserstoff findet schon bei gewöhnlicher Temperatur eine 
Zersetzung unter Bildung von Wasser und Schwefelphosphor statt; mit feuchtem 
Schwefelwasserstoff entsteht bei gewöhnlicher Temperatur Wasser, Schwefel und 
Pentathionsáure; trockner Schwefelwasserstoff ist ohne Einwirkung (61); bei 
Temperaturen oberhalb 400? findet sogar bei Gegenwart von Wasserdampf keine 
Einwirkung statt (62). 
Mit trocknem Chlor- oder Jodwasserstoff entstehen Wasser, Schwefel, Chlor 
resp. Jod; mit Jodsáure entsteht Schwefeldioxyd und Jodwasserstoff resp. Jod (63); 
desgl wirkt Schwefeldioxyd auf Ueberjodsáure (64). 
Leitet man Schwefligsáureanhydrid über Phosphorpentachlorid, so entsteht 
Thionylchlorid und Phosphoroxychlorid (65). 
Mit Wasser bildet das Schwefligsäureanhydrid das Hydrat H,SO,, das in 
freiem Zustande nicht bekannt, wahrscheinlich aber in der wässrigen Lôsung des 
Anhydrids in Wasser enthalten ist. Die Constitution der schwefligen Säure kann 
entweder symmetrisch, wie die der Kohlensäure, angenommen werden: so” 2 
wofür die Bildung des Thionylchloriirs, sort, spricht, oder unsymmetrisch, 
SO D I worauf die Bildung organischer Sulfosalze aus schwefligsauren Salzen 
hinweist (66). 
Die schweflige Säure H,SO, bildet ein Hydrat (67), welches sich in Form 
einer blättrig krystallinischen Masse ausscheidet, wenn man eine gesättigte, 
wüssrige Lósung stark abkühlt, oder wenn man Schwefeldioxyd in mit Eis ge- 
kühltes Wasser leitet, oder wenn man feuchtes Schwefeldioxyd in ein stark ab- 
gekühltes Rohr einstrómen lásst Die Ausscheidung erfolgt zuweilen erst beim 
Schütteln der Flüssigkeit. Die Krystalle schmelzen oberhalb 3°, nach GEUTHER 
erst bei +14°. Sie sind schwerer als Wasser, welches bei +10° ungefähr die 
Hälfte seines Gewichtes davon aufzulösen vermag. Wirft man sie in eine auf 
20—95° erwärmte Platinschale, so zischen sie wie Wasser auf rothglühendem 
Eisen. Sie zeigen eine von der Menge unabhängige Dissociations-Tension von 
303 Millim. Druck bei 0?; 754 Millim. Druck bei 7:05?; 1177 Millim. Druck 
    
   
  
   
  
  
  
   
    
  
  
   
  
   
  
  
  
    
    
  
  
   
    
  
  
    
   
   
  
   
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
   
    
   
   
  
    
	        
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