Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
     
  
   
   
   
  
  
  
  
   
   
    
    
    
    
    
    
  
    
    
    
    
  
   
    
  
   
    
     
  
524 Handwörterbuch der Chemie. 
bei 10?; 1773 Millim. Druck bei 19:1? und kónnen daher unterhalb 7? durch 
einen in Wasser geleiteten Strom von Schwefeldioxyd bei Atmosphärendruck er- 
halten werden (68). Die kritische Temperatur der Zersetzung im oftenen Qe. 
fáss liegt bei 71?, im geschlossenen Gefüss bei 19:1?. Das spec. Gew. ist —1:9] 
(H,O von 4°. = 1). 
Die schweflige Säure löst Phosphate; sie bildet z. B. mit Tricalciumphosphat 
eine krystallinische Doppelverbindung (69); mit Platinchlorid entsteht die Ver- 
bindung Pe 53 p (9); sie verbindet sich mit Aldehyden und Ketonen; die 
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Verbindung áquimolekularer Mengen von Aceton und schwefliger Säure, eine 
leicht bewegliche Flüssigkeit vom spec. Gew. 0:09 bei 8?, ist dadurch aus- 
gezeichnet, dass sie bei niederer Temperatur und event. unter Anwendung von 
Druck noch betrüchtliche Mengen von Schwefeldioxyd zu lósen vermag und 
dann zur Eisbereitung sehr geeignet ist (71). 
Die wässrige Lösung der schwefligen Säure ist sehr zersetzlich; schon beim 
Stehen an der Luft, schneller beim Erwärmen, zerfällt sie in Anhydrid und 
Wasser; bei längerem Stehen in Berührung mit Luft geht sie in Schwefelsäure 
über und zwar unter Entwicklung von 63634 Cal. pro Mol. SO,. Durch die 
Einwirkung des Lichts wird sie so verändert, dass sie aus Silbernitrat Schwefel. 
silber fällt und Halogensilber reducirt (72). Beim Erhitzen im Einschmelzrohr 
auf 170—180° zerfällt sie in Schwefel und Schwefelsäure, wobei sekundär auch 
Schwefelwasserstoff entsteht; der, abgeschiedene Schwefel ist blättrig-krystallinisch, 
im äusseren Theile unlöslich, im innern löslich (73). Auch durch den elektri- 
schen Strom (74) und durch die Halogene (74) wird sie zersetzt. 
Sie wirkt stark reducirend auf die Sauerstoffsäuren der Halogene und auf 
Oxyde; beim Erhitzen mit Phosphor im zugeschmolzenen Rohre auf 200° wird 
die schweflige Säure in Schwefelwasserstoff übergeführt (76); beim Erwärmen 
mit wässriger, phosphoriger] Säure entsteht primär Phosphorsäure und Schwefel- 
wasserstoff und sekundär Schwefel, Wasser und Pentathionsäure (77, 78); Phosphor- 
wasserstoff bildet Phosphorsäure, Wasser und Schwefel (79). 
Nascirender Wasserstoff reducirt die schweflige Säure zu Schwefelwasserstoft (8o). 
Mischt man wässrige schweflige Säure mit einer salzsauren Zinnchlorürlôsung, 
so fällt unter Schwefelwasserstoff-Entwicklung braunes Schwefelzinn aus (81); ist 
in der Lösung ein durch Schwefelwasserstoff fällbares Metall vorhanden, so fällt 
dasselbe als Sulfid aus (82); Zinnchlorür in siedender Lösung wird durch 
schweflige Sáure in Zinnchlorid übergeführt (88). 
Auch auf manche Metalle, z. B. Zinn, Cadmium, Zink (s. hydroschweflige 
Säure) (84), Kupfer (85) u. a. wirkt wässrige, schweflige Säure ein; manche 
frisch gefällte Sulfide wie die des Mangans, Eisens, Zinks werden davon unter 
Bildung von thioschwefelsauren Salzen gelöst (86). 
Die schweflige Säure ist zweibasisch, bildet demnach zwei Reihen von Salzen 
der Form MeHSO; und Me,SO,. Sie vermag Carbonate unter Kohlendioxyd- 
Entwicklung zu zersetzen, wird von allen Mineralsäuren aber ihrerseits aus ihren 
Verbindungen ausgetrieben. Die Neutralisationswärme fand BERTHELOT (87) zu 
SO, (verd.) + K,O (verd.) bei 13° ... + 159002 Cal. 
$80, .»…- +4K,0 xt + +++ 16600 
Anwendung. Die grössten Mengen von Schwefeldioxyd werden zur 
Fabrikation von Schwefelsäure verwendet; ferner dient schweflige Säure zum 
Bleichen von Seide, Wolle, Federn, Badeschwämmen, Strohgeflechten u. s. w. 
     
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