Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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Worauf die bleichende Wirkung der schwefligen Säure beruht, steht noch nicht fest; 
einige Farbstoffe werden davon nicht oder kaum angegriffen, andere vollkommen zerstört, noch 
andere werden in farblose Verbindungen übergeführt und lassen sich durch geeignete Behandlung 
wieder erzeugen. Eine durch schweflige Säure entfärbte Rose erhält die Farbe wieder, wenn 
man sie in verdünnte Schwefelsäure taucht; ebenso, freilich nur vorübergehend, wenn man sie 
der Einwirkung von siedend heissen Wasserdämpfen aussetzt; ferner wird mitunter durch Aus- 
trocknen und Erwärmen die Farbe regenerirt, auch durch Behandeln mit Aether, Benzol, ätheri- 
schen Oelen u. s. w. (88). 
Die schweflige Säure wirkt conservirend und desinficirend, deshalb werden 
z. B. Weinfässer, Därme etc. »geschwefelt«; ebenso auch Hopfen und comprimirte 
Gemüse. 
Sie findet ferner Anwendung in der Zuckerindustrie zur »Nachsaturation« ; 
zur Darstellung von »Sulfitcellulose« (89); zur Extration von Fetten und Oelen; 
zur Darstellung reiner schwefligsaurer Salze; zur Eisbereitung ; zur Verzuckerung 
von Stürke (91); zum Aufschliessen kalkreicher Phosphate (92). — In Frankreich 
wird Schwefeldioxyd gegen Hautkrankheiten angewandt. 
Die Erkennung der schwefligen Sáure wird durch ihren charakteristi- 
schen Geruch leicht gemacht; sie kann ferner durch folgende Reactionen identi- 
ficirt werden: 
Papierstreifen, die mit Stärkekleister, dem wenig Kaliumjodat zugesetzt ist, 
bestrichen sind, werden durch schweflige Säure gebläut (93). 
Mit Jodkaliumkleister bestrichene Papierstreifen, welche in chlorhaltiger Luft 
schwach gebläut sind, werden entfärbt; ebenso mit Guajactinctur bestrichene 
Papier, das durch Chlor schwach gebläut ist (94). 
Setzt man zu ihrer Lôsung das gleiche Volum Salzsäure und erhitzt mit 
einem Stück blanken Kupferdrahtes zum Kochen, so wird dieser bei grôsserem 
Gehalt von schwefliger Säure schwarz, wie berusst; bei kleinem matt und glanzlos. 
Setzt man die Lösung zu reiner Salzsäure, in der sich schwefelfreies Zink oder 
Aluminium befindet, so mischt sich dem Wasserstoff Schwefelwasserstoff bei, den 
man in gewöhnlicher Weise identificiren kann. 
Giesst man eine neutrale oder einen Ueberschuss von Natriumbicarbonat 
enthaltende Lösung von schwefligsaurem Alkali zu einer grösseren Menge von 
Zinksulfatlösung, welche mit sehr wenig Nitroprossidnatrium versetzt ist, so tritt 
eine rothe Färbung ein; die Reaction wird durch einen Zusatz von Ferrocyan- 
kalium verschärft. 
Durch Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser zu einer Lösung von schwefliger 
Säure entsteht eine milchige Trübung von Schwefel. 
Aus einer Auflösung von seleniger Säure wird rothes Selen gefällt. 
Lösungen von mangansaurem oder übermangansaurem Alkali werden entfärbt. 
Silbernitrat giebt einen weissen Niederschlag, der sich nicht in einem Ueber- 
schusse der schwefligen Säure, aber in einem Ueberschuss von Alkalisulfitlösung 
oder von Ammoniak löst; aus beiden Lösungen wird beim Kochen metallisches 
Silber ausgeschieden (Unterschied von der Thioschwefelsäure und der Polythion- 
säure). 
Sehr kleine Mengen von schwefliger Säure werden nachgewiesen, wenn man 
zu ihrer Lösung Salzsäure und einige Krystalle von Zinnchloriir setzt; nach 
einiger Zeit wird die Flüssigkeit gelb bis braun; allmählich, schneller beim Er- 
wärmen, bedecken sich die Krystalle mit einem braunen Beschlage. Die Reac- 
tion wird noch empfindlicher durch Zusatz einiger Tropfen Kupfersulfatlósung. 
     
   
   
   
  
   
  
   
  
   
  
    
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
   
  
   
  
   
  
   
  
  
  
      
  
 
	        
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