Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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Darstellung. In eine mit Rückflusskühler versehene Retorte bringt man 500—600 Grm. 
trocknes Phosphorpentachlorid und leitet durch den Tubulus derselben trocknes Schwefeldioxyd 
ein. Das Pentachlorid verflüssigt sich allmühlich unter Waàrmeentwicklung, später unterstützt 
man die Reaction durch Erwärmen und häufiges Umschütteln. Sobald alles Pentachlorid ver- 
flüssigt ist, unterbricht man den Schwefeldioxydstrom und fractionirt die Flüssigkeit; so lange 
das Thionylchlorid Schwefeldioxyd enthält, ist es gelb gefärbt; man befreit es davon durch 
längeres Erhitzen am Rückflusskühler. Ausbeute 50%. Es gelingt nur schwer, eine vollständige 
Trennung des Thionylchlorids von Phosphoroxychlorid zu erzielen. 
2. Man bringt in ein Kölbchen 1 Mol. Monochlorschwefei, das durch eine Kältemischung 
von Eis und Kochsalz auf — 9 bis 10° abgekühlt ist, leitet eine Zeit lang trocknes Chlor ein und 
destillrt aus einer kleinen Retorte 2 Mol. Schwefeltrioxyd, die zweckmässig in concentrirter 
Schwefelsäure gelöst ist, hinzu. Nach beendeter Reaction wird fractionirt und schliesslich unter 
Zusatz einer geringen Menge Schwefeltrioxyd rectificirt. Ausbeute 80$ der Theorie. 
Das Thionylchlorid bildet eine farblose, an der Luft rauchende Flüssigkeit 
von erstickendem Geruch und sehr heftiger Einwirkung auf die Respirations- 
organe und namentlich die Augen. Sie siedet bei 78? unter 746 Millim. Druck 
(Wurtz); bei 82° (Camms), hat bei 0? das spec. Gew. 1675 und bricht das 
Licht fast ebenso stark wie Schwefelkohlenstoff. Die Bildungswárme aus den 
Elementen beträgt 40:8 Cal. (103); die Verdampfungswärme von 1 Grm. 54:45 Cal. 
oder pro Mol. SOCI, 6480 Cal. 
Atomrefraction (104). 
Die Dampfdichte (105) ist bei Temperaturen bis 154? zu 3:95 resp. 981 
(ber. für SOCI, 411) gefunden worden; bei der Temperatur des siedenden 
Schwefels betrug sie 9:65 resp. 2/74, d. h. nur etwa $ der normalen, was für 
eine Zersetzung des Thionylchlorids in hóherer Temperatur spricht; in der That 
erhält man beim Leiten seiner Dàmpfe durch ein glühendes Rohr Chlor, 
Schwefeldioxyd und Monochlorschwefel. 
An feuchter Luft zersetzt es sich unter Bildung von Schwefeldioxyd und 
Chlorwasserstoff, mit warmem Wasser zu Schwefel und Schwefelsäure; mit 
Schwefelwasserstoff zu Schwefel, Schwefeldioxyd und Chlorwasserstoff (106). 
Beim Erhitzen mit Phosphortrichlorid entstehen Phosphoroxychlorid, Phosphor- 
sulfochlorid und Phosphorpentachlorid; mit Schwefel bei 180° Schwefelmono- 
chlorid; mit Selen Schwefel- und Selenchlorür (108); mit Phosphorpentasulfid 
Schwetelchloriir und Phosphorpentoxyd (109), Schwefeldioxyd und Phosphorsulfo- 
chlorid und wenig Chlorschwefel (108). 
Mit Schwefeldichlorid bildet es Schwefeloxychlorid, SO Cl,; mit Ammoniak 
Schwefelstickstoft, Salmiak, schwefligsaures und polythionsaures Ammonium; mit 
Silbernitrat Nitrosulfurylchlorid, SO,(NO,)CI (110); mit gepulvertem Antimon 
schon in der Kälte Antimonchlorid. 
Es absorbirt Schwefeldioxyd und Chlor in bedeutender Menge. 
Auf absoluten Alkohol wirkt das Thionylchlorid ein unter Bildung von 
Chlorwasserstoff und Schwefelsäureäthylester; auf Cyansilber unter Erzeugung von 
Thionylcyanür; mit Anilin entsteht unter heftiger Reaction dessen Chlorhydrat, 
Chlorschwefel und Schwefeldioxyd (111); mit Quecksilberdiphenyl: B-Chlornaph- 
talin und Sublimat; organische Sáuren und aromatische Sulfosáuren werden unter 
Entbindung von Chlorwasserstoff und Schwefeldioxyd in Chloride übergeführt (105). 
Auf Phenole wirkt 'Thionylchlorid unter Bildung von Chlorwasserstoff, 
Schwefeldioxyd und Dioxythiobenzolen neben harzigen, schwefel- und chlor. 
haltigen Körpern ein (102). 
    
   
  
  
   
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
   
   
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
   
    
  
    
   
   
   
   
   
  
   
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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