600 Handwörterbuch der Chemie.
cirtem Selen dauernd rothbraun. Wie Schwefelwasserstoff bildet auch Selen-
wasserstoff bei starkem Druck und niederer Temperatur ein krystallisirendes
Hydrat.
Bei der Zersetzung des Selenwasserstoffs wird Wärme frei, bei der Bildung
desselben also solche gebunden. Die Zersetzung mittelst Eisenchlorid, Wasser-
stoftsuperoxyd und wässriger seleniger Säure ergab im Mittel gut übereinstimmen-
der Zahlen für (Se, H,) = 18880 cal. Diese Zahl gilt für glasartiges Selen und
die gasformige Verbindung (106). Für metallisches Selen wird sie 13990 cal.
HAUTEFEUILLE (107) dagegen fand für die Zersetzung in Wasserstoff und rothes
Selen 4280 cal., in Wasserstoff und schwarzes Selen 5400 cal. für das Molekül.
Die Lösungswärme des Selenwasserstoffs beträgt 9260 cal. (106).
Selenwasserstoff ist weit unbeständiger als Schwefelwasserstoff. Schon in
Berührung mit feuchter Luft beginnt das Gas sich in Selen und Wasser zu zer-
setzen und feuchtes Papier, Holz und dergl. färben sich in Berührung mit
Selenwasserstoff durch abgeschiedenes Selen roth. Auch unter dem Einfluss der
dunklen elektrischen Entladung (108) und durch den elektrischen Strom (111)
zersetzt sich Selenwasserstoff, wobei Selen, Wasserstoff und vielleicht ein Wasser-
stoftpolyselenid auftreten. Die Dissociation durch Wärme beträgt bei 440° 47 2,
während Schwefelwasserstoff bei gleicher Temperatur nur in Spuren dissociirt
ist (109).
Selbst in gewôhnlicher Temperatur wird Selenwasserstoft von Ouecksilber
zersetzt, allerdings erst bei jahrelanger Aufbewahrung, unter Bildung von Selen-
quecksilber und Freiwerden von Wasserstoff. Schwefelwasserstoff setzt sich mit
Quecksilber unter gleichen Verháltnissen nicht um, sondern wirkt erst bei 550?
darauf ein (110).
Die wässrige Selenwasserstoffläsung ist gleichfalls weit unbestándiger als das
Schwefelwasserstoffwasser; sie nimmt schon beim Stehen an der Luft Sauerstoff
auf und fárbt sich von der Oberfliche her durch abgeschiedenes Selen roth.
Analog dem Sauerstoff und fast ebenso energisch wirkt freier Schwefel. Leitet
man Schwefelwasserstoffgas durch Wasser, welches Schwefel suspendirt enthält,
so scheidet sich Selen ab unter Bildung von Schwefelwasserstoff (121):
H,Se + $ = H,S + Se.
Angezündet verbrennt Selenwasserstoff mit blauer Flamme zu Selendioxyd
und Wasser:
H,Se + 30 = SeO, + H,0,
bei ungenügendem Luftzutritt aber unter Abscheidung von Selen:
H,Se 4+ O = H,0 + Se.
Rauchende Salpetersäure zersetzt den gasfórmigen Selenwasserstoff unter
Feuererscheinung (112).
Ueber die Einwirkung von Selenwasserstoff auf selenige Sáure s. letztere.
Auf Metalle, Metalloxyde und Metallsalze wirkt Selenwasserstoff analog dem
Schwefelwasserstoff ein, unter Bildung von Seleniden oder Selenieten.
Die Selenide der Metalle lassen sich gleich den Metallsulfiden sowohl
auf nassem als trockenem Wege erhalten. In Wasser lóslich sind nur die Selenide
der Alkalien und Erdalkalien; sie werden dargestellt durch Sáttigen der Hydroxyde
der betreffenden Metalle mit Selenwasserstoff (190) oder durch Reduction der
Selenite mit Kohle (191) oder der Selenate mit Wasserstoff bei 900? (116) oder
endlich durch direkte Vereinigung der Elemente, die zuweilen, z. B. zwischen
Natrium und Selen, unter starker Feuererscheinung vor sich geht (97).
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