Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

      
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
   
    
   
   
  
  
  
   
    
  
    
    
  
  
   
    
    
   
    
    
  
    
  
  
  
Handwörterbuch der Chemie. 
c) Jodide. 
Selenmonojodid, Selenjodür, Se,J,, bildet sich beim Zusammenschmelzen 
von Jod und Selen im molekularen Verhältniss sowie beim Erhitzen von Selen- 
bromür und Jodäthyl im Rohre auf 100° [R. SCHNEIDER (189)]. 
Se,Br, + 2C, HJ — Se;], 4- 2C, H, Br. 
Es bildet eine kórnig krystallinische, stahlgraue Masse von halbmetallischem 
Glanz, die bei 68— 70? zu einer dunkel-schwarzbraunen Flüssigkeit schmilzt, 
welche beim Erkalten wieder krystallinisch erstarrt. 
Lángeres Erhitzen auf 100?, sowie alle Lösungsmittel des Jods bewirken den 
Zerfall der Verbindung in Selen und Jod; Wasser zersetzt analog wie beim Chlorür 
und Bromür: 
2 Se,J, + 3H,0 = H,Se O, + 4HJ + 3Se. 
Selentetrajodid, Vierfach-Jodselen, Selenjodid, SeJ,. Zur Dar- 
stellung dieser Verbindung tügt man zu einer concentrirten, wässrigen Lösung 
von seleniger Säure so lange Jodwasserstoffsäure, als noch eine Fällung entsteht 
[R. SCHNEIDER (189)]: 
H,SeO; + 4H] = SeJ, 4- 3H40. 
Es fällt ein rothbrauner Niederschlag, der sich zu einer körnigen, schwarzen 
Masse zusammenballt, die nach dem Auswaschen und Abpressen über Schwefel- 
säure getrocknet wird. 
Selenbromid (1 Mol.) mit Jodäthyl (4 Mol.) gemischt, setzt sich unter Er- 
wärmung zu Selenjodid und Bromäthyl um und es scheidet sich ersteres als eine 
zähflüssige, später erstarrende Masse von blaugrauer Farbe aus: 
SeBr, + 4C,H;J = SeJ, + 4C,H,Br. 
Auch durch direkte Vereinigung der beiden Elemente beim Zusammenreiben 
derselben im richtigen Verhältniss bildet sich Selenjodid. Dasselbe stellt eine 
dunkel-blaugraue, kórnige Masse dar, die bei 75—80° zu einer schwarzbraunen 
Flüssigkeit schmilzt. Beim Erhitzen giebt es sein Jod ab, ebenso an Lósungs- 
mittel des letzteren, und zersetzt sich mit Wasser nur langsam. 
Ein Selendijodid, SeJ,, ist nicht bekannt, auch waren die Versuche zur 
Darstellung eines Chlorojodids, SeClJ,, erfolglos (177). 
d) Fluoride. 
Beim Ueberleiten von Selendampf über schmelzendes Fluorblei bildet sich 
ein in Krystallen sublimirendes Selenfluorid, das sich in Flusssáure lóst und 
durch Wasser zersetzt wird (KNox). 
Analytisches Verhalten (207, 217). 
Freies Selen ist durch seine Farbe, namentlich durch die lebhaft rothe 
Färbung der gefillten amorphen Modification, sowie durch Schmelzbarkeit und 
Flüchtigkeit gekennzeichnet. Bei der Verflüchtigung in der nicht leuchtenden 
Flamme des Bunsenbrenners ertheilt das Selen und viele seiner Verbindungen 
derselben eine kornblumenblaue Färbung und zugleich macht sich der charakte- 
ristische Rettig-Geruch des verbrennenden Selens bemerkbar. Der Reductions- 
beschlag ist ziegelroth bis kirschroth gefärbt, in concentrirter Schwefelsäure mit 
grüner Farbe löslich, der Oxydationsbeschlag weiss und färbt sich beim Betupfen 
mit Zinnchlorür durch ausgeschiedenes Selen roth. Beim Glühen am Soda- 
Kohlestäbchen bildet sich Selennatrium, dessen Lösung auf Silbermünze einen 
schwarzen Fleck von Selensilber erzeugt und mit verdünnten Säuren Selen- 
wasserstoff entwickelt [BUNSEN (206)]. 
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