Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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Silber. *). Geschichtliches. Spiter als das leicht kenntliche und leicht 
zu gewinnende Gold begann das Silber seinen hervorragenden Platz in der 
menschlichen Cultur einzunehmen. Das Silber wurde nicht wie das Gold an den 
Ufern der Bäche und Flüsse gefunden oder aus dem Flusssand durch einen ein- 
fachen Schlàmmprocess gewonnen; es kommt nur in Gángen und Spalten des 
Gebirges vor, seine Gewinnung ist daher viel schwieriger als die des Goldes. 
Daher kommt es, dass, wie LEPsius (1) berichtet, auf alten àgyptischen Inschriften 
das Silber häufig an erster Stelle, vor dem Golde, als das werthvollere und 
seltnere Metall genannt wird. Immerhin reicht die Kenntniss des Silbers in sehr 
frühe Zeiten zurück. Es kommt in metallischem Zustand in der Natur vor und 
sein Glanz und seine Farbe, Eigenschaften, die durch Einwirkung der Luft und 
der Wärme nicht verändert werden, mussten leicht die Aufmerksamkeit auf sich 
ziehen. 
Die ältesten Nachrichten über das Silber stammen aus China. Man weiss, 
dass zur Zeit der Dynastieen der Hin und der Schang (2400 bis 1200 Jahre 
vor der christlichen Zeitrechnung) drei Metalle als Austauschmittel benutzt wurden, 
das gelbe, weisse und rothe, d. h. Gold, Silber und Kupfer, und dass diese 
Metalle in dem Gebirge bei der Stadt Huei-Tschu gewonnen wurden, das Silber 
vermuthlich nur in gediegenem Zustande, nicht aus Erzen. 
Die gleichzeitige Culturgeschichte Indiens berichtet nichts über den Gebrauch 
des Silbers. Dagegen ist Armenien ein uraltes Ausgangsland für Silber; auch in 
Mexiko und in Peru scheint das Silber seit den frühesten Zeiten bekannt gewesen 
zu sein. Im allgemeinen finden wir, dass mit dem Fortschreiten der Cultur von 
Osten nach Westen auch die Kenntnisse über das Silber sich verbreiten. 
In der ältesten Zusammenstellung der Metalle im Alt-Indischen, in Jajasane- 
yisainhit, folgt aut Gold (Riranya) gleich das Erz (ayas) (2). 
Später findet sich im Sanskrit eine grosse Anzahl von Bezeichnungen für 
Silber, die sich auf die Farbe und den Glanz des Metalles beziehen: ZóAarád;a£a, 
metallglánzend;  4àrà, Stammwort fiir stella, Stern; wimala, ohne Flecken; 
fübAra, vein; roupia, radjaranga, konigliches Zinn; khardjdjura, der Compa- 
parativ von karn, weiss; radjata von radj, glänzen, tschandralansch bedeutet 
Metall des Mondes. Der »Silberglanz« des Mondes war ohne Zweifel die Ur- 
*) 1) LEpsivs, die Metalle in den ügyptischen Inschriften. Abhandl. der Akad. d. Wissensch. 
zu Berlin, 1871. 2) O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte, Jena 1890, pag. 259. 
3) O. SCHRADER, loc. cit., pag. 262. 4) V. HEHN, Culturpflanzen und Hausthiere, 5. Aufl., 
Berlin 1887, pag. 461, Anmerkung. 20. 5) STRABO, Bd. III, 151; Bd. VIII, IX. 6) PLINIUS, 
Hist. nat. Bd. III, 30; Bd. XXXIV, 158 u. a. 7) A. FRANTZ, Berg- und Hiittenm. Ztg. 
1880, pag. 173. 8) LENZ, die Mineralien der Alten. Anmerkung 103. 9) PrINIUs, Hist. nat. 
Bd. XXXIIL 95. 10) LANDERER, Berg- und Hiittenm. Ztg. 1876, pag. 94. 11) K. B. Hor- 
MANN, das Blei bei den Völkern des Alterthums, Berlin 1885 (Heft 472 von VIRCHOW- 
HOLTZENDORFF's gemeinwissenschaftl. Vorträgen). 12) PLiNIUs, Hist. nat. Bd. XXXIII, 80. 
I3) BERTHELOT, Les origines de l'Alchimie, Paris 1885; BERTHELOT ET RUELLE, Collection des 
anciens alchimistes grecs, Paris 1886. 14) KunLow, Berg- und Hüttenm. Ztg. 1876, pag. 288. 
15) HôFER, Histoire de la Chimie, Bd. II, pag. 63; Berg- und Hüttenm. Ztg. 1866, pag. 389. 
16) DoMEYKO, Ann. des mines (7) 10, pag. 15. 17) MALAGUTI, ERDM. Journ. pr. Chem. 42, 
pag. 422. 18) FIELD, DINGL. pol. Journ. 143, pag. 397. 19) KERL, Metallurgische Hiitten- 
kunde, 2. Aufl, Bd. IV; BALLING, Metallhüttenkunde, Berlin 1885, pag. 273; GRUNER, sur l’êtay 
actuel de la métallurgie du plomb; Ann. des mines, t. 13 (1868); Roswac, Métallurgie de 
l'argent 1890; Encyclopédie de FREMY, t. V.; Roswac, Désargentation des plombs argentifères; 
ibid. t. V. 20) Berg- und Hüttenm. Ztg. 1874, pag. 34. 21) KARSTEN, KARSTEN’s Archiv 2, 
  
     
    
  
  
   
    
   
   
   
    
  
   
  
    
   
    
    
   
   
    
   
   
  
  
    
  
     
    
    
   
     
   
    
   
    
   
    
    
   
   
	        
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