Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

       
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
  
  
   
   
  
   
   
   
   
   
    
    
   
   
   
    
   
   
   
    
   
   
  
   
   
   
  
   
   
   
  
   
   
   
   
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scripte, bis auf unsere Zeit gekommen sind, fort, bis sie am Anfang des Mittel- 
alters auch im Abendlande als Alchemie bekannt und gepflegt wurden. 
Die über diesen Gegenstand vorhandenen Schriften sind u. a. von H. Kopp 
E. HórkR und neuerdings von M. BERTHELOT kritisch bearbeitet worden. Indem 
wir hauptsüchlich dem letztern (13) folgen, wollen wir einiges auf das Silber be- 
zügliche erwáhnen. 
Zu den àltesten, griechisch geschriebenen Documenten über Alchemie ge- 
hóren die dem ZosiwUs zugeschriebenen Bücher. Zoswus von Theben oder der 
Panapolitaner, auch der Philosoph von Alexandrien genannt, welcher im 3ten Jahr- 
hundert lebte, ist als einer der Hauptmeister der »heiligen Kunst« anzusehen. 
PHoTIUS berichtet, er habe seiner Schwester THEOSEBIA 28 Bücher über Chemie 
hinterlassen, Die auf uns gekommenen Schriften desselben sind in einem äusserst 
dunkeln Stil geschrieben. In dem Buche über »die Kraft und die Zusammen- 
setzung der Wässer« heisst es: »Der Mond ist rein und göttlich, wenn du die 
Sonne auf seiner Oberfläche leuchten siehst.« Unter diesen Worten ist vermuth- 
lich die Reinigung des Silbers durch Cupellation und das »Blicken« des Silbers 
zu verstehen. In der Schrift über die »heilige und göttliche Kunst der; Bereitung 
von Gold und Silber« werden mehrere ziemlich genaue Vorschriften zur Dar- 
stellung des Silbers gegeben. Ein Verfahren bestand darin, metallisches Kupfer 
den Dämpfen von Arsenik auszusetzen. Hierbei konnte nur eine grobe Nach- 
ahmung des Silbers entstehen, aber dies Recept wird in mehr oder weniger 
räthselhafter Form Jahrhunderte hindurch wiederholt. An einer andern Stelle 
wird vorgeschrieben, Blei in einer aus gepulverten Knochen hergestellten Capelle 
zu calciniren. Die dabei entstehende Bleiglätte schmolz und zog sich in die 
poróse Masse der Capelle, und ein Silberregulus blieb zurück. Das Blei war 
verschwunden, Silber befand sich an seiner Stelle; was war natürlicher, als eine 
Metallverwandlung anzunehmen? 
Nach Zosimus ragt OLYMPIODORUS hervor, ein neuplatonischer Philosoph 
in Alexandrien im 4ten Jahrhundert. Er gab der heiligen Kunst zuerst den 
Namen Chemie (ynpefa). Nach ihm steht das Silber in Beziehung zum Monde, das 
Elektrum zum Planeten Jupiter. 
SvNESIUS, der etwa 5o jahre spáter als Zosimus lebte, theilte die heilige 
Wissenschaft in zwei Theile. Im einen beschreibt er die Kunst des Goldmachens 
durch ein Edvöwoıs (Gelbfärben) genanntes Verfahren, im andern die Kunst, Silber 
zu bereiten durch Aeüxeotc (Weissfárben). 
DEgMOCRITUs der Mystagoge oder Pseudo-DEmocrrTus, der nicht mit dem 
Schópfer der atomistischen Philosophie zu verwechseln ist, sondern wahrschein- 
lich ein Zeitgenosse des ZosiMus war, hat in seinen Schriften tiber Argyropia und 
Chrysopia (die Kunst, Silber bezw. Gold zu machen) viele Recepte zur Bereitung 
von Gold, Silber und Asem gegeben, unter welch letzterem Worte anscheinend 
silberáhnliche Legirungen zu verstehen sind. 
Eine andere, viel citirte, aber doch zweifelhafte Persónlichkeit ist MARIA die 
Jüdin, welcher man die Erfindung des Wasserbades (Marienbades) zuschreibt. 
Sie schrieb auch über Leukosis und Xanthosis und verwendet zur Bereitung 
edler Metalle Bleiglitte (Juüdpyupoc, mit dem Symbol A € bezeichnet) samische 
Erde, Salz von Cappadocien, Feigensaft, Lorbeerblátter, Rhabarberwurzel u. s. w. 
Diese und andere Schriftsteller gehórten den griechisch-ágyptischen alche- 
mistischen Schulen an. Dass so wenig schriftliche Zeugnisse aus jener Zeit noch 
vorhanden sind, liegt zum "Theil an der erwähnten DIiocLETIAN’schen Verfolgung 
  
	        
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