Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

  
  
  
  
  
  
738 Handwörterbuch der Chemie. 
Phosphorwasserstoff wird selbst bei —10° zu festem Phosphorwasserstoff re- 
ducirt (120). 
Siliciumtetrachlorid, SiCl,, Chlorsilicium, Siliciumchlorid. Leitet 
man trockenes Chlor (52) bei Glühhitze, oder Chlorwasserstoffgas (53) bei noch 
hóherer Temperatur über ein Gemenge von Kieselsáure und Kohle, so entsteht 
Chlorsilicium und Kohlenoxyd, Nach WEBER (54) ist Kohle dazu nicht er- 
forderlich, wenn die Temperatur hoch genug gehalten wird. 
Wasserstoffhaltiges Silicium verbrennt beim Erhitzen im Chlorgas bei Ab- 
wesenheit von Luft zu Chlorsilicium (55). Ebenso beginnt krystallisirtes Silicium, 
zur schwachen Gluth erhitzt, im Chlor zu glimmen und verbrennt ohne Rück- 
stand zu Chlorsilicium (WôHLER). 
Ein bequemeres Verfahren hat GATTERMANN (106) angegeben: 
Man stellt sich zunächst ein Rohprodukt von Silicium aus Sand und Magnesium nach 
der von demselben Autor herrührenden, pag. 730 beschriebenen Methode dar und beschickt 
mit diesem ein 2 Centim. weites Rohr derart, dass der über der Füllung liegende Kanal 
1 Centim. hoch ist. Das Rohr ist an dem einen Ende rechtwinklig umgebogen und mündet 
in eine PELIGOT’sche Röhre, die in einer Kältemischung von Eis und Kochsalz steht. Während 
man nun einen Strom trockenen Chlors durch das Rohr leitet, erhitzt man letzteres, welches im 
Verbrennungsofen auf einer eisernen Rinne liegt, so, dass die Flammenspitzen eben die 
Rinne berühren. 
Die Ausbeute hängt wesentlich von der Temperatur ab. Lässt man diese höher als an- 
gegeben steigen, so tritt eine lebhafte Reaction ein, indem das Silicium ins Glühen geräth. 
Es bildet sich dann Chlormagnesium und Sauerstoff, welch’ letzterer das Silicium unter Licht- 
erscheinung zu Kieselsüure oxydirt. 
Die Ausbeute nach diesem Verfahren betrügt aus 100 Grm. Magnesium 300 Grm. reines 
Chlorsilicium. 
A. FAURE (110) bringt in einem Gasofen, in welchem die Flammen das zu 
erhitzende Material von oben nach unten durchstrómen, letzteres auf die geeignete 
Temperatur, dreht dann das Gas ab und leitet von unten nach oben eine Mischung 
von Salzsáuregas und Naphtalindampf. 
H. N. WARREN (111) schligt vor, Siliciumeisen mit 152 Silicium in der 
Wárme mit Chlor zu behandeln. Es bildet sich Eisenchlorid und Chlorsilicium, 
welche wegen ihrer verschieden schweren Flüchtigkeit nicht zu trennen sind. 
Erhitzt man Kieselsäure zur Halbrothgluth, während man Dämpfe von Bor- 
chlorid darüber leitet, erhält man ebenfalls Chlorsilicium: 
4 BoCl; 4- 3810,— 3SiCl,-- 2B,0, (56). 
Zur Darstellung bedient man sich folgenden Verfahrens: Amorphe Kieselsäure, wie sie 
aus der Zersetzung kieselsaurer Alkalien erhalten wird, wird mit dem gleichen Gewicht Kien- 
russ innig gemengt und mit Oel zu einem Teige angerührt. Aus diesem bildet man nussgrosse 
Kugeln, bettet sie in Kohlepulver ein und glüht sie gut aus, 
Nach dem Erkalten beschickt man mit ihnen ein Porcellanrohr ab (Fig. 305), welches in 
einem gut ziehenden Ofen liegt. Durch dasselbe leitet man aus dem Kolben 4 Chlor, welch' 
letzteres durch concentrirte Schwefelsäure in c und Chlorcalcium in d getrocknet wird. Das 
Durchleiten muss so regulirt werden, dass der ganze Apparat mit Chlor schon gefüllt ist, so- 
bald der Inhalt der Porcellanróhre die zur Zersetzung erforderliche Temperatur hat. 
In der U-fórmigen Róhre e wird das Chlorsilicium verdichtet und fliesst in ein Fläschchen, 
das in einer Kältemischung steht. 
Sollen grössere Mengen Chlorsilicium dargestellt werden, so ersetzt man das Porcellanrohr 
durch eine tubulirte, irdene Retorte, in deren Tubulus ein bis auf den Boden reichendes Por- 
cellanrohr zum Zuleiten des Chlors eingekittet ist, 
   
      
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
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