Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

      
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
756 Handwôrterbuch der Chemie, 
Verwendung der Kieselsäure: Die in der Natur vorkommende Kiesel- 
säure, bezw. ihre Derivate, finden die mannigfachste technische Verwendung. be 
Quarz, weisser Sand, Bergkrystall, Feuerstein werden als fast reine Kiesel- Le 
säure zur Fabrikation von Porcellan und Glas verwendet. (Vergl. Artikel Glas au 
d. Handwôrterbuchs Bd. IV, pag. 350.) fül 
Die gefärbten Arten der Kieselsäure werden als Schmucksteine benutzt, 
welche hauptsächlich in Oberstein und Idar im Nahethal geschliffen werden. 
Dort befanden sich früher sehr ergiebige Achatbrüche, nach deren Erschöpfung Sá 
Achate. aus Brasilien eingeführt wurden. In neuerer Zeit hat man gelernt, die 
natürlichen Achate künstlich zu fürben oder ihre ursprüngliche Farbe zu ver- 
ändern. So werden braune oder gelbe Achate und Chalcedone durch starkes Ei 
Erhitzen in rothen Carneol verwandelt, indem sich das in den ersteren enthaltene un 
Eisenoxydhydrat in rothes Eisenoxyd verwandelt. en 
Das künstliche Fárben von Achaten war schon im Alterthum bekannt. kc 
PLINIUS erwähnt, dass in Arabien Achate 7 Tage und 7 Nüchte mit Honig ge- un 
kocht wurden, nachher zeigten sie Adern, Striche und Flecke, wodurch sie sich Di 
zum Schmucke eigneten. Das Auskocben mit Honig sollte dazu dienen, die tie 
Steine von allem Unreinen zu befreien. In Wahrheit verhielt es sich so, dass 
das Auskochen mit Honig die Achate nur mit letzterem sittigen sollte. Dann qu 
wurden sie mit Schwefelsäure behandelt, wodurch der Honig verkohlte und den 
Steinen eine dunkle Farbe gab. 
Achat und Chalcedon werden ferner zu Reibschalen und Polirsteinen be- 
  
  
nutzt.  Bergkrystall liefert das Material zu dauerhaften und unveränderlichen m 
Gewichtssätzen für chemische Waagen.  Kieselschiefer findet Anwendung als 
Probirstein. Sandstein giebt ein technisches Baumaterial ab. — Die Infusorien- : 
erde dient in Folge ihrer leichten, lockeren Beschaffenheit zum Filtriren anstatt W 
des Sandes. Da ihr physikalischer Zustand die Wärmeausstrahlung fast voll- be 
ständig verhindert, wird sie zur Umhüllung von Dampfröhren benutzt. ha 
Zersetzungen der Kieselsáure. Si 
Durch Einwirkung von Kalium auf Kieselsiure bei Weissgluth entsteht neben M 
kieselsaurem Kalium Siliciumkalium (BERZELIVS). de 
Bei derselben Temperatur reduciren Strontium, Calcium (27) und Magne- di 
sium (28), Kieselsáure, Glas und Porcellan, die letztgenannte Erde zu einem schwarzen bc 
oder braunen Gemenge von Siliciummagnesium und kieselsaurem Magnesium (29). Z3 
Eisen, Kupfer, Silber zersetzen bei Gegenwart von Kohle in Kohlen- 
oxyd und die entsprechenden Siliciummetalle. Sa 
Platin, Ruthenium, Palladium, Iridium reduciren unter denselben Ver- 
hültnissen zu Silicium, welches sich mit den Metallen legirt (30). od 
Legirungen des Siliciums mit Platin erhált man auch, wenn graphit- Ve 
artiges Silicium mit diesem zu voller Rothgluth erhitzt wird. Die Verbindung 
erfolgt plötzlich und es resultirt ein spröder, in Säuren schwer löslicher Regulus. Set 
Dieselbe Verbindung lásst sich leichter herstellen, wenn man amorphes Silicium de 
und Platinschwarz in einem geschlossenen Tiegel unter einer Decke von Kiesel- ; 
fluorkalium erhitzt. — Die Legirung enthält 102 Silicium (93). 5 
Gold und Silber zeigen keine grosse Affinität gegen Silicium; erst wenn 
man ein Gemisch von Kieselfluorkalium, Natrium und amorphem Gold oder ofi 
Silber zusammen auf hohe Temperaturen erhitzt, gewinnt man einen gut ge- 
schmolzenen Regulus, der etwa 59 Silicium enthält (93). Sa 
  
	        
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