566 Handwörterbuch der Chemie.
Besser ist es, die Thallisalze zu Thallosalz zu reduciren, was durch Zu-
satz von schwefliger Säure, deren Ueberschuss durch Aufkochen verjagt wird,
leicht ausführbar ist. Die Thallosalzlösung behandelt man nach einer der an-
gegebenen Methoden.
Lösungen, welche Thallo- und Thailisalz enthalten, analysirt man am besten
auf volumetrischem Wege. Man titrirt zunüchst einen Theil des Lósungsgemisches
mit Permanganat und findet die Menge des Thallosalzes. In einem andern Theil
der Lósung wird das Thallisalz mittelst schwefliger Sáure reducirt. Man verjagt
deren Ueberschuss sorgfültig durch Kochen und findet nun durch Titration mit
Permanganat die Gesammtmenge Thallium (WILLM). R. BIEDERMANN.
Thermochemie.*) Einleitung. DieThermochemie behandelt die Beziehungen
zwischen den chemischen und den thermischen Vorgängen, sie bildet mit der
Photochemie und der Elektrochemie zusammen das Gebiet der physikalischen
Chemie. Da fast jeder chemische Vorgang von Temperaturänderungen begleitet
ist, und auch umgekehrt durch solche mehr oder weniger deutlich beeinflusst wird,
so erstreckt sich die Bedeutung der Thermochemie geradezu auf alle chemischen
Processe, und es lässt sich in vielen Fällen gar nicht mit Bestimmtheit entscheiden,
ob eine Frage dem Bereich der eigentlichen Chemie oder dem der Thermo-
chemie angehört. Auch ihre Beziehungen zur physikalischen Wärmelehre haben
sich besonders in neuerer Zeit als so innige herausgestellt, dass eine Darstellung
des gegenwärtigen Standes der Thermochemie nicht ohne ein näheres Eingehen
auf die Grundsätze der Wärmetheorie ermöglicht werden kann. Dementsprechend
ist auch die Anordnung des im Folgenden behandelten Stoffes eingerichtet, indem
nach einer historischen Einleitung die Besprechung der verschiedenen Zweige
der Thermochemie an ihre Beziehungen zu den beiden Hauptsätzen der Wärme-
theorie geknüpft werden wird.
I. Abschnitt.
Historische Entwicklung der Thermochemie.
Der erste Versuch zu einer rationellen Erklärung der bedeutenden Wärme-
erscheinungen, welche bei vielen chemischen Processen auftreten, führte zur An-
nahme des Phlogiston, eines besonderen Stoffes, der bei der Verbrennung eines
*) y) LADENBURG, Vorträge über die Entwicklungsgeschichte der Chemie, Braunschweig
1887. 2) Oeuvres, Bd. II, pag. 318, pag. 724. 3) Oeuvres, Bd. II, pag. 331. 4) Ann. chim.
phys. (3) 1, pag. 440. 1841; Compt. rend. 7, pag. 871. 1838. 5) Ann. chim. phys. 26, pag. 337.
1824; ibid. 37, pag. 180. 1828. 6) Thermochemische Untersuchungen, in OsT WALD's Klassikern.
Leipzig 1890. 7) Pocc. Ann. 50, pag. 385. 1840. 8) PoGG. Ann. 50, pag. 392. 1840; 57,
pag. 572. 1842. 09) PoGG. Ann. 52, pag. 117. 1841. 10) Wiss. Abhdl. 1, pag. 3. 1882.
11) PoGG. Ann. 52, pag. 107. 1841. 12) PoGG. Ann. 54, pag. 208. 1841; 59, pag. 428. 1843;
66, pag. 31. 1845; 75, pag. 27. 1848; 81, pag. 73. 1850. 13) Ann. chim. phys. (3) 8,
pag. 151. 1843; 13, pag. 188. 1845. 14) Ann. chim phys. (3) 12, pag. 167. 1844. 15) Phil.
Mag. (4) 2, pag. 268. 1851; 3, pag. 43, 209. 1852; 4, pag. 370. 1852. 16) Ann. chim.
phys. (3) 34, pag. 357. 1852. 17) Ann. chim. phys. (3) 36, pag. 5, 1852. 18) Ibid. 37,
pag. 406. 1853. 19) Pocc. Ann. 88, pag. 349. 1853. 20) Ibid. 9o, pag. 261. 1853.
21) Compt. rend. 24, pag. 1081. 1847. 22) PoGG. Ann. 91, pag. 83. 1854. 23) Op. phys.
et chem. 3, Upsala 1783. 24) Essai de statique chimique, Paris 1803. 25) Pocc. Ann. 92,
pag. 34. 1854. 26) Ann. chim. phys. (4) 6, pag. 290. 1865. 27) PoGG. Ann. 103, pag. 203.
1858. 28) Ann. chim. phys. (4) 18, pag. 5. 1869. 29) Ibid. (5) 4, pag. 5. 1875. 30) Ibid.
(3) 65, pag. 385. 1862; 66, pag. 5. 1862; 68, pag. 225. 1863. 31) Essai de mécanique chi-
mique, fondé sur la thermochimie, Paris 1879. 32) Vergl. ausserdem namentlich B. RATHKE,
WiED. Beibl 5, pag. 183. 1881. 33) Pocc. Ann. 138, pag. 65, 201, 497. 1869. 34) Etudes
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