Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 12. Band)

  
  
  
  
  
  
  
506 Handwörterbuch der Chemie. 
die Lösung von Vanadinpentoxyd in Schwefelsäure mit Oxalsäure, schwefliger 
Säure oder Schwefelwasserstoff reducirt wird. Es entsteht, wie die Titration 
mit Permanganat zeigt, eine Lösung von Vanandindioxyd in Salzsäure. 
Wenn man die Dämpfe des Tetrachlorids in Wasser sich condensiren lässt, 
so erhált man eine Lösung von anderer Zusammensetzung; es wird Chlor frei, 
und die Flüssigkeit entfárbt Lackmus und treibt Jod aus Jodkalium. 
Chlor wird bei keiner Temperatur von dem Tetrachlorid aufgenommen. 
Beim Erhitzen mit Brom im zugeschmolzenen Rohr auf 180? wird es fest. In 
hóherer Temperatur zerfüllt es in Chlor und Trichlorid. "Trotzdem hat RoscoE 
die Dampfdichte nach der Methode von Duwas bestimmt, indem er einen Ballon 
anwendete, der durch ein Rohr mit einer ausserhalb des Oelbades befindlichen, 
das T'etrachlorid enthaltenden Kugel verbunden war. Durch vorsichtiges Erhitzen 
der letzteren wurden die Dämpfe in den Ballon getrieben, der dann abgeschmolzen 
wurde. Bei einer Temperatur von 200° wurde die Dampfdichte zu 6:78 gefunden, 
während die Theorie für VCl, 6:675 verlangt. 
Vanadinoxychloride, Vanadylchloride. Auch die Natur dieser Ver- 
bindungen ist erst durch Roscoe aufgeklirt worden. Vorher wurden sie theils 
als Chlorverbindungen des Vanadins angesehen, theils als Vanadin selbst. 
Divanadylchlorid, V,0,Cl. Dieser Kórper wurde zuerst von SCHAFARIK 
dargestellt, der ihn ftir metallisches Vanadin hielt. Die Verbindung entsteht 
immer zusammen mit Vanadylmonochlorid und Vanadyldichlorid, wenn man ein 
Gemisch von Wasserstoff und Vanadyltrichloriddampf durch eine rothglühende 
Róhre leitet. Das Chlorid setzt sich als stark anhaftende Schicht an dem hinteren 
Theile der Glasróhre ab. Es bildet einen metallisch glänzenden, gelben, dem 
Musivgold áhnlichen Kórper, der in Wasser unlóslich ist und. beim Erhitzen an 
der Luft in Vanadinpentoxyd übergeht. Von Salpetersäure wird es leicht gelöst. 
Vanadylmonochlorid, VOCI, entsteht wie der vorige Kórper durch 
Einwirkung von Wasserstoff auf Vanadyltrichloriddampf und scheidet sich im 
vorderen 'lheile der Glasróhre ab. Es bildet einen braunen, sehr leichten 
Körper, unlöslich in Wasser, leicht löslich in Salpetersäure. 
Vanadyldichlorid, VOCl,. Dieser Kérper wurde von ROSCOE dargestellt 
durch mehrtügiges Erhitzen von Vanadyltrichlorid mit Zinkstücken in einer wider- 
standsfáhigen Röhre auf eine Temperatur, die beträchtlich über dem Siedepunkt 
des Quecksilbers liegt. Im unteren Theil der Röhre bleibt ein schwarzer Rück- 
stand von Dioxyd, VO,, während der obere Theil schöne dunkelgrüne Krystalle 
des Vanadyldichlorids enthält. Durch Erhitzen derselben auf 130? im Kohlen- 
säurestrome wird anhaftendes Vanadyltrichlorid entfernt. Das Vanadyldichlorid 
ist zerfliesslich und wird von Wasser zersetzt. Von verdünnter Salpetersäure 
wird es leicht angegriffen. Sein Vol.-Gew. ist 2:88 bei 13°. 
Vanadyltrichlorid, VOCI,. Dieser Kórper wurde vor Roscor's Unter- 
suchung als Vanadintrichlorid angesehen. Roscoe bewies seinen Gehalt an 
Sauerstoff durch verschiedene Versuche. Er leitete die Dämpfe des Chlorids 
durch eine Röhre, die zur Hälfte mit reiner Kohle, zur anderen Hälfte mit 
sauerstofffreiem Kupfer gefüllt war. Das ausstrómende Gas bewirkte in Baryt- 
wasser die Füllung von' Bariumcarbonat. Beim Erhitzen des Chlorids mit 
Magnesium erhielt er ausser Chlormagnesium auch Magnesia. Mit Natrium 
wurde Natron gebildet. Beim Hindurchleiten eines Gemenges von Wasserstoff 
und dem Dampf des Chlorids durch eine glühende Róhre wird Chlorwasserstoff 
und Vanadintrioxyd gebildet. 
    
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
   
  
   
  
  
   
    
    
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