Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
2. Durch Ueberführen der Kesselsteinbildner des Speisewassers in leicht 
lósliche Verbindungen oder Ausfällen derselben, bevor das Wasser in den Kessel 
kommt und zwar durch 
a) Salzsäure, Salmiak, Essigsäure. 
b) Chlorbarium. 
c) Erhitzen in Vorwürmern. 
d) Kalkmilch, Magnesia, átzende Alkalien. 
e) Soda oder ähnliche Fällungsmittel. 
f) Gleichzeitige Anwendung mehrerer Wasserreinigungsverfahren. 
Zunächst aber, das ist unerlässliche Vorbedingung, muss eine Analyse des 
Speisewassers, die Aufschluss über den Gehalt an Calcium- und Magnesium- 
bicarbonat, an Calciumsulfat und sonstigen Calcium- und Magnesiumverbindungen 
giebt, vorliegen. 
Alle Fällungsmittel, welche im Kessel selbst zur Anwendung kommen sollen, 
sind zu verwerfen. 
Die Betriebswässer der Gährungsgewerbe, wie Brauereien und 
Brennereien verlangen ein Wasser, welches möglichst frei von Mikroorganismen 
und organischen Substanzen sein muss. Ausserdem ist ein weiches Wasser auch 
hier dem hárteren vorzuziehen. Denn gróssere Mengen von Calcium- und Mag- 
nesiumverbindungen verlangsamen und beeintráchtigen das Quellen und Keimen 
der Gerste. Der Gyps verringert die Extraktausbeute aus dem Malz und setzt 
den Phosphorsáuregehalt der Würze herab, wodurch die Ernáhrung der Hefe 
geschädigt wird. Andererseits aber befördert er die Klärung der Würze. 
Die Zuckerfabriken bedürfen eines Wassers, welches möglichst frei von 
Nitraten und Alkalicarbonaten sein muss, und nur geringe Mengen von Sulfaten 
enthalten darf. Denn diese Körper wirken mehr oder minder melassebildend. 
Das Wasser für die Papierfabriken muss möglichst weich und eisenfrei 
sein, da Eisen Rostflecke erzeugt, und Calcium- und Magnesiumsalze die Harz- 
seifelösung zersetzen. 
Färbereien, Druckereien und Bleichereien bedürfen im Allgemeinen 
eines gleichartigen Wassers, wie die Papierfabriken. 
Die Leimfabriken benutzen weiches Wasser, da nur dieses die Ausgangs- 
materialien ausreichend erschöpft und einen Leim giebt, welcher sich nach dem 
Trocknen wieder klar auflöst. 
Die Liqueurfabriken können aus dem Grunde nur weiches Wasser an- 
wenden, weil der Alkohol in harten Wässern Niederschläge erzeugt, welche sich 
nur langsam absetzen und den Liqueuren ein unangenehmes, trübes, opalisirendes 
Aussehen verleihen. 
Wasserstoffsuperoxyd, H,0,*). 
Geschichtliches: Das Wasserstoffsuperoxyd wurde von THÉNARD im 
Jahre 1818 entdeckt und »oxydirtes Wasser« genannt. 
  
1) THÉNARD, Ann. chim. phys. 8, pag. 306. 2) SCHÔNBEIN, N. Repert. Pharm. 18, pag. 364. 
3) W. SCHMID, Journ. pr. Chem. 107, pag 60. 4) STRUVE, Compt. rend. 68, pag. 151. 
5) MEISSNER, Jahresber. d. Chem. 1863, pag. 126. 6) GOPPELSRODER, Journ. f. prakt. Chem. 
(2) 4, pag. 139 u. 389. 7%) Houzeau, Compt. rend. 66, pag. 314; 70, pag. 519. 8) SCHÔNE, 
Ber. d, D. chem. Ges. 1874, pag. 1693; 1877, pag. 482, 561, 574 u. 1028; 18790, pag. 346; 
1880, pag. 1503. 9) SCHONBEIN, Journ. f. prakt. Chem. 83, pag. 95. 10) CLERMONT, Compt. 
rend. 80, pag. 1591. 11) GRIESMAYER, Ber. d. D. chem. Ges. 1876, pag. 835. 12) SCHÔNBEIN, 
Jahresber. d. Chem. 1868, pag. 179. 13) BELLUCCI, Gazz. chim. ital. 8, pag. 392. 14) BEL- 
      
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
   
    
    
   
  
   
   
  
  
  
   
   
   
   
  
   
  
    
  
  
  
    
     
    
   
    
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