Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Auf den Freiberger Hütten, wo wismuthhaltige Blei- und Silbererze verarbeitet werden, 
unterbricht man den Abtreibeprocess vor der vollständigen Oxydation des Bleis, sobald das auf 
dem Treibherde restirende Metall etwa 80 Proc. Silber enthält. Die weitere Verarbeitung dieser 
Blei-Wismuth-Silberlegirung geschieht auf kleinen, mit Mergel ausgekleideten Herden. Ein 
Theil des Wismuths und Bleis wird als Oxyd vom Herde aufgesogen, der Rest. des Wismuths 
fliesst als Oxyd (Glätte) ab. Glätte und Herdmasse werden hierauf fein gepulvert und in 
Steinguttöpfen mit Salzsäure extrahirt, wobei das Wismuthoxyd und wenig Bleioxyd in Lösung 
gehen, während die Hauptmasse des Bleis und das Silber im Rückstande bleiben. Die hierdurch 
erzielte Lósung wird nach dem  Klüren in Wasser gegossen, das ausgeschiedene Wismuth- 
oxychlorid gesammelt und noch zweimal in Salzsäure gelöst und wieder gefällt, um den Rest 
von Blei und Eisen zu entfernen. Das so gereinigte Wismuthoxychlorid wird schliesslich unter 
Zuschlag von Holzkohle, Soda und Glas in bedeckten eisernen Tiegeln im Windofen reducirt 
und in Barren mit der Marke Saxonia gegossen (2). 
In Altenberg in Sachsen, wo wismuthhaltige Zinnerze zur Verarbeitung gelangen, wird 
das Wismuth in ähnlicher Weise gewonnen, indem man die gerösteten Erze mit Salzsäure aus- 
zieht und die salzsaure Lösung in Wasser giesst. 
In Joachimsthal in Böhmen wurden die dort gefundenen Erze von 3 bis 25 9 Wismuth- 
gehalt früher durch Aussaigern gewonnen. (10), später schmolz man die Erze direkt mit Eisen- 
drehspähnen, Soda, Kalk und Flussspath in Graphittiegeln (11), noch später liess man dem 
Schmelzprocess eine Röstung vorausgehen (12). Das so erhaltene Wismuth enthielt indessen 
immer noch Blei und musste nochmals einem Abtreibeprocess unterworfen werden. Seit 1868 
hat man in Joachimsthal die Verhüttung aufgegeben und liefert die Erze an die Freiberger 
Hütten oder an die süchsischen Blaufarbenwerke. 
In Meymac, Département de la Corréze in Frankreich, werden die dortigen oxydischen 
Wismutherze dreimal nach einander in steinernen Gefássen bei gelinder Würme mit Salzsäure 
behandelt und das Wismuth durch Einstellen eiserner Stübe ausgefüllt. Der Niederschlag wird 
gewaschen, in Leinenbeuteln ausgepresst, móglichst rasch getrocknet und in Graphittiegeln 
unter einer Kohledecke bei Rothgluth eingeschmolzen (13). 
Darstellung von reinem Wismuth. 
Das nach den vorbeschriebenen Methoden gewonnene Wismuth enthält immer noch 
gewisse Verunreinigungen, welche vor der Verwendung des Metalls zu pharmaceutischen Zwecken 
entfernt werden müssen. Besonders gilt dies vom Arsen, welches das Wismuth hartnückig zu 
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