Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

   
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Vasser durch 
Wasserstoff. 39 
glühendes Eisen erhalten hatte, nach 7tügigem Stehen über Wasser, wobei er 
vollkommen geruchlos geworden war, weder von Platinschwamm noch von 
präparirtem Eisenblech angegriffen wurde, selbst dann nicht, wenn noch zu 
1 Vol. dieses Gases 3 Vol. gewóhnlicher Wasserstoff und 9 Vol. Sauerstoff hinzu- 
gelassen wurden. — Nach BaupRiMONT (22) dagegen wird Piatinschwamm durch 
Wasserstoff, welcher aus Wasser und Eisen dargestellt ist, glühend. 
Die bis jetzt besprochenen Eigenschaften des Platins und der anderen 
Metalle, Wasserstoft und Sauerstoff zur Verbrennung zu bringen, sind noch nicht 
genügend aufgeklärt, obwohl dies in verschiedener Weise versucht wurde. 
DELARIVE dachte sich den Vorgang folgendermaassen (23): 
Der Sauerstoff für sich oder in der Luft bildet an der Oberfläche des Platins 
auch schon bei gewóhnlicher Temperatur eine dünne Oxydschicht, die durch 
Wasserstoff unter Wasserbildung reducirt wird. Bei gleichzeitiger Einwirkung 
beider Gase wechseln Oxydation und Reduction continuirlich mit einander ab. 
Das Platin wirkt also gleichsam als Sauerstoffübertrüger; die bei dieser Arbeit 
eintretende Temperaturerhóhung benutzt es für sich und kommt schliesslich ins 
Glühen. — Danach muss bei grósserer Oberfláche das Platin besser wirken als 
bei kleinerer, was auch die Versuche mit Platinmoor, Platinschwamm und Platin- 
blech ergeben haben. GRAHAM ist dagegen der Ansicht, dass nicht der vom Platin 
aufgenommene Sauerstoff, sondern gerade der occludirte Wasserstoff es ist, 
welcher die schon beschriebenen Erscheinungen hervorbringt. Denn durch die 
Occlusion werde er dichter und reaktiver, seine Affinität zu Sauerstoff werde 
gesteigert. Demgegenüber betont RirTER (24), dass dann Palladium, dessen 
Occlusionsvermógen ganz bedeutend grósser ist, als das des Platins, noch viel 
stárker wirken müsste, was aber nicht der Fall sei; im Gegentheil verhalte sich 
das Palladium schwächer oxydirend. — Nach FARADAY verdichtet das Platin 
beide Gase auf seiner Oberflüche; in Folge der dadurch erhóhten Reactions- 
fáhigkeit verbünden sie sich und brüchten durch die dabei auftretende Würme 
das Metall zum Glühen. — FusiNiARI (25) nimmt an, dass der Wasserstoff in 
dichtem Zustande das Platin als Hülle umgebe. Durowc und THÉNARD weisen 
auf das vielleicht gesetzmássige Verhalten der Metalle gegenüber Gasen hin: 
Platin vermag die Verbindung von H und O sehr leicht herbeizuführen, Ammoniak- 
gas zu zersetzen aber fast gar nicht, selbst nicht in glühendem Zustande. Mit 
dem Eisen verhalte er sich gerade umgekehrt. DOÓBEREINER und ScHWEIGGER 
erklären die Erscheinung mit Zuhilfenahme der Elektricitàt. 
Unter Druck findet eine freiwillige Vereinigung von Wasserstoff und Sauer- 
stoff nur dann statt, wenn das Knallgas móglichst rasch zusammengepresst wird 
(26). Allmáhliche Drucksteigerung, selbst bis auf 150 Atm., lässt das Gas- 
gemenge unverändert (27, 28). WARREN (29), der in kleinen, geschlossenen Glas- 
gefássen Knallgas entwickelte, beobachtete, dass stets nach kurzer Zeit heftige 
Explosion eintritt Der Druck betrug dabei ca. 180 Atm. — Die Entzündung 
des Wasserstoffs im Sauerstoff unter Druck ist wohl nur eine Folge der durch 
den Druck hervorgebrachten Temperaturerhóhung. 
Auch Wasser soll, wenn es lüngere Zeit mit Knallgas in Berührung gelassen 
wird, letzteres in Wasser verwandeln (30), eine Beobachtung, die von anderer 
Seite bestritten wird (31). 
MALLARD und LE CHATELIER (32) haben die Entflammungstemperatur für 
Wasserstoff im Gemisch mit anderen Gasen gemessen. Nach ihnen liegt die 
Entflammungstemperatur von: 
        
   
    
   
  
  
   
  
   
   
  
  
   
    
  
  
   
    
   
  
   
    
    
   
   
    
   
   
  
  
   
   
    
  
  
  
  
   
   
   
    
  
   
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
 
	        
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