Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

    
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Fine mit Zinnhydroxydul gesättigte Kalilauge von beliebiger Concentration 
giebt beim Verdampfen stets Krystalle von Kaliumstannat. 
Ein Gemisch von Zinnhydroxydul und Kalilauge absorbirt sehr leicht Sauer- 
stoff unter Bildung von Kaliumstannat. 
Auf Grund dieser Reactionen ist nach DITTE (60) die Einwirkung von Kali 
auf überschtissiges Zinnhydroxydul in der Kälte folgendermaassen zu erklären: 
Zunächst bildet sich, wie auch die Lösung beschaffen sei, eine kleine Menge 
Kaliumstannat in Folge der Anwesenheit des in der Flüssigkeit gelösten oder 
beim Schütteln aus der Luft aufgenommenen Sauerstoffs. Dies bleibt in Lösung. 
Das Kali löst alsdann Zinnhydroxydul bis zur Sättigung, und dieses verwandelt 
sich in dem alkalischen Medium allmählich in wasserfreies, krystallisirtes Oxydul, 
welches weniger löslich ist, als das Hydrat, und sich ausscheidet. Wenn die Lösung 
sehr verdünnt ist, so kann sie einige Tage lang übersättigt bleiben, ehe sich 
wasserfreies Oxydul ausscheidet. Hydroxydul kann sich dann von neuem lösen 
und sich in Form der wasserfreien Krystalle wieder ausscheiden, bis es gänzlich 
verschwunden ist. Je concentrirter nun die Alkalilösung wird, um so weniger 
Wärme wird durch Lösung des Kalis entwickelt, und wenn der Concentrationsgrad 
erreicht ist, bei welchem das System Sn O,-K,0O (gelôst) + Sn mehr Calorien 
entwickelt, als das System 28n(OH), -- K4O (gelóst), so tritt eine neue Reaction 
ein, die Bildung von Kaliumstannat und Abscheidung von Zinn auf Kosten des 
krystallisirten Zinnoxyduls, welches allmáhlich verschwindet. Die gleichen Er- 
scheinungen treten bei allen Temperaturen ein; indessen findet die Umwandlung 
des krystallisirten Zinnoxyduls in Metall und Kaliumstannat in weniger concentrirten 
Lösungen statt, wenn im Verhültniss zur Concentrationsabnahme die Temperatur 
zunimmt. Concentrirte und siedende Kalilauge zersetzt das Zinnoxydul in wenigen 
Augenblicken, indem an Stelle des letzteren ein grauer Schwamm von metallischem 
Zinn bleibt. 
Mit Natronhydrat hat man dieselben Erscheinungen, wie mit Kalihydrat. 
Wenn Zinnhydroxydul in einer gesáttigten Lósung von Ammoniak suspendirt 
wird, so tritt keine Einwirkung ein. Beim Erhitzen entweicht das Ammoniak, 
ohne dass das Hydroxydul schwarz wird, selbst wenn man das verdampfte Am- 
moniak immer wieder erneuert. Nur Spuren des Hydroxyduls gehen in Lósung. 
In Berührung mit kohlensäurefreier Luft absorbirt das Hydroxydul langsam Sauer- 
stoff und bildet Zinnoxyd, welches sich auflóst. 
Wenn man Zinnhydroxydul mit Salmiaklósung erhitzt, so wird dasselbe nach 
làngerem Kochen dunkel und geht schliesslich in krystallisirtes Zinnoxydul über. 
Da eine wässrige Salmiaklósung der Dissociation unterworfen ist und nach längerem 
Kochen in Folge des Entweichens von Ammoniak sauer reagirt, so tritt augen- 
scheinlich die oben angegebene Wirkung einer geringen Menge Salzsáure ein. 
Wenn man der siedenden Salmiaklósung Ammoniak hinzusetzt, im Maasse als 
dieses in Folge der Dissociation entweicht, so tritt in der That die Umwandlung 
nicht ein. Wenn man nach Vollendung der Dehydratation das Sieden mit 
Salmiaklósung fortsetzt, so geht die Dissociation der letzteren weiter, und die 
entstehende Salzsáure kann das Zinnoxydul angreifen, sobald sie in grósserer 
Menge vorhanden ist, als sie der Dissociation des Zinnchlorürs entspricht. Es 
bildet sich alsdann Zinnchlorür, das alsbald in hinreichender Menge vorhanden 
ist, um Zinnoxychlorid zu bilden. Alsdann scheidet sich aus der erkaltenden 
Flüssigkeit neben dem schwarzen Niederschlag von krystallisirtem Oxydul auch 
ein weisser Niederschlag von Zinnoxychlorid aus. |[DrrTE (60)]. 
LADENBURG, Chemie. XIII. 35 
  
  
    
    
    
  
  
  
  
  
   
  
   
  
    
  
   
    
   
   
    
   
   
   
    
  
   
   
   
  
   
  
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
    
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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