546 Handwörterbuch der Chemie.
Stannioxyd, Zinnoxyd, Zinnsáureanhydrid, SnO,. Das Zinndioxyd
existirt in amorphem und krystallisirtem Zustande.
Amorphes Zinnoxyd bildet sich beim Erhitzen von Zinn an der Luft
auf nahezu die Siedetemperatur des Zinns, wobei dieses mit leuchtender Flamme
anbrennt und die sogen. Zinnblumen (Flores Jovis) bildet. Das an der Luft
geschmolzene Zinn überzieht sich mit einer grauen Haut von Oxyd, welchem
metallisches Zinn beigemengt ist (Zinnasche); bei längerem Glühen entsteht
reines Zinnoxyd. Es ensteht ferner durch Erhitzen von Zinn im Wasserdampf-
strome bei Rothgluth. Alle Zinnoxydhydrate gehen beim Glühen in das amorphe
Oxyd über, ebenso das Zinnoxydulhydrat unter Aufnahme von Sauerstoff. Zinn-
sulfide geben beim Rósten das Oxyd. Beim Erhitzen von Zinn mit Quecksilber.
oxyd entstehen Zinnoxyd und Quecksilber.
Man stellt es dar durch Verbrennen von Zinn oder Fällen von Zinnchlorid-
lösung mit Natriumcarbonat, Auswaschen und Glühen des Niederschlages von
Zinnoxydhydrat; ferner durch Oxydation von Zinn mit Salpetersäure und Glühen
des Productes, durch Glühen von Stannooxalat unter Luftzutritt [A. VOGEL (59)],
durch Erhitzen von 1 Thl. Zinnfeile mit 4 Thln. Quecksilberoxyd in einer Retorte
fBERZELIUS). Nach AusTEN (65) erhält man es als schwarzes, äusserst feines
Pulver duich Fállung einer heissen Lösung von Natriumst:nnat mit Kohlensäure
oder Natriumbicarbonat.
Na,8nO, -- 2NaHCO, — SnO, + H,O + 2Na,CO,.
Das Zinnoxyd ist ein weisses bis hellgelbes, leicht zerreibliches Pulver vom
Vol.-Gew. 6:64, nach dem Glühen 6:89 bis 7-18 [ScHRÓDER (66). Es wird durch
Erhitzen nicht zersetzt, auch von concentrirter Sáure nicht angegriffen; nur mit
concentrirter Schwefelsáure bildet es eine dickliche Masse, aus welcher Wasser
das Zinnoxyd wieder füllt. Es 18st sich in schmelzendem Kaliumbisulfat, wird
aber beim Behandeln der Schmelze mit Wasser wieder ausgeschieden; von
schmelzendem Alkalihydrat wird es gelóst [H. Rose (67)]. Zinnoxyd wird durch
Phosphortrichlorid nach MiCHAELIS (68) unter Bildung von Zinnchlorür und
Chlorid zersetzt.
5SnO, + 4PCI, = 4SnCI, + SnCI, + 2P,0,-
Durch Reductionsmittel wird es mehr oder weniger leicht in der Hitze zu
Metall reducirt, durch Kalium und Natrium unter Feuererscheinung, durch Wasser-
stoff erst in hoher Temperatur, leicht durch schwach glühendes Cyankalium,
ferner durch Kohle und durch Kohlenoyd.
Das Zinnoxyd wird als trübendes Mittel zur Herstellung von Milchglas und
von Email verwendet, ferner zum Poliren von Stahl und Glas.
Krystallisirtes Zinnoxyd kommt in der Natur vor als Cassiterit.
Dies Mineral bildet das wichtigste Zinnerz; es findet sich in Gängen der älteren
Gebirgsformationen, Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Porphyr, in
Begleitung von Quarz, Flussspath, Arsenkies, Eisenglanz, Wismuth, Wolfram,
Molybdänglanz, Topas, Apatit etc. Als Seifenzinn, Waschzinn, Zinnsand, Barilla
kommt es in Geróllen und Geschieben der Diluvialformation vor. Hauptfundorte
für Bergzinn sind im sächsischen und böhmischen Erzgebirge: Altenberg, Zinn-
wald, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Graupen, Schlaggenwald; in England Corn-
wallis und Devonshire; Bretagne, Spanien, Schweden, ferner China, Japan, Sibirien,
Mexiko, Neu Granada, Brasilien, Chile, Peru, Tasmanien, die Unionstaaten Maine,
Colorado, Missouri. Seifenzinn wird hauptsächlich gewonnen in Hinterindien,
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