Handwörterbuch der Chemie.
Auffindung und Scheidung der Kohlenhydrate durch chemische Reactionen.
Lösliche Kohlenhydrate und speciell Zuckerarten kann man mit Hilfe der
von IHL und MoLISCH eingeführten Farbenreactionen durch Schichten von
den betreflenden mit etwas einer alkoholischen Lösung von a-Naphtol etc. ge-
mischten Lósungen auf concentrirte Schwefelsáure entdecken, und dies ist
von NEITZEL (97) sogar für quantitative Bestimmungen empfohlen (s. a. Rohrzucker).
Bei der Prüfung auf einzelne Kohlenhydrate benutzt man die besonders von
TOLLENS (98) und seinen Mitarbeitern ausgearbeiteten systematischen Reactionen.
a) Nachweiss von Hexakohlenhydrat im allgemeinen.
Wie besonders von WEHMER und ToLLENS (99) nachgewiesen, geben die
Hexosen, d. h. die früher als »wahre« Glycosen betrachteten Zuckerarten und
die Stoffe, aus welchen sie hydrolytisch entstehen, beim Erhitzen mit Säuren
Lävulinsäure, die Pentosen, Eiweissstoffe etc. dagegen geben diese Sáure nicht.
Man erhitzt folglich eine nicht zu kleine Menge der betreffenden Substanz
(9 bis 20 Grm.) mit 100 Cbem. 18proc. Salzsiure (spec. Gew. 1:09 bis 1:10)
in einem mit Rückflusskühler versehenen Kolben 18 Stunden im kochenden
Wasserbade und prüft die vom Humin abfiltrirte Flüssigkeit durch Ausschütteln
mit Aether und Herstellen von Zink- und Silbersalz auf Lävulinsäure.
Sehr kleine Mengen von Hexakohlenhydraten werden auf diese Weise
nicht entdeckt.
Durch die Làávulinsáurereaction sind Kohlenhydratgruppen nicht nur
in vegetabilischen, sondern auch in animalischen Substanzen nachgewiesen, so
von WEHMER und TOLLENS im Knorpel, von KosseL und NEUMANN (100) in
der Adenylsáure aus der Thymusdrüse.
Aus eigentlichen Eiweissstoffen, wie Fibrin etc., ist die Herstellung von
Lävulinsäure noch nicht gelungen.
b) Nachweis von Pentosen und Pentakohlenhydraten (101). Dieser
geschieht durch Destillation mit 12proc. Salzsáure (1:06 spec. Gew.) und
Prüfung des Destillates auf viel Furfurol mittelst Anilinacetates.
Bei Gegenwart von Pentosen oder von Substanzen, welche sie durch Hydro-
lyse geben, tritt starke Róthung des Anilinacetats ein. Zu bedenken ist
hierbei, dass die meisten Zuckerarten Spuren Furfurol liefern, und dass auch
Glycuronsáure reichliche Mengen Furfurol giebt. Siehe das Genauere
hierüber und über Farbenreactionen mit Phloroglucin und Salzsüure bei
Pentose.
c) Nachweis von Glucose (Dextrose) (102). Dieser geschieht durch Oxy-
dation mit Salpetersäure und Prüfung auf Zuckersáure.
9 Grm. der betreffenden Substanz werden mit 25 Cbcm. Salpetersáure von
1:15 spec. Gew. im Wasserbade eingedampft, und der Rückstand wird auf die
Fähigkeit, beim Sättigen mit kohlensaurem Kali in der Wärme und Ansäuern
mit Essigsäure saures zuckersaures Kalium zu geben, aus welchem man
zuckersaures Silber herstellt, geprüft.
E. FISCHER hat darauf aufmerksam gemacht, dass ausser der gewôhnlichen
d-Glucose auch d-Gulose und Glucuronsäure Zuckersäure liefern, und
folglich der obige Schluss etwas eingeschränkt werden muss.
d) Nachweis von Fructose (Lävulose) (103). Hierzu dienen die Seu-
WANOFF'sche Reaction mit Resorcin und Salzsäure (s. Handwôrterb. VI,
pag. 64), sowie Behandlung der Syrupe mit Alkohol und Aether, welche letzteren
vorzugsweise die linksdrehende Fructose lösen (104).
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se
di
be