Handwörterbuch der Chemie.
Holz- und Ligninsubstanzen.
In den verholzten Zellen, deren Wand stark mit incrustirenden Stoffen
beladen sind, muss man 3 Substanzen annehmen, welche mehr oder weniger
mit einander verbunden sind.
a) Cellulose:
b) Holzgummi oder Pentosan (Xylan), d. h. die Substanz, welche bei
der Hydrolyse Pentosan (besonders Xylose) liefert.
c) Stoffe, welche wahrscheinlich der aromatischen Gruppe angehóren.
Die Stoffe b und c werden háufig zusammengeworfen und gemeinschaftlich
als Lignin beschrieben. Die Stoffe c sind noch nicht für sich rein hergestellt
worden.
Dass Cellulose und Holzgummi in den verholzten Zellen vorhanden
sind, ergiebt sich daraus, dass sie aus dem Holze zu gewinnen sind. Sie sind
jedoch wahrscheinlich mit einander in Verbindung, denn es gelingt, wie z. B.
HOFFMEISTER gezeigt hat, weder, mit ScHWEIZER's Reagens die Celiulose, noch
wie z. B. ALLEN und ToLLENS gezeigt haben, mit Natron das Holzgummi
durch wiederholte Extraction einigermaassen vollständig herauszulösen, und nur
durch abwechselnde Behandlung mit diesen Reagentien war es HOFFMEISTER
möglich, nach und nach das Holz aufzulösen.
Eintrocknen und Schmelzen von Holz mit Kali bei 180 bis 185° entfernt
dagegen nach LANGE (947) die Ligninsubstanzen und hierin das Holzgummi,
so dass der Rückstand reine Cellulose ist (s. o.).
HOPPE-SEYLER und LANGE glauben deshalb, dass das Holz eine Verbindung
von Cellulose und »Ligninsäuren« sei, welche esterartig constituirt ist und
unter Wasseraufnahme gelöst wird.
(LANGE nennt das mit verschiedenen schwachen Lösungsmitteln von anderen
Beimengungen befreite Holz »Lignin«. Es ist dies eine Bezeichnung, welche
mit dem obigen allgemein gebrauchten Begriff des Lignins als Theil des Holzes
neben der Cellulose im Widerspruch steht.)
Stoffe (c, s. 0.) aus der aromatischen Gruppe werden im Holze vorhanden
sein, und dies wird besonders durch die Beobachtungen von Cnoss und BEvaN
(965) bekräftigt, welche durch Behandlung von verholzten Substanzen mit
Chlor und Brom Substanzen wie Mairogallol, C,,H;Cl,,O,, und Leuco-
gallol, C,,H,,Br,,O,,, welche ursprünglich aus Pyrogallol erhalten worden
sind, darstellten.
Cross und BEVAN fassen die Verbindung von Cellulose mit dem aroma-
tischen Bestandtheil und vielleicht auch. dem Holzgummi unter dem
Namen Lignocellulose zusammen, und sie glauben, dass in einigen verholzten
Fasern, besonders der Jutefaser, ein mehr Sauerstoft als die Cellulose haltender
Kórper, also wohl Oxyceliulose, vorhanden sei, der eine bestimmte Verbindung,
das eigentliche Lignin oder Lignon, C;,H4,0,;, mit den übrigen Stoffen bilde.
Es sollen in diesem Lignin oder Lignon Gruppen vorhanden sein, welche
resp. Essigsäure und Furfurol [letzteres jedenfalls zum Theil aus dem Holz-
gummi, (TOLLENS)] liefern.
In einer neuen Abhandlung (965a) geben Cross und BEvAN die Formel
C,9H29095; in welcher
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