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Neutralisiren erhalten und von der Cellulose getrennt hatte, durch Fällen mit
Schwefelsäure, Auswaschen etc. dunkle Substanzen, welche aus »Ligninsäuren«
bestehen.
Die Ligninsäuren sind hellbraun, pulverig, amorph, sie werden durch
Alkohol in ‘einen lôslichen und einen unlóslichen Theil getrennt. Der lósliche
Theil hàlt ca. 61 $ C und 5:3 $ H, der unlósliche Theil 599 C und 5:3 § H; beim
Rechnen mit diesen Zahlen erhilt man Cy, H,y,O, oder C,,H,,0,, oder ähn-
liche, und man sieht, dass diese Formeln sich einerseits denen des Pyrogallols,
andererseits denen der Huminsubstanzen náhern (s. u. Natron- u. Sulfitlauge)
Keinesfalls sind diese Stoffe als solche in dem Holze enthalten, sie werden
Zersetzungsproducte der eigentlichen incrustirenden Stoffe (d. h. des Lignins)
sein, und, wenn letzteres z. B. aldehydische Gruppen enthält, werden diese in
die betreffenden Säuren oder anderweitig umgewandelt sein (TOLLENS).
Ausser den Ligninsäuren entstehen bei der obigen Kalischmelze auch Brenz-
katechin, Protecatechusäure, Ameisensäure, Essigsäure, Oxalsäure.
Die Ligninsäuren addiren mit Natriumamalgam Wasserstoff, indem
sie sich entfärben. In Ammoniak gelöst geben sie mit Chlorbarium flockige
Bariumverbindungen wechselnder Zusammensetzung, in Natronlauge gelöst
mit Benzoylchlorid flockige Niederschläge.
Die Ligninstofie geben im Gegensatze zu reiner Cellulose, welche kein
Methyljodür lietert, nach BENEDICT und BAMBERGER (977) beim Destilliren mit
Jodwasserstoff erhebliche Mengen Methyljodür und folglich ist dies auch beim
Holz der Fall. Die auf 1000 Thle. Substanz berechnete Menge des erhaltenen
Methyls wird »Methylzahl« genannt (3. uw.)
Die bei der industriellen Verarbeitung von Holz auf Cellulose erhaltenen
Flüssigkeiten, in welchen die Ligninsubstanzen enthalten sein müssen, sind
von LINpsEy und TOLLENS (978), STREEB (970) (und TOLLENS), HarPF (979) U. À.
untersucht worden.
Die Abfalllauge des Natronprocesses giebt mit Salzsäure einen flockigen,
braunen Niederschlag, welcher gewaschen und getrocknet nach STREEB (970)
63 bis 65 2 Kohlenstoft und 5'1 bis 540 Wasserstoff enthält und einigermaassen
der Formel C,,H,,O, entspricht, und zu der für die »Ligninsäuren« LANGE’s
berechneten Formel C,,H,,O0,, oder O,, passen würde.
In der Abfallfliissigkeit des Sulfitprocesses (der sogen. »Sulfitlauge«)
fanden LixpsEv und ToLLENs (978) ausser Mannose, Dextrose, Pentosan etc.
als Hauptmenge eine Gummisubstanz, welche durch Bleiessig, durch concentrirte
Salzsäure, durch Brom fállbar ist, und welche mit Lósungen von thierischem
Leim dicke, flockige Niederschläge giebt.
Die Bleiniederschläge, sowie die daraus abgeschiedenen Substanzen ent-
halten eine Säure des Schwefels, welche mit der organischen Substanz wohl als
Sulfonsäure verbunden ist.
Als die »Sulfitlauge« vorher mit kohlensaurem Kalk gesättigt und filtrirt
war, fällte nach STREEB (970) aus der eingedampften Flüssigkeit Alkohol das
Calciumsalz der obigen Säure.
Lixpsey und TOLLENS (978) fanden als Zusammensetzung der Substanz
C; H 49801» und constatirten, dass 2 Methyl als Methoxyl darin sind, sodass
die schwefelfreie Substanz C4,H5,(CH,4),0,5 oder eine ähnliche Formel besitzt.
STREEB fand für die in dem oben beschriebenen Calciumsalz enthaltene
Siure, welche ebenfalls Methoxjyl enthielt, C44H4,(CH4),850,,, und für die