Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
   
    
  
  
   
  
  
  
    
    
    
  
    
  
  
   
   
  
   
    
   
    
   
   
  
  
   
  
   
    
  
  
  
  
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Die insektenfressenden Pflanzen. 
Von 
Dr. Oscar Drude. 
Einkeitunge. 
n neueste: Zeit hat die sich immer reicher ausgliedernde botanische Wissenschaft 
ein neues, eng umgrenztes Specialgebiet bekommen; trotz der wenigen Jahre, 
wáhrend welcher man dieses Gebiet erforschte, ist schon jetzt eine bedeutende 
Arbeitskraft darauf verwendet, und man darf dreist behaupten, dass Arbeiten selten 
so reich von Interesse und Erfolg gewesen sind, als gerade diese. Ist doch die 
Kunde davon weit hinaus auch in nicht botanische Kreise gedrungen und hat 
dort vielfach die grósste Verwunderung erregt, weil Eigenschaften von gewissen 
Pflanzen an das Tageslicht gezogen wurden, welche sich mit den herkömmlichen 
Anschauungen von dem Leben der Gewächse nicht zu vertragen schienen. 
»Insektivoren« oder »insektenfressende Pflanzen« hat man eine im 
Vergleich mit der Zahl überhaupt bekannter Vegetabilien geringe Anzahl von zu 
verschiedenen Familien des Phanerogamenreichs gehórenden Gewáchsen genannt, 
welche die Fáhigkeit besitzen, mit ihren zu diesem Zweck besonders organisirten 
Bláttern Insekten zu fangen, festzuhalten, zu tódten und sie dann, lóslich gemacht, 
für sich als Nahrung zu verwerthen; spáütere Experimente haben nun gezeigt, 
dass die Fangeinrichtungen und die Fáhigkeit, organisirte Substanzen als Nahrung 
in sich aufzunehmen, zwei ganz verschiedene Dinge hierbei sind, wenngleich sie 
sich an denselben Blättern vollziehen; indem man nun den letzteren Punkt in 
den Vordergrund stellt, nennt man diese Pflanzen auch häufig »Fleischfresser« 
»Carnivoren«, und die beste Bezeichnung möchte wohl »fleischverdauende 
Pflanzen« sein. Denn es ist von vorn herein darauf aufmerksam zu machen, 
dass alle die Pflanzen von dem Kreis unserer Betrachtung ausgeschlossen sind, 
an deren Organen durch Zufall Insekten und andere kleine Thiere festgehalten 
werden, ohne dass die Leiber der auf diese Weise getödteten Wesen den fangen- 
den Pflanzen zu Gute kämen; wir beobachten dies oft genug an mit klebrigen 
Drüsen ausgerüsteten Pflanzen, aber diese Fangweise ist bis zum Beweise ihrer 
Nützlichkeit und dann gleichsam ihrer Beabsichtigung als rein zufällig anzu- 
sehen und von Ernährungstendenz verfolgenden Fangvorrichtungen scharf zu 
sondern. 
Schon aus dem bisher Gesagten wird deutlich hervorgehen, dass das Kapitel 
über insektenfressende Pflanzen im wesentlichen dem Gesichtspunkte botanischer 
Physiologie unterzuordnen ist; allein die zur Herbeischaffung animalischer Nahrung 
dienenden Organe haben so viel Eigenthümliches, dass die Morphologie ihnen 
schon seit langer Zeit eine besondere Aufmerksamkeit schenkte; auch wir werden 
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SCHENK, Handbuch der Botanik. 
   
	        
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