Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
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Die Gefässkryptogamen. 
Prof. Dr. Sadebeck. 
I. Entwicklungsgeschichte. 
1. Einleitung. Aligemeine Uebersicht des Entwicklungsganges. 
1} Gefässkryptogamen, unter welchem Namen man die Farnkräuter, Schachtel- 
halme und Bärlappgewächse zusammenfasst, stellen diejenige Abtheilung 
des Pflanzenreiches dar, welche die scheinbar grosse Kluft zwischen den Blüthen- 
pflanzen (Phanerogamen) und blüthenlosen Pflanzen (Kryptogamen) sowol morpho- 
logisch als phyiogenetisch ausfüllt. Hat daher die Erforschung der Gefiss- 
krypiogamen von jeher einen ganz besonderen Reiz ausgeübt, so bietet dieselbe 
heute á'urch die Anregung der descendeuztheoretischen Auffassungsweise ein noch 
erhóhieres Interesse. 
Mit den Phanercz-men stimmen die Cefásskryptogamen sowol morphologisch 
als anatomisch in der Ausbildung der vegetatven Organe überein; sie sind die 
einzigen kryptogamischen Gewáüchse, welche es zu einer morphologisch scharfen 
Gliederung in Stamm, Blatt und Wurzel bringen, in welchen Organen auch 
ebenso wie bei den Phanerogamen die Leitung der Nahrungszufuhr durch 
capillare Róhren vermittelt wird. Indem jedoch diese Röhren nicht zerstreut 
in dem Grundgewebe auftreten, sondern in ganz bestimmter Anordnung zu 
Strángen (Fibrovasalstrángen) vereinigt sind, werden geschlossene, vom Grund- 
gewebe differenzirte Gewebesysteme gebildet, in welchen das im Innern derselben 
gelegene Xylem (Holzkórper) von dem Phloém (Basttheil) umgeben wird. Die mit 
Rücksicht hierauf als Gefäss- oder Leitbündel-Kryptogamen bezeichnete Abtheilung 
des Pflanzenreichs stellt daher echte Gefisspflanzen dar, welche als soiche ana- 
tomisch den Anschluss der Phanerogamen deutlich darthun. Auf dieser anato- 
mischen Beschaffenheit der Gefüsskryptogamen basirt aber die Móglichkeit, dass 
dieselben es zu mächtigen, zum "Theil baumartigen Formen bringen konnten, 
wie dies bereits die ältesten geologischen Befunde zeigen, in denen wir ebenso 
wie heute die oben mitgetheilten Hauptgruppen der Gefässkryptogamen bereits aus- 
geprägt finden, wenn auch freilich in anderen Gattungen. 
Die ältesten der organische Ueberreste führenden Formationen, die cam- 
brische und silurische, zeigen allerdings nur Meerespflanzen, besonders Algen, 
jedoch schon in der folgenden, der devonischen Formation schreitet die Vege- 
tation zur Ausbildung der Gefässkryptogamen, welche in der vierten Formation 
SCHENK, Handbuch der Botanik. Bd. ı, IX 
     
 
	        
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