Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

  
2 Blumen und Insekten. 
Nachweis der Möglichkeit, auch auf diesem Gebiete den die Erscheinungen 
bedingenden ursächlichen Zusammenhang zu erkennen. In der gesammten 
Naturforschung hat seitdem ein neues reges Leben begonnen; verschiedene Ge- 
biete biologischer Forschung sind von DArwın selbst durch bahnbrechende Ar- 
beiten eröffnet worden; zuerst und vor allen hat derselbe schon im Jahre 1862 
durch sein Werk über Orchideen [18] die längst vergessenen SPRENGEL'schen 
Forschungen zu neuem Leben erweckt und in dem Vortheil der Kreuzung 
getrennter Stöcke den Schlüssel zur Lösung der Räthsel der Blumenwelt nach- 
gewiesen, welchen aufzufinden SPRENGEL noch nicht gelungen war. 
Eine stetig wachsende Zahl von Botanikern hat sich seitdem an der Bear- 
beitung dieses höchst anziehenden und dankbaren neuen Forschungsgebietes 
betheiligt und in wenigen Jahren eine Fülle neuer Beobachtungen und glücklicher 
Erklärungen zu Tage gefördert, welche, in den mannigfaltigsten Schriften zer- 
streut, schon kaum mehr von dem Einzelnen überblickt werden konnten. Ich 
selbst habe deshalb vor einigen Jahren diese zerstreuten Ergebnisse der neuen 
Forschungsrichtung zu sammeln und durch weitere Thatsachen und Schluss- 
folgerungen zu vervollstindigen gesucht; aber in meinem betreffenden Werke [23] 
konnte ich, der Natur seiner Aufgabe entsprechend, den auf dem Gebiete der 
Blumenforschung gewonnenen allgemeinen Ergebnissen nur den kleinsten Theil 
des Raumes (Abschnitt IV. S. 417—448) widmen, da es mir in erster Linie darauf 
ankam, die thatsichlichen Grundlagen der heutigen Blumen-Theorie festzustellen. 
Das Bediirfniss weiterer Kreise von Gebildeten, welche den berechtigten Wunsch 
hegen, den Reingewinn der Naturforschung an Einsicht in das Naturganze mit- 
zugeniessen und dasjenige naturwissenschaftlicher Lehrer, welche die Begründung 
einer vernünftigen Weltanschauung in den Köpfen ihrer Schüler als erstes 
Unterrichtsziel verfolgen, sind daher in dem erwähnten Werke nur in unter- 
geordneter Weise berücksichtigt worden. Gerade diesen Bedürfnissen habe ich 
nun in der vorliegenden Arbeit, soweit es in meinen Kräften steht, zu genügen 
gesucht, und zwar in folgender Weise: 
Die drei ersten Kapitel enthalten dasjenige, was ich als Grundlage auch für 
diejenigen ausreichend halte, welche keine botanischen Vorkenntnisse besitzen. 
In den folgenden Kapiteln ist sodann, auf der Grundlage dieser einfachen 
Vorbereitung, versucht worden, die hauptsáchlichsten Anpassungstufen, welche 
sich in der Blumenwelt in Bezug auf die als Kreuzungsvermittler dienenden 
Insekten erkennen lassen, als unter gewissen Bedingungen unausbleibhche Er- 
gebnisse natürlicher Vorgänge zu erklären, und im Schlusskapitel die Selections- 
theorie ebenso auch auf gewisse geistige und körperliche Eigenthümlichkeiten der 
blumenbesuchenden Insekten angewendet. Da die den allgemeinen Aufstellungen 
zu Grunde liegenden Thatsachen grösstentheils der Beobachtung, die auf dieselben 
gegründeten Schlüsse ohne Ausnahme der Beurtheilung eines Jeden unmittelbar 
zugänglich sind, so hoffe ich durch diese Behandlungsweise des Gegenstandes 
sowol meinen Collegen, den naturwissenschaftlichen Lehrern, eine erwünschte 
Jeihülfe geliefert zu haben, um ihren Unterricht, soweit er Blumen und blumen- 
besuchende Insekten betrifft, in anregender Weise ertheilen zu kónnen, als auch 
den oben bezeichneten weiteren Kreisen eine Veranlassung zu sinnigerer und 
genussreicherer Betrachtung der im Sommer in freier Natur ihren Blicken all- 
tiglich sich darbietenden Erscheinungen. Eben so habe ich im Interesse dieser 
beiden von mir gewünschten Leserkreise zu handeln geglaubt, indem ich die 
Bedeutung der in den Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insekten sich 
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