172 Planimetrie.
bestimmten, aber nicht vollstindig begrenzten Theil der Ebene ein, welchen man
den Winkelraum nennen kann. Der Kürze halber sagt man von Punkten
oder Linien, welche innerhalb, bezw. ausserhalb dieses Winkelraumes liegen, auch
wol, dieselben lägen innerhalb, bezw. ausserhalb des Winkels. — Als Schenkel
eines Winkels können übrigens auch Strecken gelten, insofern auch durch sie
die bestimmten Richtungen, deren Unterschied durch den Winkel angegeben
werden soll, bezeichnet sind. In diesem Sinne kann man sagen, dass die Grösse
eines Winkels durch Verlängerung oder Verkürzung eines oder beider Schenkel
nicht verändert werde.
Um zwei Winkel BAC, B'A'C' ihrer Grösse nach zu vergleichen, kann man
sich den Winkelraum des einen in der Ebene so verschoben denken, dass der
Scheitel 4' auf den Scheitel 4 und der Schenkel A'B' in die Richtung des
Schenkels 4 fällt, und dass die beiden anderen Schenkel auf derselben Seite
von 45 liegen. Fällt dann auch A'C' in die Richtung von AC, so sind die
beiden Winkel gleich gross, fällt A'C' innerhalb des Winkels BAC, so ist
£L BAC < £ BAC; fillt endlich A'C' ausserhalb des Winkels BAC, so ist
S E TOC > 2 BAC
Man bezeichnet Winkel, namentlich bei Grössenvergleichungen, auch durch
je einen kleinen griechischen Buchstaben, welcher innerhaib des Winkels
nahe bei dem Scheitel geschrieben wird.
Ein Winkel BAC kann sowol durch Drehung des Schenkels 4 bis zum
Zusammenfallen mit 4C, als durch Drehung des Schenkels AC in entgegenge-
setzter Weise bis zum Zusammenfallen mit 4 beschrieben werden. Auf die
Grosse des Winkels ist dieser Unterschied ohne Einfluss, und wir sehen daher vor-
erst von demselben ab. Jeder einzelne Schenkel aber kann ausserdem auf zwei
Arten durch Drehung um den Scheitel in die Lage des andern gebracht werden,
denn die Drehung kann auf der einen oder auf der andern Flichenseite des
bewegten Schenkels erfolgen. Man kann hierbei die Seiten des Schenkels als
die rechte und die linke. (entsprechend der Bewegung einer Person in der
Richtung des Schenkels), und demnach eine Drehung nach rechts und eine
solche nach links unterscheiden. Die Grösse der Drehung, welche 4B zu machen
hat, um in die Lage von AC zu gelangen, wird im Allgemeinen in beiden Fällen
verschieden sein; beide Drehungen aber müssen einander stets zu einer vollen
Umdrehung ergänzen. Es giebt also stets zwei Winkel, welche denselben
Scheitel und dieselben Schenkel haben.
Sind diese beiden Winkel einander gleich, so heisst jeder derselben ein
gestreckter oder flacher. Ein solcher entspricht der Hälfte einer vollen
Umdrehung, und seine Schenkel liegen in gerader Linie, aber nach entgegen-
gesetzten Richtungen. Aus dieser Lage der Schenkel folgt, dass je zwei gestreckte
Winkel, wie oben angegeben, zur Deckung gebracht werden können, und dass
somit der Lehrsatz besteht:
Alle gestreckten Winkel sind gleich gross. (1)
Daher kann man auch den gestreckten Winkel als Grund-
S lage einer Eintheilung der Winkel nach ihrer Grósse benutzen.
<T KoklerW, Man unterscheidet zunächst solche Winkel, welche kleiner,
Tom und solche, welche grósser als ein gestreckter sind. Erstere
eA nennt man hohle oder concave, letztere erhabene oder
erhodbener convexe (auch wol tiberstumpfe). Von den beiden Winkeln,
mM ^ welche zu demselben Scheitel und denselben Schenkeln
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