die Anwendung im Steinkohlengebirge". Die in
Abschnitt 1 umrissenen erfolgreichen Vorunter-
suchungen zur geophotogrammetrischen Datener-
fassung legten es nahe, auch die Einsatzmóg-
lichkeiten der Photogrammetrie im Rahmen der
gefügekundlichen Untersuchungen weiter zu ver-
folgen. Der für diesen Zweck gebildeten
kleinen Arbeitsgruppe stehen neben den üb-
lichen bergbaubedingten Hilfsmitteln (z.B.
schlagwettergeschützte Blitzgeräte) u.a. zur
Verfügung:
- für Stereoaufnahmen zwei terrestrische Mef-
kammern TMK 6 der Firma ZEISS - Oberkochen,
die im Abstand von max. 4O cm auf einer
Basisschiene angeordnet sind und Stereo-
bildpaare ermöglichen auf Glasplatten im
Format 9x12 cm“ bei genähert parallel bzw.
horizontal ausgerichteten Aufnahmeachsen.
- Zum Ausmessen der Bilder ein für die Aus-
gabe dreidimensionaler Modellkoordinaten
mittels Kartenlocher ausgelegtes Stereo-
auswertesystem Planimat/Eccomat. Das System
läßt sich problemlos nur auf MeBkammerauf-
nahmen anwenden, für die durch eine geson-
derte Kalibrierung die Kammerkonstante und
die Lage des Bildhauptpunktes im System der
4 Rahmenmarken der Kammer bestimmt sind
(inneren Orientierung). Von den insgesamt
12 Parametern der äußeren Orientierung der
beiden Bilder sind im Auswertegerät 5 durch
das bekannteiterative Verfahren zur gegen-
seitigen Orientierung der beiden Bilder zu
bestimmen. Erst danach kann mit der stereo-
Skopischen Einmessung interessierender
Punkte der geologischen Trennfláchen be-
gonnen werden.
registrierten Modellkoordinaten und der zu-
sätzlich manuell erfaßten Informationen
wurde bisher eine zentrale EDV-Anlage der
RAG in Essen benutzt. (Die Verarbeitung be-
ginnt mit der Transformation der Punktkoor-
dinaten aus dem Modellsystem in das Objekt-
system, wozu die restlichen 7 äußeren Orien-
tierungselemente zu bestimmen sind. Aus den
in das Objektsystem transformierten Punkt-
koordinaten wird zunächst das Streichen und
Fallen der erfaßten geologischen Flächen
numerisch ermittelt. Die weiteren Verar-
beitungsprogramme dienen der statistischen
Aufbereitung und geologischen Deutung der
Erfassungsdaten (vgl. z.B. (4)).
3. Photogrammetrische Aktivitüten im AIM
Im Aachener Institut für Markscheidewesen,
Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau
(AIM) gab es schon verhältnismäßig früh Ver-
suche, Amateurkammern für Meßzwecke einzu-
setzen. (vgl. z.B. (26)). Als nach mehrjähriger
Pause etwa um 1973 wieder mit photogramme-
trischen Arbeiten begonnen wurde, bot sich als
handliches und preisgünstiges Aufnahmeinstru-
ment die leichte Meßkammer P 32 der Firma WILD
an. Sie wurde auf Veranlassung des AIM vom Her-
steller mit einem Réseau ausgestattet. Neben
der bei der Bestellung erbetenen Adaption auf
15 m erfolgten inzwischen Modifikationen für
die kürzeren Distanzen 6,5 m und 2,7 m (vgl.
(20)). Zur Sammlung weiterer Erfahrungen mit
Réseau-Kammern für den Nahbereich wurden im
AIM zwei schon ältere Fotoapparate Rolleiflex
jeweils mit einer Réseauplatte ausgestattet,
die 13 Kreuze aufweist (vgl. (22)].
Für die Kalibrierungszwecke steht dem AIM ein
ráumliches Testfeld zur Verfügung. Es umfaßt
u.a. rd. 160 Punkte, die auf zwei Innenhof-
118
Fassaden durch kreisfórmige Ringmarken aus
Kunststoff festgelegt sind. Die ráumlichen
mittleren Punktfehler liegen bei + 0,3 mm.
Test- und Kalibrierungsaufnahmen kónnen sowohl
von Bodenstandpunkten aus, als auch von den
Gegen-Fassaden des Testfeldes aus unter Be-
nutzung von 5 fest installierten Konsolen auf-
genommen werden. Für Kalibrierungen "on the
$ob" wurden kicht transportable Pa8punktge-
stelle aus zerlegbaren Holzfluchtstäben, Alu-
miniumrohren und kohlefaserverstärkten Kunst-
stoffstäben bereitgestellt.
In Ermangelung ausreichender finanzieller
Mittel mußte für Meßzwecke auf einen schon
älteren einfachen Stereokomparator STEKO 1818
aus Jena zurückgegriffen werden. Zur automa-
tischen Erfassung der Bildkoordinaten und
Parallaxen sowie der Eingaben über ein 8-
ziffriges Einstellwerk erfolgteder Anschluß an
einen Tischrechner mit Lochstreifenausgabe.
Das benutzte Digitalisiersystem von HEIDEN-
HAIN hat eine Auflösung von 0,5 nm. Dement-
sprechend waren bessere MeBmarken in Ring-
und Kreuzform und Vorsatzokulare für eine 16-
fache Vergrößerung bei Präzisionsauswertungen
bereitzustellen. Zur On-Line-Ausgabe ein-
facher Zeichnungen dient ein preisgünstiger
XY-Schreiber (Papierformat DIN A 3, Geschwin-
digkeit 75 cm/sec, Genauigkeit 0,2%). Die 1976
ausführliche dokumentierte Geräteversion (vgl.
(17)) wurde inzwischen dadurch verbessert, daß
der STEKO 1818 wahlweise auch an einen lei-
stungsfähigeren modernen Tischrechner an-
schließbar ist, der über ein Terminal Daten
mit einer Großanlage CYBER 175 austauschen
kann.
Zur Verarbeitung der Messungswerte stehen u.a.
Rechenprogramme für terrestrische Bündelaus-
gleichungen mit zusätzlichen Parametern und
unter Einbeziehung geodätischer Messungen zur
Verfügung (vgl. (7) bzw. (27)).
Eine ausführliche Erläuterung der im AIM für
Aufgaben der Bergschadenkunde und der be-
rührungslosen Tachymetrie entwickelten System-
Konfiguration (19) führte u.a. zur Mitarbeit
des Verfassers an dem im Abschnitt 2 umrisse-
nen RAG-Vorhaben. Die entsprechenden bis-
herigen Arbeiten beinhalteten u.a. (vgl.
(23)):
- die Entwicklung einer speziellen Aufnahme-
Basis für Stereoaufnahmen mit zwei Kammern
WILD P 32,
- Untersuchungen zur Auswahl zweckmáfBiger
Platten und Filme fiir MeBaufnahmen unter
Tage,
- Vergleichsmessungen am ZEISS-Planimat unter
Benutzung von TMK 6 bzw. P 32-Aufnahmen des
gleichen KohlenstoBes unter Tage,
- Testaufnahmen unter Tage mit den im AIM mo-
difizierten Rolleiflex-Fotoapparaten,
- Testauswertungen bei der Firma ZEISS am
Prototyp des neuen analytischen Stereoaus-
werte-Systems Planicomp.
4. Das künftige photogrammetrische Konzept
der RAG
4.1 Zusdtzliche aufnahmetechnische Komponenten
Die beiden in Abschnitt 2 erwähnten ZEISS-
Meßkammern TMK 6 haben sich in Verbindung mit
Vorsatzlinsen und mit der veränderlichen Basis
u.a. sehr bewährt bei der Aufnahme von Bohr-
kernen. Deren Gesamtdurchmesser beträgt in der
Regel 8 cm. Der photogrammetrisch zu erfassen-
de Bereich liegt zwischen 3 und 6 cm. Bei den