Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
      
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
      
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Unter der Bezeichnung Glukoproteide sind verschiedenartige zusammen- 
gesetzte Eiweißstoffe zusammengefaßt worden. Charakteristisch ist für sie der 
Gehalt an einer Zucker aufweisenden prosthetischen Gruppe. So sind 
Mannose, Galaktose und Glukosamin u.a. im Eiermuzin, im Serum- 
albumin und Serumglobulin aufgefunden worden. Galaktose und Mannose sind 
ferner Bestandteile von Milchalbumin. Kasein enthält Galaktose. Eieralbumin 
weist neben Mannose Glukosamin auf. Auch Pflanzenproteine können kohlen- 
hydrathaltig sein. So fand man Mannose im Weizengliadin. Von besonderer 
Bedeutung für die Auffassung der im Eiweiß aufgefundenen Kohlenhydrate als 
prosthetische Gruppe ist der Nachweis, daß sie in Form eines Polysaccharids 
vorhanden sind, das kein Reduktionsvermögen aufweist. Erst nach erfolgter 
Hydrolyse tritt dieses in Erscheinung. Damit ist bewiesen, daß die Kohlenhydrat- 
gruppe für sich besteht und nicht, was auch möglich gewesen wäre, Angehörige 
der Kohlenhydrate in Aminosäureketten eingebaut sind. 
Von den angeführten stickstofffreien Kohlenhydraten haben wir alle bereits 
kennengelernt. Es ist überraschend, daß Mannose und Galaktose Bausteine des 
Polysaccharids von Eiweißstoffen sind. Die erstere haben wir noch nicht als | | 
Bestandteil von besprochenen Verbindungen angetroffen, wohl aber die letztere 
als Baustein von Zerebrosiden (vgl. S. 43). Neu ist der Baustein Glukosamin. . 
Erwáhnt haben wir ihn kurz S. 74, jedoch seine Konfiguration noch nicht an- 
geführt. Sie entspricht derjenigen der Glukose: 
H H OHH HH OHH 
por | 
| | | | 20 i i | | zo 
HO.H.C-C-.C C.C Cà HO-Hesc e cer 
| EA *H EA | S 
OHOHH OH OHOHH NH, 
d-Glukose d-Glukosamin 
Il Glukosamin gehórt somit im Gegensatz zu den Aminosáuren und in Überein- 
il stimmung mit den fiir uns in Betracht kommenden Kohlenhydraten der d-Reihe 
|! an. Das d-Glukosamin ist zunáchst als Baustein des Chitins, einer bei den 
ul Arthropoden, Mollusken usw., vereinzelt auch bei Pilzen und Flechten weit ver- 
breiteten Verbindung, aufgefunden worden. Sie übernimmt bei diesen Stütz- 
und Schutzfunktionen. Bei uns fehlt Chitin. 
Es ist zur Zeit unbekannt, welche Bedeutung der Polysaccharidgruppe im 
I Eiweiß zukommt. Es ist vermutet worden, daß sie bei den Immunitätsreaktionen J 
| eine Rolle spielen könnte. | 
i Mit bestimmten Proteinen ist eine kohlenhydratführende Verbindung von 
| komplizierterem Bau verknüpft, die neben einer Aminohexose Glukuronsäure 
und Schwefelsäure enthält. Das am längsten bekannte Proteid dieser Art ist a 
das von Schleimdrüsenzellen gelieferte Muzin. Es fällt durch seine hohe Viskosität 
auf. Der Gehalt an ihm bedingt das ,,Fadenziehen des Speichels. Seine Funktion 
ist eine sehr bedeutungsvolle. Es schützt die Schleimhäute vor mechanischen, 
| thermischen, physikalisch-chemischen und chemischen Schädigungen, zugleich ] 
I bewirkt es Festhaltung von Wasser und damit das Feuchthalten derselben. 
Hi 1 Chitin liefert bei der Hydrolyse neben Glukosamin (wegen seines Vorkommens im Chitin 
| auch Chitosamin genannt) noch Essigsáure. Sie entsteht aus der mit der Aminogruppe des 
I 
| 
Aminozuckers verknüpften Azetylgruppe (— C — NH — OC - CH,). 
| 
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